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Wetzikon
06.06.2024
06.06.2024 16:53 Uhr

Ortsplanungsrevision: Startschuss erfolgt

Die Stadt Wetzikon bekommt in den nächsten Jahren eine neue Ortsplanung (Archivbild).
Die Stadt Wetzikon bekommt in den nächsten Jahren eine neue Ortsplanung (Archivbild). Bild: SafeRC/C. Abplanalp
In den kommenden vier Jahren wird die Stadt Wetzikon ihre Ortsplanung revidieren. Dabei soll die Bevölkerung aktiv involviert werden. Im Interview erklärt Stadtrat Stefan Lenz, was die grössten Herausforderungen sind und warum die Wetziker Bevölkerung aktiv in den Prozess einbezogen wird.

In der Ortsplanung wird u.a. geregelt, wie der Verkehr fliessen und wie sich die Strassenräume und Grünflächen entwickeln sollen. Aber auch, wie hoch und dicht in Zukunft gebaut werden darf, wird in der Ortsplanung festgelegt. Für die Ortsplanung gibt es in der Schweiz klare gesetzliche Grundlagen.

In der ersten Phase, die von 2024 bis 2025 dauern wird, werden in Wetzikon die Grundlagen für die Überarbeitung des kommunalen Richtplans entwickelt. In der zweiten Phase (2026 bis 2027) soll mit diesen Grundlagen die kommunale Richt- und Nutzungsplanung überarbeitet werden.

Bevölkerung soll eingebunden werden

Die Stadt möchte die Bevölkerung in den ganzen Prozess einbeziehen und führt das Projekt unter dem Slogan «Wetzikon vielsichtig». Über die Website www.vielsichtig.wetzikon.ch kann sich die Wetziker Bevölkerung informieren und wird über die einzelnen Projektschritte auf dem Laufenden gehalten.

«Es gibt nicht mehr Boden und nicht mehr Raum. Die Anforderungen werden immer komplexer.»
Stefan Lenz, Stadtrat Ressort Hochbau + Planung

Geplant sind vier Massnahmenpakete: eine Kick-off-Infoveranstaltung, eine Online-Umfrage, verschiedene Dialogveranstaltungen sowie Workshops. Die Auftaktveranstaltung fand Ende Mai statt, bis am 16. Juni 2024 läuft eine Online-Umfrage, bei der die Meinungen der Wetziker Bevölkerung zu den Themen Siedlungsentwicklung, Freiräume und Verkehr in Wetzikon eingeholt werden. Im Herbst 2024 sollen Dialogveranstaltungen zu unterschiedlichen Themen angeboten werden und 2025 sind Workshops geplant, wo konkrete Fragen zur Ortsplanungsrevision (OPR) bearbeitet werden sollen.

Stefan, wo siehst du die grössten Herausforderungen im Projekt?

Stefan Lenz: Das ist der ehrgeizige Zeitplan, den wir verfolgen. In den letzten 10 bis 15 Jahren wurde in Wetzikon viel gebaut. Die Stadt und Private sind zahlreiche Planungsverfahren angegangen, die eine Siedlungsentwicklung nach innen anstreben. Diese Verdichtung und die Veränderungen der gebauten Umgebung werden kritischer beurteilt als auch schon. Der Druck auf den städtischen Raum ist gestiegen. Weiter hat der Verkehr zugenommen. Diese Themen bewegen. Es gibt nicht mehr Boden und nicht mehr Raum, die Anforderungen werden immer komplexer. Darauf müssen wir Antworten in der beschränkten Zeit finden.

Inwieweit unterscheidet sich diese Revision von der letzten?

