Man mag vom ersten Anblick überrascht sein, wenn man Joe Kilchörs Arbeitsplatz besucht. Denn der in Gossau und über die Gemeindegrenzen
bekannte Tattoo-Künstler empfängt seine Gäste nicht etwa in einer schummrigen Bude, sondern in hellen, fast schon steril wirkenden Räumen. Nur einige Totenköpfe und rockige Gadgets verraten seine Leidenschaft.
Zollikon – Westsamoa – Ottikon
Joes Weg zum Tattoo-Stechen war ungeplant. 1985 brach er als junger Mann in die Welt auf und blieb in Westsamoa hängen. Er war fasziniert von der polynesischen Tattoo-Kunst, die mit einfachstem Stock und Hammer funktioniert. Aus einfachen Materialien baute er sich das nötige Werkzeug zusammen und fing an, zu üben. «Es ist heute kaum vorstellbar, mit welch einfachen Geräten wir gearbeitet haben. Zum Beispiel mit zusammengelöteten Velospeichen als Nadeln», erinnert er sich. Auch sein erster Kunde und das Motiv sind ihm noch gut im Kopf: «Es war ein Hanfblatt. Und ich weiss noch, wie froh ich darüber war», lacht er und erklärt: «Meine Hände haben damals so gezittert, dass mir die zackigen Linien des Blatts sehr entgegengekommen sind.»
Sein erstes Tattoo-Geschäft eröffnete er in der Stadt Apia. «Ich war zur Miete in den Räumlichkeiten einer christlichen Organisation. Leider endete dieses Mietverhältnis nach dem ersten Besuch des Vermieters. Die Totenköpfe an der Wand haben ihm nicht so gefallen», sagt er mit einem Augenzwinkern. Daraufhin habe er einige Monate auf einem Schiff gearbeitet, bevor er 1987 wieder in die Schweiz zurückkehrte und vier Jahre später sein erstes Tattoo-Geschäft eröffnete. Seit 2005 gibt es Joes Tattoo & Piercing Studio in Ottikon.