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09.09.2025
09.09.2025 13:52 Uhr

GZO-Gläubiger wollen mehr Einflussnahme

Das GZO-Management will im Rahmen des Sanierungskonzepts nun noch ein zusätzliches Darlehen für die Fertigstellung des Neubaus prüfen. Ob das hilft?
Das GZO-Management will im Rahmen des Sanierungskonzepts nun noch ein zusätzliches Darlehen für die Fertigstellung des Neubaus prüfen. Ob das hilft? Bild: GZO
Die GZO-Gläubigerversammlung hat beschlossen, im Nachlassverfahren der GZO AG Spital Wetzikon einen Gläubigerausschuss mit fünf Mitgliedern einzusetzen. Dem Antrag von Clearway Capital, die heutigen Sachwalter abzusetzen, folgte die Versammlung nicht.

Am 8. September 2025 fand die Gläubigerversammlung der GZO AG statt. Gemäss Mitteilung der GZO AG wurden über 500 Gläubigerstimmen registriert. Ein Grossteil davon waren GZO-Mitarbeitende, die – selbsterklärend – ganz im Sinne ihres Arbeitgebers abstimmten. Ein Gläubiger warf an der Versammlung dazu den kritischen Kommentar in den Saal: «Sind Sie in Ihrer Freizeit hier oder geht das auf Arbeitszeit?»

Sachwalter-Duo bleibt

An der Versammlung wurde der Antrag der GZO-Creditor-Group, einer Anleihegläubiger-Gruppe, welche von Clearway Capital vertreten wird, behandelt. Sie forderten die Neubesetzung der bisherigen Sachwalter, da diese ihrer Ansicht nach die Interessen der Anleihegläubiger zu wenig berücksichtige und befangen seien hinsichtlich der Interessen der GZO AG und der Aktionärsgemeinden (wir berichteten).

Der Antrag wurde mit 319 zu 164 Stimmen und 20 Enthaltungen abgelehnt. Die bisherigen Sachwalter, Brigitte Umbach-Spahn und Dr. Stephan Kesselbach von der Kanzlei WengerPlattner, bleiben damit im Amt.

Misstrauen der Gläubiger gross

Die GZO-Mitarbeitenden konnten die Abwahl der bestehenden Sachwalter mit Buh-Rufen und ihren Kopfstimmen zwar verhindern, doch das Ergebnis täuscht nicht darüber hinweg: 164 Gläubiger haben ihr klares Misstrauen gegenüber dem Prozess zum Ausdruck gebracht.

Gläubigerausschuss gewählt

Nachdem Clearway Capital die Absetzung der Sachwalter beantragt hatte, schob die GZO AG eilig vor der Gläubigerversammlung die Möglichkeit eines Gläubigerausschusses als Alternative für eine Sachwalter-Neuwahl ein. Clearway Capital reagierte und schlug innerhalb weniger Tage mehrere Kandidaten vor.

Die Gläubigerversammlung beschloss wenig überraschend, einen solchen Gläubigerausschuss einzusetzen. Dieser Ausschuss, der die Interessen der Gläubiger gegenüber Sachwaltern, Aktionärsgemeinden, GZO-Verwaltungsrat und -Management vertreten soll, setzt sich aus fünf Mitgliedern zusammen: Maurice Faesch (Finanzgläubiger), Markus Eberle und Marc Meili (beide Anleihegläubiger), Dr. med. Markus Karzig (Hausarzt/Zuweiser) sowie Dr. med. Alexandra Kochanowski (GZO-Mitarbeiterin).

Clearway Capital hatte im Vorfeld vier Kandidaten bekanntgegeben, die bereit wären, im Ausschuss mitzuwirken. Zwei von ihnen, Markus Eberle und Marc Meili, wurden gestern in den Ausschuss gewählt.

Neues Darlehen für Fertigstellung des Neubaus?

An der Gläubigerversammlung informierte der Verwaltungsratspräsident über die bisherigen Variantenprüfungen fürs Sanierungskonzept. Konkrete Angaben zur im Vorfeld angekündigten «Nachschärfung» des Konzepts blieben jedoch aus. Als «Denkansatz» prüfe man neben der Barauszahlung von Betrag X und einem Schuldenschnitt von Betrag Y neu noch eine zweite Komponente im Sinne eines «Besserungs-/Stundungselements» sowie neu ein zusätzliches Darlehen für die Fertigstellung des Neubaus.

Während die GZO AG von den Gläubigern den Verzicht von 70 Prozent ihres Geldes erwartet und man von den Steuerzahlern im Zürcher Oberland 50 Millionen Franken will, soll nun auch noch ein Geldgeber für die Fertigstellung eines Neubaus gefunden werden, dessen künftiger Verwendungszweck mehr als nur in den Sternen steht. Denn der Neubau dürfte nur im Zusammenhang mit einem Spitalverbund Sinn machen. Doch der ist in weite Ferne gerückt. Die umliegenden Spitäler haben sich längst anderweitig orientiert.

Die Zeit wird knapp

Die an der Gläubigerversammlung in Grundzügen vorgestellten Nachschärfungselemente würden nun «unter Hochdruck weiterentwickelt», verspricht die GZO AG in ihrer heutigen Mitteilung, und die Ergebnisse aus den verschiedenen Gläubigergesprächen und Anregungen aus der Gläubigerschaft würden in diese Arbeiten mit einfliessen.

Als «nächsten Meilenstein» bezeichnet die GZO AG die Urnenabstimmung vom 30. November 2025, wo neun Aktionärsgemeinden – Bäretswil, Bauma, Bubikon, Dürnten, Gossau, Hinwil, Rüti, Wald und Wetzikon – über den 50-Millionen-Kredit abstimmen. Fischenthal, Grüningen und Seegräben haben dem Kredit bereits zugestimmt (wir berichteten).

Doch auf den November und auf ein Ja zum GZO-Kredit zu hoffen, damit ist es nicht getan. Auch nach 21 Monaten in der Nachlassstundung haben es Sachwalter, Berater und Management nicht geschafft, ein Konzept auszuarbeiten, welches mehrheitsfähig ist. Parallel dazu laufen immense Kosten auf und das Spital wird in seinem Betrieb behindert.

Ein wirklicher Meilenstein wäre, wenn Sachwalter, Verwaltungsrat, Management, Aktionärsausschuss und der neu gegründete Gläubigerausschuss jetzt schnell an einen runden Tisch sässen und effizient und kooperativ eine Lösung erarbeiten, die von einer Mehrheit der Gläubiger mitgetragen werden kann und die dem GZO-Spital wirklich eine Zukunft bringt. Ansonsten wird es kommen, wie es ein Gläubiger an der Versammlung prophezeit hat: «Das GZO wird mit 200 Kilometern pro Stunde an die Wand gefahren.»

Zürioberland24/bt