Um die Finanzen der Gemeinde Gossau ZH ist es schlecht bestellt. Der Selbstfinanzierungsgrad lag per Ende 2024 bei gerade einmal 47%, und auch das Jahresergebnis sinkt seit 2021 kontinuierlich und hat 2024 einen neuen Tiefstand erreicht.
Im vergangenen November wurde das Budget 2025 der Gemeinde nur mit massiven Kürzungen angenommen. Dazu gehörten u.a. Einsparungen von 250‘000 Franken bei den Personalkosten der Verwaltung. Das ging der SVP Gossau jedoch zu wenig weit. Angesichts der negativen Entwicklung der Gemeindefinanzen, kündigte die SVP Gossau die Einreichung einer Initiative zur Schuldenbremse an. Zur Erarbeitung einer solchen lud die Partei andere Parteien und die Bevölkerung ein, mitzuwirken.
Im Frühjahr 2025 wurde die Initiative zu einer Schuldenbremse eingereicht. Diese ging dem Gemeinderat zu weit, weshalb sie einen Gegenvorschlag ausarbeiteten. Dieser Vorschlag kommt nun am 28. September 2025 zu Abstimmung.
Zürioberland24: Warum hat die SVP Gossau die Einzelinitiative gestartet?
Claudio Zanetti: Angesichts steigender Kosten wie Mieten, Krankenkassenprämien, Energie usw., die den Menschen das Leben erschweren, betrachten wir es als unsere Aufgabe, eine substanzielle und nachhaltige Entlastung herbeizuführen.
Im Bereich der öffentlichen Finanzen haben wir es in der Hand, gemeinsam festzulegen, welche Leistungen wir vom Staat tatsächlich erwarten, und was wir dafür zu zahlen bereit sind.
Was macht euch Sorgen?
Die Finanzlage von Gossau präsentiert sich nicht gerade rosig. Mit einem Steuerfuss von 117% der einfachen Staatssteuer zählt sie zu den teuersten Gemeinden im Kanton Zürich. Im Jahr 2024 wurde gerade einmal ein Selbstfinanzierungsgrad von 47% erreicht. Die Investitionsausgaben können somit nicht vollumfänglich aus den selbst erwirtschafteten Mitteln finanziert werden.
Gleichwohl steigen die Ausgaben, wobei uns vor allem der Anstieg der Personalkosten bei der Gemeindeverwaltung Sorge bereitet. So kann es nicht verwundern, dass die Schuldenkurve steil ansteigt.
Mit rund 12 Millionen Franken macht der Finanzausgleich des Kantons Zürich rund 15% sämtlicher Erträge in Gossau aus. Bedeutsam sind auch die Einnahmen aus der Grundstückgewinnsteuer und die Ausschüttungen der Kantonalbank, die in den vergangenen Jahren regelmässig höher ausfielen als budgetiert. Aber darauf sollten wir nicht bauen.
In den letzten Jahren wurde das Budget auch wegen der Flüchtlingskrise belastet...
Ja. Den Entwicklungen im Sozial- und Asylbereich sind die Gemeinden praktisch wehrlos ausgeliefert ist. Hier müssten auch der Kanton und vor allem der Bund handeln. Die Probleme können nicht auf ewig mit Geld, das wir nicht haben, zugedeckt werden.