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23.11.2025
23.11.2025 04:10 Uhr

«Regio 144 nicht gefährdet»

Markus Honegger, Geschäftsführer der Regio 144 AG: «Die Bevölkerung darf weiter sicher sein, dass bei Notfällen ein Rettungswagen kommen wird.»
Markus Honegger, Geschäftsführer der Regio 144 AG: «Die Bevölkerung darf weiter sicher sein, dass bei Notfällen ein Rettungswagen kommen wird.» Bild: Regio144/ZO24
Die Bevölkerung macht sich Sorgen, dass sie bei einer GZO-Schliessung nicht rechtzeitig in einem Notfall wären. Wir haben mit Markus Honegger, Geschäftsführer der Regio 144 AG, darüber gesprochen.

Im Zusammenhang mit dem GZO-Spital und einer möglichen Schliessung machen sich die Menschen Sorgen, dass sie es im Ernstfall nicht rechtzeitig in den Notfall schaffen.

Für Notfälle im Zürcher Oberland, im Linth-Gebiet und am Zürichsee ist «Regio 144» zuständig. Wir haben uns mit dem Geschäftsführer der Regio 144 AG, Markus Honegger, darüber unterhalten.

Zürioberland24: Wie viele Einsätze fährt Regio 144 insgesamt pro Jahr?

Markus Honegger: Im Jahr 2024 leistete die Regio 144 AG gesamthaft 10'080 Einsätze. Knapp 60 Prozent davon waren sogenannte dringliche Einsätze, also mit Blaulicht und Sirene.

«Wir bringen durchschnittlich acht Patienten pro Tag ins GZO.»
Markus Honegger, Geschäftsführer Regio 144 AG

Wie hoch ist der Anteil an Fahrten zum GZO?

2024 haben wir gesamthaft 3'000 Patientinnen und Patienten ins GZO gefahren. Etwas über 10 Prozent davon waren schwer – das bedeutet potentiell lebensbedrohlich – verletzt oder erkrankt.

Das GZO Spital Wetzikon ist das am meisten durch uns angefahrene Spital; durchschnittlich bringen wir jeden Tag acht Patienten nach Wetzikon.

Was würde eine Schliessung des GZO für Regio 144 bedeuten?

Die Regio 144 AG entstand 2007 durch Zusammenlegung des Rettungsdienstes GZO mit dem Rettungsdienst Spital Uznach. Seit bald 20 Jahren ist die Regio 144 AG somit eine eigenständige Aktiengesellschaft. Aus diesem Grund wäre die Regio 144 AG als Unternehmen bei einer Schliessung des GZO selber nicht gefährdet und würde wie bisher weiterbestehen.

Eine Schliessung des GZO hätte aber einen grossen Einfluss auf unsere tägliche Arbeit – insbesondere darauf, in welches Spital wir die Patienten fahren.

Um unsere Fahrdistanzen und Einsatzzeiten möglichst kurz zu halten und der Bevölkerung eine wohnortnahe Hospitalisation zu ermöglichen, wäre es nötig, dass die umliegenden Spitäler bei einer GZO-Schliessung ihre Kapazitäten erweitern würden. Ob solche Pläne bestehen und wie diese konkret ausgestaltet sind, entzieht sich unserer Kenntnis. Ohne ausgebaute Aufnahmekapazitäten sind Engpässe absehbar.

Wir gehen bei unseren Planungen davon aus, dass es bei einer Schliessung des GZO mehr Einsätze für die Regio 144 AG geben würde. Tendenziell würden wahrscheinlich Patienten, die heute selbständig ins GZO gehen, eher den Rettungsdienst rufen, da sie längere Anfahrtswege zum Spital hätten. Das würde für die Regio 144 AG eine Einsatzzunahme bedeuten.

Ganz generell fehlen schweizweit Erfahrungen mit der «unkontrollierten» Schliessung so grosser Spitäler, wie es das GZO ist.

Was benötigt Regio 144 im Falle einer GZO-Schliessung?

Als Rettungsdienst müssen wir immer für Notfälle bereit sein. Wir bewältigen täglich zwischen 9 und 37 Einsätze – ohne zu wissen, wie viele Einsätze wir heute oder morgen haben werden. Täglich müssen genügend Rettungswagen bereitstehen, egal ob sie gebraucht werden oder nicht.

