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Gossau ZH
22.05.2024
03.06.2024 11:10 Uhr

Gemeinde Gossau plant eigenes Printprodukt

Die Gemeinde Gossau will ihre offiziellen Mitteilungen künftig über ein eigenes Printprodukt herausgeben.
Die Gemeinde Gossau will ihre offiziellen Mitteilungen künftig über ein eigenes Printprodukt herausgeben. Bild: Barbara Tudor
Die Gemeinde Gossau ZH will ihre Kommunikation zur Bevölkerung stärken. Dazu will sie auf Sommer 2024 ein eigenes Printmedienprodukt lancieren. Wie es mit dem bisherigen Publikationsorgan «Gossauer Info» weitergeht, ist nicht bekannt. Die «Gossauer Post» ist von den Plänen nicht tangiert und erscheint weiterhin wie gewohnt.

Die Gemeinde Gossau will ihre eigenen Kommunikationskanäle weiterentwickeln und ausbauen. Wie sie in einer Mitteilung schreibt, will sie auf Sommer 2024 eine eigene Printausgabe lancieren. Auch möchte sie künftig auf verschiedenen sozialen Kanälen präsent sein.

«Mit dieser strategischen Neuausrichtung sollen die Kommunikationsmittel effizienter und nachhaltiger gestaltet werden.» Ebenfalls erhoffe sie sich dadurch einen «direkteren und ausführlicheren Dialog» mit der Bevölkerung.

Seit Jahren publiziert die Gemeinde Gossau ihre Informationen neben ihrer Website auch im Heft «Gossauer Info», welches vom Verlag Textaid in Egg ZH herausgegeben wird und 4-mal im Jahr herauskommt. Für die im «Gossauer Info» publizierten Gemeindeseiten bezahlt die Gemeinde Gossau gemäss eigenen Angaben dem Verlag Textaid jährlich 32'000 Franken.

2-jähriger Testbetrieb

Wie es auf Anfrage von Zürioberland24 heisst, sei die neue Printausgabe ein eigenständiges Produkt. Im «Gossauer Info» würden aber weiterhin Artikel publiziert.

Die neue Printausgabe werde «intern produziert» und soll alle zwei Monate erscheinen. Sie soll «umfassend über alle relevanten Themen des Gemeinderates und der Gemeindeverwaltung» informieren. So nehme man die Informationsverantwortung wahr, mit der Bevölkerung im Dialog zu stehen. Diese erhalte damit die Informationen der Gemeinde «aus erster und dadurch verlässlicher Quelle.» Da es sich um eine gemeindeeigene Publikation handle, sei sie unabhängig vom Gewerbe. Auch werde es keine Werbung enthalten.

Es handle sich dabei um einen zweijährigen Testbetrieb. «Mitte 2026 werden die Ergebnisse ausgewertet und das weitere Vorgehen entschieden», so die Gemeinde weiter.

Der Name soll eine Überraschung sein. Wobei dieser im Dorf längst die Runde macht. Aber Zürioberland24 will kein Spielverderber sein und verrät ihn selbstverständlich nicht.

Kostet es den Steuerzahler mehr?

Die eigene Printausgabe sei «seit langem» geplant und im Budget 2024 enthalten. Da viele bisherige Kosten wegfallen würden, z. B. für den Druck und Versand von Informationsflyern in alle Haushaltungen, könne das neue Produkt «weitgehend kostenneutral» produziert werden.

Intern würden auch keine zusätzlichen Personalkosten entstehen, versichert die Gemeinde. Auch was die sozialen Medien anbelange, verfüge man «glücklicherweise intern über Knowhow», weshalb auch da keine zusätzlichen Kosten entstehen würden.

Im «Gossauer Info» werde man weiterhin Artikel platzieren. Für diese Mitteilungen bezahle man dem «Gossauer Info» wie bisher 32'000 Franken.

Bis auf die Auslagen von 32'000 Franken für das «Gossauer Info» macht die Gemeinde keine Angaben über die genauen Kosten des neuen Printprodukts. Im besagten Budget 2024 findet man keine Angaben dazu. Auf Seite 44 liest man im Budget-Sammeltopf Konto 12200.3130.00 von Fr. 372'400 lediglich diese Bemerkung: Zusätzliche Anlässe wie Rad-WM, Energieforum, regionales Turnfest, Workshops neuer Verkehrsrichtplan, neue Infoanlässe Bereich Umwelt, Website und Kommunikationsprojekte Therefore, PopUp Piazza.

