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Kanton
03.12.2025

Medizin im Wandel durch KI

Expertinnen und Experten diskutieren an der Session «KI auf Rezept?» über die Rolle der Künstlichen Intelligenz in der Medizin in Zürich.
Expertinnen und Experten diskutieren an der Session «KI auf Rezept?» über die Rolle der Künstlichen Intelligenz in der Medizin in Zürich. Bild: Kanton Zürich
Künstliche Intelligenz bietet viel Potenzial, unsere Gesundheit zu verbessern. Darin sind sich alle Expertinnen und Experten einig. Aber wie lässt sich dieses am besten nutzen und welche Rolle spielt der Kanton dabei? Antworten lieferte die Session «KI auf Rezept?» der Standortförderung des Kantons Zürich an der Innovationskonferenz open-i.

Kerngesund bis zum letzten Lebenstag. Dieses Ziel soll mit Innovationen erreicht werden. «Wir entwickeln Technologien für ein möglichst bequemes Leben – und ist das erreicht, wollen wir, dass es besonders lange dauert», so fasst Markus Müller, Co-Leiter der Standortförderung Zürich, die Motivation im Trend-Bereich «Longevity» zusammen.

Alltagsdaten bergen grosses Potenzial

Für die Gesundheitsforscherin Susan Merillat hängt «Longevity» direkt mit der Analyse von Alltagsdaten zusammen. Davon sammeln wir heute, auch dank Smartwatch, eine enorme Menge: «Wir haben Informationen darüber, wie wir uns bewegen, wie wir schlafen, was wir einkaufen und auch mit wem wir in Kontakt treten.»

«All diese Daten geben einen umfassenden Eindruck über unsere Gesundheit», sagt die Forscherin der Universität Zürich. «Die Daten gilt es stärker zu nutzen». Aus diesem Grund entwickelt sie die Plattform «Lifestreams», die eine ganzheitliche Analyse von Alltagsdaten bieten soll. So liessen sich Entwicklungsprozesse einzelner Personen nachvollziehen.

Zudem sei die Einbindung von Forschungsdaten möglich und KI-gestützte Analysen könnten neue Perspektiven eröffnen. Zum Beispiel, indem Indizes für das soziale Wohlbefinden entwickelt werden – ein wichtiger Faktor für gesunde Langlebigkeit.

Markus Müller, Co-Leiter der Standortförderung Zürich, spricht über die Chancen von KI für den Standort Zürich und den Trend «Longevity». Bild: Kanton Zürich

KI in der Medizin: Anwendung hinkt hinterher

Ihre Kollegin Christina Röcke von der Universität Zürich betont allerdings auch: «Daten sind ein grosser Schatz, mit dem verantwortungsvoll umgegangen werden muss». Deshalb könnte das Potenzial aus regulatorischen Gründen heute oft nicht vollständig genutzt werden.

«Die Schere zwischen den technologischen Möglichkeiten und der praktischen Umsetzung ist heute noch enorm», findet auch Raphael von Thiessen, von der Standortförderung des Kantons Zürich. Hohe regulatorische Anforderungen ergeben sich vor allem dann, wenn die «feine Linie» zwischen administrativer Unterstützung und medizinischem Produkt überschritten werde. Das sei zum Beispiel der Fall, wenn ein KI-Tool Vorschläge für Diagnosen macht.

Regulatorien klären, Projekte umsetzen

Um Start-Ups dabei zu helfen, ihre KI-Produkte so zu gestalten, dass sie beispielweise auch die hohen regulatorischen Anforderungen von Spitälern erfüllen, hat die Standortförderung des Kantons Zürich die Innovation-Sandbox für Künstliche Intelligenz entwickelt.

Projektleiter Raphael von Thiessen betont, wie wichtig die Innovation-Sandbox gerade für den medizinischen Bereich ist: «Die Komplexität ist hoch, das Potenzial ist riesig und es mangelt an Knowhow zwischen den Akteuren.» Deshalb werden in der Sandbox gemeinsam mit allen relevanten Akteuren Lösungen entwickelt, die dann als «Best Practices» für andere KI-Vorhaben dienen können.

Diskussionsrunde «KI auf Rezept?» mit Michelle Plüss (MPAssist), Christina Röcke (Universität Zürich), Raphael von Thiessen (Kanton Zürich) und Moderator Thomas Kobel über den Einsatz von KI in der Medizin. Bild: Kanton Zürich

«Longevity-Tools» in der Praxis

Ein Erfolgsbeispiel der Sandbox ist das Start-Up MPAssist. Dieses ist spezialisiert auf die Transkription und Zusammenfassung von Arzt-Patienten-Konsultationen oder Operationsberichten. Gründerin Michelle Plüss berichtet, wie die Innovation den Alltag des medizinischen Personals verändert: «Eine Kundin erzählte mir, dass sie nun endlich keine Überstunden mehr machen muss.» Gerade angesichts des Fachkräftemangels sei das KI-Tool damit eine enorme Entlastung.

Und auch ein KI-gestütztes Diagnostiktool, das den regulatorischen Rahmenbedingungen eines öffentlichen Spitals gerecht wird, gibt es dank der Sandbox in Zürich bereits: die «digitale Augenklinik» des Stadtspital Triemli. Basierend auf Augenscans diagnostiziert das Tool eine Netzhauterkrankung. Dafür gebe es bereits viele private Anbieter – doch im Gegensatz zu denen ist die In-House-Entwicklung vollkommen transparent und sicher.

Der Standort Zürich arbeitet also am Ziel der «Longevity»: Durch Tools, die riesige Datenmengen nutzen, um die Diagnostik zu verbessern. Und durch Effizienzgewinne in der Arbeit von medizinischem Personal – damit mehr Zeit für die Patientenversorgung bleibt.

Zürioberland24/gg
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