Medienverlust eine Gefahr für die Demokratie
Vor hundert Jahren gab es in der Schweiz noch um die 500 (Lokal-)Zeitungen, heute ist es gerade mal noch die Hälfte. Natürlich hängt das nicht alleine von «20 Minuten» ab. Doch die Demokratie hat nicht zuletzt aufgrund der Entwicklung der Schweizer Presselandschaft gelitten. Vor allem regionale Zeitungen und auch Lokalmedien, die keine grossen Investoren im Rücken haben, mussten aufgrund der schwindenden Abo- und Inserateneinnahmen aufgeben.
Meldungen aus der Welt können von Verlagen verhältnismässig günstig von Agenturen wie SDA oder Keystone eingekauft werden. Regional- und Lokalnachrichten dagegen sind für Verlage teuer in der Herstellung. Die Folge: Die Menschen können sich zwar über Mord und Todschlag aus der ganzen Welt informieren und wissen, was die (Cervelat-)Prominenz in der Schweiz und auf dem Globus so treibt. Doch Medien, die über das, was vor Ort in den Gemeinden geschieht und beispielsweise über kommunale Themen informiert, welche unser Leben ganz direkt betreffen, haben es zunehmend schwer.
Dass die politischen Gemeinden ihre amtlichen Publikationen nicht mehr in den Lokalmedien publizieren, sondern sich auf die Online-Veröffentlichung auf ihren Homepages beschränken, hat den Medien weitere wichtige Gelder entzogen. Jenen Medien, welche gerade die Arbeit der Behörden verfolgen. Es ist fraglich, ob die reine Online-Publikation auf den wenig besuchten Gemeinde-Webseiten im Sinne des «Service public» für die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden ist.
Dass gerade die so wichtigen Lokalmedien von der Presseförderung des Bundes ausgeschlossen sind – begünstigt werden lediglich die grossen Verlage wie TX Group, Ringier, CH Media und die NZZ Mediengruppe – sorgt für ein weiteres Ungleichgewicht in der Medienlandschaft.
Auch Online-Medien kosten Geld
Dass die (teure) gedruckte Ausgabe von «20 Minuten» heute eingestellt und nur noch online betrieben wird, macht klar: Die Rechnung ging schlicht nicht mehr auf. Ob «20 Minuten» die grossen Werbeeinnahmen vom Print nun ohne Verluste in ihre Online-Portale transferieren kann, wird sich zeigen. Kaum ein Verlag verdient mit Online-Medien nachhaltig genug Geld.
Ein Umdenken muss auch bei den Leserinnen und Lesern stattfinden. Sie wollen bestens informiert sein – ob lokal, national oder international. Doch dafür bezahlen wollen sie heute kaum noch. Auf lange Sicht geht die Rechnung – auch online – so nicht auf. Denn auch Online-Medien kosten. So dürften – zu Recht – künftig auch Online-Meldungen vermehrt hinter Bezahlschranken gesetzt werden.