Die Mobilität hat in dieser OPR mit der Ausarbeitung einer Mobilitätsstrategie und eines Gesamtverkehrskonzepts einen grossen Stellenwert. Zentral dabei ist, dass die Verkehrsaspekte abgestimmt werden mit den Anforderungen an eine qualitätsvolle Siedlungsentwicklung und der Sicherung und Weiterentwicklung von Grün- und Freiräumen. Bei der letzten OPR standen klimatische Aspekte der Stadtentwicklung weniger im Fokus. Zudem hat sich das Bewusstsein geschärft, dass der städtische Aussen- und Freiraum gerade mit der städtischen Verdichtung und dem Wachstum ausgesprochen wichtig ist. Sozialräumliche Aspekte werden wir in dieser OPR neben klimatischen Themen ebenfalls aktiv einbeziehen.

Hat die OPR Einfluss auf die Planung des Masterplans Unterwetzikon?

Die beiden Planungen werden inhaltlich aufeinander abgestimmt. Erkenntnisse aus der schon weiter fortgeschrittenen Planung beim Bahnhof müssen selbstverständlich in die OPR einfliessen. Wichtig ist auch, die Beteiligung aus den Planungsverfahren aufeinander abzustimmen. Wir haben deshalb mit «Wetzikon vielsichtig» einen klar unterscheidbaren Auftritt gegen aussen gewählt. Die Stadt plant nicht nur beim Stadtraum Unterwetzikon, es gibt weitere planerische Schwerpunkte und Prozesse, z.B. auch in Oberwetzikon oder im Binzacher.

Mit der Stadtraumplanung und der Ortsplanungsrevision hast du gleich zwei Mammutprojekte am Laufen. Ist das nicht etwas viel auf einmal?

Es ist in der Tat nicht einfach, zwei solche Grossprojekte parallel abzuwickeln – insbesondere als Stadtrat im Milizamt. Darum ist es notwendig, die Aktivitäten immer wieder zu priorisieren und zu fokussieren. Meine grosse Projekterfahrung hilft dabei sicherlich.

Wie viele Leute arbeiten insgesamt an dem Projekt?

Zusammengefasst sind rund zwölf Personen stadtintern und -extern aktiv involviert. Dazu kommen noch etwa zehn Personen, die situativ involviert werden – das Parlament mit der Fachkommission 1 nicht mitgerechnet. Wir arbeiten während der ganzen OPR mit externen Fachleuten der Bereiche Raum- und Verkehrsplanung, Kommunikation und Beteiligung sowie Sozialraum zusammen. Wir haben somit ein Projektteam aus internen und externen Fachleuten gebildet.

«Die Menschen, die hier leben und arbeiten, sollen ihr Umfeld soweit möglich aktiv mitgestalten und – ganz wichtig – auch ihr Lokalwissen einbringen können.»
Stefan Lenz

Ihr wollt die Bevölkerung mit verschiedenen Massnahmen aktiv einbeziehen. Was erhofft ihr euch davon?

Die OPR betrifft in ihrem Ergebnis die Wetzikerinnen und Wetziker sehr direkt. Die Menschen, die hier leben und arbeiten, sollen ihr Umfeld soweit möglich aktiv mitgestalten und – ganz wichtig – auch ihr Lokalwissen einbringen können. Die Ansprüche an die Raumentwicklung sind komplex und kontrovers. Mit einer Beteiligung und einer umfassenden Information sollen die interessierte Bevölkerung und die Politik ihre Anliegen und Bedenken frühzeitig einbringen und den Weg wie auch die Entscheidungen nach vollziehen können. Damit die OPR auch für nächste Generationen taugt, braucht es eine Zukunfts- und Konsensorientierung. Wir möchten durch den Dialog Verständnis und einen gewissen Konsens in wichtigen Fragen erreichen. Wir sind überzeugt, dass die Planung so besser wird.

Was fasziniert dich persönlich an dem Projekt?

Die OPR ist ein Generationenprojekt, wir planen Wetzikon für die nächste Generation. Das tun zu können, ist nicht alltäglich und ich betrachte dies als Privileg. Zudem bearbeite ich gerne anspruchsvolle Aufgaben, in die die Menschen aktiv involviert, die aber auch durchdacht angegangen werden.

Dossier

Weitere Informationen zur Ortsplanungsrevision findest du im Themen-Dossier auf zuerioberland24.ch

Barbara Tudor