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Wetzikon
09.10.2025
09.10.2025 09:33 Uhr

Neue Strategie fürs Wildbach

Der Stadtrat hat eine neue Strategie für das Pflegezentrum Wildbach erarbeitet. Auf die Sanierung des defizitären Zentrums geht der Stadtrat dabei nicht ein. (Archivbild)
Der Stadtrat hat eine neue Strategie für das Pflegezentrum Wildbach erarbeitet. Auf die Sanierung des defizitären Zentrums geht der Stadtrat dabei nicht ein. (Archivbild) Bild: Stadt Wetzikon
Der Stadtrat Wetzikon hat für das Pflegezentrum eine neue Strategie für die Jahre 2026 bis 2029 verabschiedet. Dabei wurden vier Kernfelder definiert. Die finanzielle Sanierung des defizitären Heims ist offenbar keines davon.

In den vergangenen Jahren hat sich das Umfeld stationärer Pflege stark gewandelt. Aufenthalte in Pflegeheimen sind oft kurzfristiger und zeitlich begrenzter, gleichzeitig steigt die Pflegebedürftigkeit der Bewohnenden. Auch die Erwartungen an Qualität, Flexibilität und Infrastruktur nehmen kontinuierlich zu, so der Stadtrat Wetzikon.

Nicht mehr tragfähig

Die Aufnahme in die neue kantonale Pflegeheimliste – die Ausschreibung erfolge voraussichtlich Anfang 2027 – erfordere die Erfüllung der deutlich strenger werdenden Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit bzw. Effizienz, Infrastruktur und Qualität der Leistungserbringung.

«Der Erfolg des Pflegezentrums Wildbach in Wetzikon bedingt Wettbewerbsfähigkeit in Form von zeitgemässem Komfort, bedarfsgerechten Angeboten und attraktiven Arbeitsbedingungen», schreibt der Stadtrat weiter. Die bisherige Strategie des Pflegezentrums habe sich vor diesem Hintergrund als nicht mehr tragfähig erwiesen und sei deshalb grundlegend überarbeitet worden.

Die neue Strategie nehme die gesellschaftlichen Entwicklungen und aktuellen Trends in Bezug auf eine integrierte und bedarfsgerechte 
Versorgung auf und sei stringent, zukunftsgerichtet und ausgewogen, heisst es in der Mitteilung vom 9. Oktober 2025.

Die neue Strategie ermögliche eine Weiterentwicklung des Pflegezentrums in einen «modernen, bedarfsgerechten, wettbewerbsfähigen und vor allem selbsttragenden Eigenwirtschaftsbetrieb», der den Bedarf der Anspruchsgruppen sowie die Anforderungen für die Aufnahme in die neue Pflegeheimliste erfülle.

 

Vier Handlungsfelder

Die Zielsetzung der Strategiearbeit sei eine nachhaltige Transformation des Pflegezentrums Wildbach in ein modernes, zukunftsgerichtetes, wettbewerbsfähiges und selbsttragendes Pflegezentrum, das den Bedarf der Anspruchsgruppen sowie die Qualitäts-, Wirtschaftlichkeits- 
und Infrastruktur-Anforderungen für die Aufnahme und den Verbleib auf der Pflegeheimliste erfülle.

Die neue Strategie baut auf vier wesentliche Handlungsfelder auf: Personelle Ressourcen, Entwicklung der Kernleistungen, Entwicklung von Nebenleistungen sowie der Erhalt und die Weiterentwicklung der Infrastruktur.

Verstärkte betriebswirtschaftliche Steuerung

Zur Sicherstellung einer nachhaltigen Führung werde der Fokus auf die Einführung von Instrumenten für eine verstärkte betriebswirtschaftliche Steuerung gelegt. Diese sollen über alle Führungsebenen hinweg verankert werden. Zudem würden Synergien innerhalb der Stadtverwaltung geprüft.

Neben dem stationären Langzeitangebot des Wildbachs soll die Stärkung der Abteilung für Akut- und Übergangspflege (AÜP) ist ein zentrales Element der neuen Strategie sein. Das Pflegezentrum erbringe in diesem Bereich bereits heute die meisten Leistungen in der Region und erfülle die Anforderungen der kantonalen Pflegebettenplanung. Ergänzend werde ein umfassendes Gastro-Konzept entwickelt werden, das die Essensversorgung von Bewohnenden, Restaurantgästen, Mitarbeitenden und externen Partnern abdecke.

Vision «Gesundheits-Campus»

Im Sinne einer integrierten Versorgung sollen Angebote über die stationäre Langzeitpflege hinaus geprüft werden. Die Vision eines Gesundheits-Campus bilde den Rahmen für neue Konzepte wie betreutes Wohnen, Entlastungsangebote für Angehörige oder die Ansiedlung von Gesundheitsdienstleistern. Zudem werde eine engere Zusammenarbeit mit der benachbarten Genossenschaft Alterssiedlung Wetzikon angestrebt. 

 

Gestaffelte Umsetzung

Die Umsetzung der Strategie erfolge gestaffelt. Bereits kurzfristig wird die Stärkung der Akut- und Übergangspflege (AÜP) sowie die Entwicklung des Gastro-Konzepts angegangen. Parallel starten die Arbeiten zur infrastrukturellen Weiterentwicklung, insbesondere mit Blick auf die Liegenschaft Buche.

Langfristig verfolgt der Stadtrat die Vision eines Gesundheits-Campus, auf dem Pflegeangebote, Alterswohnen und ergänzende Dienstleistungen enger miteinander verzahnt werden. Dieses Modell soll die integrierte Versorgung der Bevölkerung verbessern und gleichzeitig die Eigenwirtschaftlichkeit des Pflegezentrums sichern.

Wildbach in finanzieller Schieflage

Die Jahresrechnung des Pflegezentrums Wildbach weist in der Jahresrechnung 2024 einen Verlust von 1,8 Mio. Franken aus. Das macht den Wetziker Parteien Sorgen. EDU, FDP, SVP, SP und EVP haben Ende Juni 2025 ein Postulat eingereicht, in dem sie eine transparente Aufarbeitung und eine tragfähige Sanierungsstrategie für das Pflegezentrum fordern.

Der Stadtrat hat sich bislang nicht dazu geäussert. Auch in der Medienmitteilung zur neuen Strategie 2026–2029 äussert sich der Stadtrat nicht zum Thema Sanierung.

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Zürioberland24/bt