Aktuell stehen tagsüber vier Rettungswagen bereit. Das Einsatzaufkommen wird laufend überwacht, bei längerfristig erkennbaren Tendenzen einer Zu- oder Abnahme des Bedarfs,wird diese Vorhalteleistung angepasst. Das ist ein bereits heute üblicher Prozess, der im Falle einer Schliessung des GZO engmaschiger und intensiver überwacht würde.

Dank genügend Personal und Reservefahrzeugen könnte die Regio 144 AG rasch reagieren und die Vorhalteleistung anpassen. Sollte die Mehrbelastung anhalten, müsste der Personalbestand mittelfristig aufgestockt werden.

Bei einer Schliessung des GZO würden uns vor allem Notfallstation-Aufnahmekapazitäten fehlen. Auf welche Spitäler wir die Patienten verteilen können, und was das wiederum für die Bevölkerung jener Spitäler bedeutet, können wir heute nicht abschliessend sagen.

Die rettungsdienstliche Notfallversorgung wäre auch aus unserer Sicht weiterhin gesichert. Die Bevölkerung darf weiter sicher sein, dass bei Notfällen ein Rettungswagen kommen wird. Daran wird sich nichts ändern.

Es ist Teil der täglichen Arbeit unserer Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter, am Einsatzort aufgrund der Verletzung oder Erkrankung zu entscheiden, welches Spital das geeignete ist und Aufnahmekapazität hat. Es liegt tief in der DNA der Rettungsdienst-Mitarbeitenden, für jede Situation die bestmögliche Lösung zu finden.

Ob bei einer Schliessung des GZO die Notfallversorgung gefährdet wäre, lässt sich zusammenfassend sagen: Die Versorgung durch den Rettungsdienst wäre lückenlos weiter gewährleistet. Aber es hätte einen Einfluss darauf, wohin der Patient oder die Patientin durch den Rettungsdienst zur Behandlung transportiert wird.

«Die rettungsdienstliche Notfallversorgung wäre aus unserer Sicht weiterhin gesichert. Die Bevölkerung darf weiter sicher sein, dass bei Notfällen ein Rettungswagen kommen wird. Daran wird sich nichts ändern.»
Markus Honegger

Der Regierungsrat sagt, dass die Notfallversorgung auch bei einem Wegfall gesichert sei. Was sagen Sie dazu?

Die rettungsdienstliche Notfallversorgung wäre auch aus unserer Sicht weiterhin gesichert. Die Bevölkerung darf weiter sicher sein, dass bei Notfällen ein Rettungswagen kommen wird. Daran wird sich nichts ändern.

In welches Spital dieser Rettungswagen dann mit der Patientin oder dem Patienten fährt, wird sich anhand der freien Spitalkapazitäten ergeben. Unsere Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter sind aber erfahren darin, den richtigen Platz für unsere Patienten zu finden.

Ist die Gesundheitsdirektion diesbezüglich in Kontakt mit Regio144?

Ja, es besteht ein regelmässiger Austausch mit der Gesundheitsdirektion.

«Es gibt viele Situationen, in denen die Teams der Regio 144 bereits am Einsatzort lebensrettende Massnahmen einleiten können.»
Markus Honegger

Viele Menschen machen sich Sorgen, dass sie es bei einer Schliessung des GZO nicht rechtzeitig in ein anderes Spital schaffen. Können Sie den Ablauf schildern, z. B. im Fall eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls, wenn Regio 144 beim Patienten eintrifft?

Es gibt diejenigen Fälle, zu denen wir dringlich, das heisst mit Blaulicht und Sirene, ausrücken und die wir dann vor Ort stabilisieren können. Zum Beispiel ein gebrochener Unterschenkel. Nach einer guten Schmerztherapie und dem Anbringen einer stabilisierenden Schiene sind die Schmerzen weitgehend weg und die Patientin kann ohne Blaulicht in ein Spital transportiert werden. Ob diese Fahrt 10 oder 30 Minuten dauert, ist aus medizinischer Sicht in der Regel nicht relevant.

Dann gibt es diejenigen Fälle, die zeitkritisch sind und die durch den Rettungsdienst vor Ort nicht umfassend «entschärft» werden können. Dazu gehören unter anderem Herzinfarkt und Schlaganfall, aber auch Krankheitszustände wie beispielsweise eine schwere Blutvergiftung (Sepsis).

