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Rüti ZH
06.03.2022
06.03.2022 18:40 Uhr

Rüti ZH: 6-Tonnen-Hilfstransport innerhalb von 24 Stunden

Die Hilfsgüter werden in Österreich für den Abtransport in Richtung Ukraine parat gemacht.
Die Hilfsgüter werden in Österreich für den Abtransport in Richtung Ukraine parat gemacht. Bild: zvg
Auf eine private Initiative hin wurden in Rüti ZH innerhalb von 24 Stunden 6 Tonnen Hilfsgüter gesammelt und nach Österreich gebracht, von wo sie in die Ukraine geliefert werden.

Johannes Zeller erfuhr via Familie und Freunde, dass sich die Firma Krug Expedition – ein Hersteller von Expeditionsfahrzeugen mit Standorten in Österreich und der Ukraine – humanitär einsetzen und Hilfsgütertransporte organisieren will, die unkompliziert direkt an die Bedürftigen vor Ort gelangen. Auf der Facebook-Seite von Krug fand Zeller eine Liste mit Artikeln, die benötigt werden.

«Ich besprach mich umgehend mit meiner Familie und einigen möglichen Partnern aus meinem Netzwerk und stiess auf grosses Interesse.» Also entschied er sich – zusammen mit der Praxis am Bahnhof in Rüti ZH, bei der er im Verwaltungsrat sitzt – umgehend so viel verschiedenes Material wie möglich zusammen zu tragen. Das war am vergangenen Montagabend.

Wettlauf gegen die Zeit

«Es war ein Lauf gegen die Zeit», sagt der 27-Jährige. «Bereits am Donnerstag sollte der erste Transport in die Ukraine gehen. Also mussten wir bis Mittwochabend unsere Güter nach Österreich transportieren.» Zuerst aber musste er Partner finden und die Hilfsgüter sammeln.

Netzwerk angezapft

«Die Unterstützung und Hilfsbereitschaft war beeindruckend», sagt Zeller. Die Rütner Arztpraxis habe gleich am Dienstagmorgen ein Aufruf an alle Ärzte in ihrem Netzwerk gemacht, dass man bis am Abend Medikamente und medizinisches Material wie Schmerzmittel, Antibiotika, Verbände, Nähzeug etc. brauche. Dem Ruf folgten viele.

Die gespendeten Getränke werden transportbereit gemacht. Bild: zvg

Medizinisches Material, Nahrung, Masken

Bis am Abend kamen etliche Kisten und Säcke an Medikamenten, Erste-Hilfe-Material aber auch Krücken und Kleider zusammen. Ein wichtiger medizinischer Partner der Praxis habe eine ganze Palette an medizinischem Material gebracht. Ein weiterer organisierte zwei Paletten an Mais, Schokolade, Nussmischungen und etlicher weiterer Trockennahrung.

Aber nicht nur Firmen und Ärzte, auch Mitarbeitende der Praxis brachten Hilfsgüter wie Schlafsäcke und Kleider oder gingen mehrmals Nahrungsmittel einkaufen, die sie vollständig spendeten.

Die Praxis selbst spendete neben Medikamenten, Verbandszeug usw. auch 500’000 Atemschutzmasken und 12’000 FFP2-Masken.

Palette mit Hilfsgütern für Kinder

Ein weiterer Kontakt von Zeller habe ein ganzes Palett an Babykleidern, Windeln, Kinderspielzeug, Baby Björns und warme Mützen gespendet. Zwei weitere Firmen spendeten insgesamt vier Paletten an Getränken.

Knochenarbeit bis zum Abtransport

Das Bereitmachen der Ware für den Abtransport nach Österreich sei Knochenarbeit gewesen, sagt Johannes Zeller. Denn die gelieferte Ware sei grösstenteils unpalettiert angeliefert worden.

Fleissige Helfer in Rüti ZH. Bild: zvg

Nur 24 Stunden Zeit

«Dies alles geschah innerhalb von 24 Stunden», sagt Zeller gegenüber Zürioberland24. Am vergangenen Mittwoch um 7 Uhr sei dann der erste Transport nach Österreich losgefahren. Die beiden organisierten Chauffeure übernahmen ihren Job ehrenamtlich.

6 Tonnen Hilfsgüter

Gemäss Zeller sind rund 6 Tonnen an Hilfsgütern zusammen gekommen und nach Österreich transportiert worden. Diese wurden bereits am Donnerstag von dort weiterverladen für den Weg in Richtung Ukraine.

«Eine Herzensangelegenheit»

Für Zeller seien es zwei intensive Tage der Freiwilligenarbeit gewesen, die sich aber gelohnt hätten. «Es war schön zu sehen, welch grosse Solidarität alle Menschen und Firmen für die zivile Bevölkerung der Ukraine entgegen bringen.»

Für Zeller ist es aber auch eine ganz persönliche Herzensangelegenheit. Denn er habe einerseits Freunde in der Ukraine und auch in Russland. Andererseits liege der Hauptentwicklungs-Standort einer Werbeagentur, deren Inhaber er ist, in Charkiw. Die Stadt wird derzeit hart umkämpft. «Ich bin in täglichem Kontakt mit meinen Leuten dort. Ein Teil der Belegschaft kämpft, die anderen arbeiten so gut es geht von zuhause oder in Bunkern.»

Aktuell sei noch unklar, ob er weitere Transporte organisieren könne. «Man wird sehen, wie sich die Situation in den nächsten Tagen entwickelt.»

Barbara Tudor