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Rüti ZH
14.10.2025
14.10.2025 19:10 Uhr

Ein königlicher Abend voller Elgar-Klänge

Chor und Orchester der Chorwoche Zürcher Oberland 2025 unter der Leitung von Roger Widmer beim Abschlusskonzert in der Reformierten Kirche Rüti.
Chor und Orchester der Chorwoche Zürcher Oberland 2025 unter der Leitung von Roger Widmer beim Abschlusskonzert in der Reformierten Kirche Rüti. Bild: Lisa Messenzehl
Mit dem Abschlusskonzert am Freitag, 10. Oktober 2025 in der reformierten Kirche Rüti fand die Chorwoche Zürcher Oberland 2025 unter der Leitung von Roger Widmer ihren krönenden Abschluss. Chor und Orchester boten einen britisch-eleganten Abend voller Emotion, Dynamik und Klangfülle.

Eine intensive Probenwoche in der alten Turnhalle Wetzikon lag hinter den rund 70 Sängerinnen und Sängern, als sie am Freitagabend, 10. Oktober 2025 gemeinsam mit dem rund 40-köpfigen Ad-hoc-Orchester in der reformierten Kirche Rüti auftraten. Unter der Leitung von Roger Widmer präsentierte der Chor die Werke des britischen Komponisten Edward Elgar – ein Programm, das von düsterer Dramatik bis zu festlicher Noblesse reichte.

Dynamik und Gefühl im «Black Knight»

Eröffnet wurde der Elgar-Abend mit der Kantate «The Black Knight» – und gleich zu Beginn sorgte Roger Widmer für Nähe zwischen Bühne und Publikum. Vor jeder der vier Szenen erklärte er den Inhalt und den dramatischen Kontext, sodass die zahlreichen, erschienen Zuhörer die Handlung besser nachvollziehen konnten. Diese kurzen Erläuterungen halfen, die düsteren und erzählerischen Elemente von Ludwig Uhlands Gedicht zu verstehen und die musikalische Interpretation von Chor und Orchester noch intensiver zu erleben.

Schon in den ersten Takten zeigte sich, wie feinfühlig Chor und Orchester aufeinander abgestimmt waren. Die dynamischen Kontraste – vom feierlichen Einzug bis zum gespenstischen Totentanz – wurden eindrucksvoll ausgestaltet. Da Elgar auf Solisten verzichtete, übernahm der Chor alle Rollen souverän und setzte die unterschiedlichen Charaktere in jeder Szene überzeugend um. Widmers emotionale, präzise Gestik übertrug sich spürbar auf Sängerinnen, Sänger und Musiker. Während der Text stellenweise düster anmutete, entfaltete die Musik eine farbige und abwechslungsreiche Wirkung.

Orchester mit Gänsehautfaktor

Nach dem ersten Werk überliess der Chor die Bühne dem Orchester. Die Musikerinnen und Musiker interpretierten Elgars «Enigma-Variationen» (Nr. 1 und Nr. 9, Nimrod) mit ruhiger, tief bewegender Intensität. Besonders die berühmte «Nimrod»-Variation sorgte für Gänsehautmomente im Publikum – fein gespielt, klanglich ausgewogen und voller Wärme. Das Ad-hoc-Orchester beeindruckte durch Präzision, Ausdruckskraft und einen imposanten Gesamtklang.

Farbenfrohe Reise durch die Highlands

Im zweiten Teil folgte der sechsteilige Zyklus «From the Bavarian Highlands», geprägt von heiteren, fast volksliedhaften Melodien. Der Chor brachte die unterschiedlichen Stimmungen – von zart und besinnlich bis lebendig und festlich – mit Leichtigkeit und musikalischem Feingefühl zum Ausdruck. «Noblesse oblige» könnte man sagen: britisch elegant, aber mit herzlicher Energie.

Roger Widmer animiert das Publikum mit sichtlicher Freude, beim berühmten Marsch «Pomp and Circumstance» mitzusingen, und sorgt so für einen festlichen Höhepunkt des Abschlusskonzerts. Bild: Lisa Messenzehl

Feierlicher Höhepunkt

Zum Schluss erklang der berühmte Marsch «Pomp and Circumstance», mit dem Chor, Orchester und Dirigent nochmals zur Höchstform aufliefen. Roger Widmer lud das Publikum ein, mitzusingen – was begeistert aufgenommen wurde. Der mitreissende Schluss sorgte für Standing Ovations und eine spontane Zugabe: Noch einmal erfüllten die majestätischen Klänge den Kirchenraum.

Ein Erlebnis, das sich immer lohnt

Das Abschlusskonzert der Chorwoche Zürcher Oberland 2025 war musikalisch und emotional reichhaltig – königlich, britisch und voller Leidenschaft. Der Spirit einer solchen Woche entsteht durch die Art, wie Roger Widmer die Sängerinnen und Sänger führt: Man wagt sich an Werke heran, die anfangs vielleicht unbekannt oder herausfordernd wirken, doch durch sein Vertrauen, seine motivierende Leitung und die lockere, fröhliche Stimmung wird jede Unsicherheit aufgehoben.

Eine langjährige Teilnehmerin fasst ihre Erfahrung zusammen: «Auch wenn ich ein Werk zu Beginn gar nicht kenne oder nicht sofort mitfühle – am Ende bin ich immer begeistert. Das ist der Spirit der ganzen Woche: Man wächst gemeinsam, lernt Neues und hat dabei so viel Freude.»

Auch für das Publikum lohnt sich ein Besuch jedes Jahr – nicht zuletzt aufgrund der positiven Rückmeldungen der Besucherinnen und Besucher. Die intensive Probenarbeit des Chors innerhalb einer Woche, die abwechslungsreiche Programmgestaltung sowie die feinsinnige Interpretation machen das Abschlusskonzert zu einem einmaligen Erlebnis.

Ein Tipp für alle Musikinteressierten: Auch wenn das Stück unbekannt ist, lohnt sich der Besuch – das Konzert begeistert stets und eröffnet neue musikalische Eindrücke.

Gabriela Gasser