In diesen Fällen muss der Patient schnellstmöglich der Behandlung im Spital zugeführt werden. Dazu wird das nächstgelegene Spital angefahren, welches die benötigte Therapie anbietet. Beim akuten Herzinfarkt wäre das ein Zentrumsspital mit Herzkatheterlabor. Bei Schlaganfall und Sepsis könnte das auch das GZO sein. In diesen Fällen kann eine Verzögerung aufgrund einer längeren Fahrt einen negativen Einfluss auf den weiteren Verlauf haben. 

Je nach Krankheits- oder Verletzungsbild und der daraus abgeleiteten Arbeitsdiagnose versucht das Rettungsdienst-Team zu stabilisieren, z. B. äussere Blutungen stoppen oder medikamentös den Kreislauf unterstützen, mit einer Therapie zu beginnen, z. B. Sauerstoffgabe bei Asthmaanfall oder Blutverdünnung bei Herzinfarkt, oder Symptome zu mildern, z. B. Gabe von Schmerzmitteln. Anschliessend erfolgt der Transport zum geeigneten Ziel, meist in ein Spital.

Es gibt viele Situationen, in denen die Teams der Regio 144 bereits am Einsatzort lebensrettende Massnahmen einleiten können. 

Wie sind die Rettungswagen der Regio 144 ausgerüstet?

Das wichtigste in jedem Rettungswagen ist das Personal: 62 Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter arbeiten bei der Regio 144 im Schichtdienst, jeweils zwei von ihnen besetzen einen Rettungswagen.

Die Fahrzeuge selbst sind einheitlich ausgestattet. An Bord finden sich unter anderem Bergungsmaterial, medizinische Ausrüstung wie Infusionen, Medikamente, Sauerstoff und Verbandsmaterial sowie moderne Medizintechnik. Dazu gehört ein Patientenmonitor, der Blutdruck, EKG und Sauerstoffsättigung misst und auch als Schrittmacher oder Defibrillator eingesetzt werden kann.

Trotzdem bleiben die diagnostischen Möglichkeiten im Rettungsdienst begrenzt: Weder Röntgen, Ultraschall noch Laboranalysen oder CT-Untersuchungen sind im Rettungswagen möglich. Auch therapeutisch ersetzt ein Rettungswagen kein Spital: Innere Blutungen gehören unverzüglich in den Operationssaal, Schlaganfälle in eine spezialisierte Schlaganfallstation und akute Herzinfarkte ins Herzkatheterlabor.

Gleichzeitig gibt es viele Situationen, in denen die Teams der Regio 144 bereits am Einsatzort lebensrettende Massnahmen einleiten können. Entscheidend ist dabei die Ursache des medizinischen Problems. Lässt sie sich sofort behandeln oder zumindest stabilisieren, steigen die Überlebenschancen deutlich. Entsprechend führen die Rettungswagen Material für eine Vielzahl solcher Akutsituationen mit.

Die Situation des GZO beschäftigt neben der Bevölkerung verständlicherweise auch die GZO-Mitarbeitenden sehr. Wie sieht das bei Ihrer Crew aus?

Im täglichen Betrieb hat die Regio 144 AG einen intensiven, gut eingespielten und geschätzten Kontakt zum GZO. Es besteht ein enger fachlicher und persönlicher Kontakt zwischen den beiden Betrieben. Unsere Mitarbeitenden beschäftigt daher die Zukunft des GZO ebenfalls sehr.

Über Regio 144

2006 einigten sich das Spital GZO Wetzikon und das Spital Linth darauf, ihre Rettungsdienste auszugliedern und diese in einer eigenen, privatwirtschaftlich agierenden Aktiengesellschaft zu fusionieren. Die offizielle Inbetriebnahme des Rettungsdienstes der Regio 144 AG fand am 1. April 2007 statt.

Regio 144 stellt die rettungsdienstliche Versorgung der Menschen im Zürcher Oberland, im Einsatzgebiet am Zürichsee und in der Linthregion sicher.

Der Standort der Regio 144 AG befindet sich auf dem Areal des ehemaligen Spitals Rüti ZH.

www.regio144.ch

Barbara Tudor
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