Wohl nur die Gemeinde selbst weiss, dass mit dem Wort «Kommunikationsprojekte Therefore» ein neues Printprodukt gemeint ist. Die Bevölkerung, welche dafür letztendlich zahlt, wurde darüber jedenfalls nicht informiert und hatte auch keine Mitsprachemöglichkeit. Das mutet zumindest etwas merkwürdig an, geht es bei dem Projekt doch eben genau um den Dialog und um eine nachhaltigere Kommunikation.

Wenn die Gemeinde weiterhin 32'000 Franken fürs «Gossauer Info» (8'000 Franken pro Ausgabe) ausgibt und zusätzlich ein neues Produkt mit Gestaltungs- und Druckkosten mit externer Unterstützung lanciert, ist kaum vorstellbar, dass es «kostenneutral» erfolgen kann. Dies allein deshalb, weil die Gemeinde für ihr eigenes Produkt neu 6-mal im Jahr auch für die Zustellkosten in sämtliche Haushalte aufkommen muss. Zahlt der Steuerzahler von Gossau am Ende doch mehr?

Das Budget 2024 der Gemeinde macht keine genauen Angaben über die effektiven Kosten des neuen eigenen Printprodukts. Bild: Gemeinde Gossau ZH

Umsetzung mit Agentur in Zürich

Auf die Frage von Zürioberland24, wo das neue Printprodukt gestaltet und gedruckt wird, gab die Gemeinde keine Antwort. Aus verlässlicher Quelle erfuhr Zürioberland24, dass das geplante Printprodukt von einer Agentur in Zürich gestaltet werden soll. Es dürfte sich dabei um die Agentur Therefore handeln, welche im Budgettopf namentlich erwähnt ist. Gedruckt werden soll es in Hinwil.

Eine offizielle Ausschreibung für den Gestaltungs- und Druckauftrag erfolgte offensichtlich nicht. Man habe in einem vereinfachten Verfahren je drei Offerten eingeholt. Eine Information über entsprechende Kostengutsprachen sucht man auch in den Verhandlungsberichten des Gemeinderates vergebens.

Zukunft vom «Gossauer Info» unklar

Im März 2024 gab die Redaktion des «Gossauer Info» bekannt, dass sie sich über die Zukunft Gedanken mache. Ein Krankheitsfall und eine dadurch verzögerte Erscheinung des Heftes habe deutlich gemacht, dass ein entsprechendes Handeln wichtig sei. Man wolle die Herausgabe in absehbarer Zeit in jüngere Hände legen.

Auf eine Anfrage von Zürioberland24 vor wenigen Tagen wollte die 77-jährige Verlegerin Rita Gröbli keine Stellung nehmen. Auch die Gemeinde wollte keine Angaben machen, ob die Neulancierung des eigenen Produktes im Zusammenhang mit den Veränderungen beim «Gossauer Info» stehe.

«Die Gossauer Post ist von den Veränderungen nicht tangiert. Sie wird wie gewohnt erscheinen und unabhängig über das Leben in der Gemeinde berichten.»
Barbara Tudor, Verlegerin

«Gossauer Post» erscheint wie gewohnt

Die im 2019 lancierte «Gossauer Post» ist von den Veränderungen indes nicht tangiert. «Unsere unabhängige Gratiszeitung wird weiterhin wie gewohnt erscheinen», sagt Herausgeberin Barbara Tudor auf Anfrage.

Auf das Projekt der Gemeinde angesprochen, sagt sie: «Wir hatten bis zur Medienmitteilung der Gemeinde von letzter Woche keinerlei Kenntnisse von den Plänen der Gemeinde. Ich hatte mich, nachdem das 'Gossauer Info' Veränderungen ankündigte, beim Gemeindepräsidenten und Gemeindeschreiber gemeldet und einen unverbindlichen Austausch angeboten. Ich habe nie eine Antwort auf meine Anfrage erhalten und wir wurden auch nie für eine Offerte angefragt.»

Das Vorgehen sei zwar äusserst fragwürdig, überrasche sie aber nicht. «Wir haben noch nie Support von der Gemeinde bekommen. Wir stemmen die Zeitung seit der ersten Ausgabe aus eigener Kraft über den Verkauf von Werbeanzeigen. Wir machen die Gossauer Post für die Menschen, für die Vereine und für das Gewerbe. Damals wie heute möchten wir Freude in die Gossauer Haushalte bringen, unabhängig und positiv gestimmt über das bunte Leben in unserer schönen Gemeinde berichten.»

Zürioberland24/bt