Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Wetzikon
29.08.2025
27.08.2025 12:09 Uhr

«Man muss durch Leistung überzeugen – ob als Frau oder als Mann»

Theo Schaub hat die Geschäftsführung an seine Tochter Fabienne Schaub übergeben.
Theo Schaub hat die Geschäftsführung an seine Tochter Fabienne Schaub übergeben. Bild: z. V. g.
Im Mai hat die Schaub Maler AG ihr 125-Jahr-Jubiläum gefeiert. Kurz davor hat Fabienne Schaub die Geschäftsführung von ihrem Vater Theo übernommen und leitet das Unternehmen nun in der fünften Generation. Im Interview erzählt die 37-Jährige mehr darüber.

Du bist gelernte Bäckerin-Konditorin, Malermeisterin und hast Wirtschaft studiert. War für dich immer klar, dass du das Familiengeschäft einmal übernehmen wirst?

Überhaupt nicht (lacht). Nach dem Gymi wollte ich an der Fachhochschule Wädenswil Lebensmitteltechnologie studieren. Dafür hätte es ein einjähriges Praktikum gebraucht oder eine Berufslehre. Weil ich schon immer gerne Süsses hatte, absolvierte ich eine verkürzte Lehre als Bäckerin -Konditorin und arbeitete nach dem Abschluss noch ein Jahr auf dem Beruf. Danach entschied ich mich, Wirtschaft zu studieren, und absolvierte auch ein Praktikum in einem Grossunternehmen. Dabei merkte ich: Die Konzernwelt ist nichts für mich, ich möchte in einem KMU arbeiten.

«Mein Vater war sehr offen, um Dinge zu verändern.»
Fabienne Schaub

Wann war klar, dass du im elterlichen Betrieb einsteigst?

Im Rahmen meines Wirtschaftsstudiums und meiner Masterarbeit, bei der es um strategische Optionen und damit auch um das Thema Unternehmensnachfolge ging, begannen mein Vater und ich, uns darüber zu unterhalten. Das war 2014.

Und dann hast du noch Malerin gelernt...

Genau. Ich absolvierte in unserem Betrieb die Lehre zur Malerin EFZ in zwei Jahren und im Anschluss die Ausbildung zur Malermeisterin. Ich war in jedem Bereich in unserem Unternehmen tätig, um alles kennenzulernen. Parallel dazu überprüften mein Vater und ich die gesamte Organisation und stiessen wichtige Entwicklungen an wie zum Beispiel die digitale Transformation. Die Einbindung und die Übergabe waren ein fliessender Prozess. Mein Vater war sehr offen, auch, um Dinge zu verändern.

Wie haben die Mitarbeiter reagiert, als du von der Arbeitskollegin zur Chefin wurdest?

Da die Nachfolge lange geplant war und auch offen kommuniziert wurde, war das überhaupt kein Problem. Wir respektieren uns alle gegenseitig, jeder hat seine Aufgaben- und Verantwortungsbereiche.

Du hast zwei Geschwister. Sind sie auch in der Branche tätig?

Nein. Sie haben sich für andere berufliche Wege entschieden. Wir haben den Generationenwechsel aber natürlich innerhalb der Familie besprochen.

Hat deine Mutter auch für das Familienunternehmen gearbeitet?

Meine Mutter war nie für die Firma tätig. Sie ist Primarlehrerin und unterrichtet nach wie vor.

Wie ist es, als Frau in einer von Männern geprägten Branche zu arbeiten?

Es gibt schon Auftraggeber, die im ersten Moment überrascht sind, wenn eine Frau durch die Türe kommt und sich als Geschäftsführerin vorstellt. Aber damit kann ich umgehen. Letztendlich muss man durch Leistung und Qualität überzeugen – ob als Frau oder als Mann. In unserer Branche  sind mittlerweile die Hälfte der jungen Menschen in Ausbildung Mädchen.

«Wir wollen nicht unbedingt wachsen, sondern unsere Qualität und unseren Service beibehalten.»
Fabienne Schaub

Ein Traditionsunternehmen zu leiten, kann Druck machen. Wie gehst du damit um?

Ich kann mit Druck gut umgehen. Prioritäten zu setzen, ist das Wichtigste. Und seine Mitarbeitenden zu selbstständiger Denkweise motivieren. Das leben wir in allen unseren Betrieben jeden Tag.

Was sind deine Ziele mit der Firma?

Wir möchten unsere Grösse beibehalten und uns in gewissen Bereichen weiter spezialisieren. Im Fokus stehen dabei immer Qualität und Service.

Was sind die grössten Herausforderungen?

Der Malerberuf an sich ist der gleiche wie vor fünfzig Jahren, aber die Techniken haben sich verändert. Auch die Erwartungshaltung der Kunden hat sich gewandelt: Neben dem allgemeinen Preisdruck zum Beispiel die Erwartung, dass alles möglichst schnell gehen muss.

Welche Eigenschaften an deinem Vater bewunderst du?

Sein schnelles Denken und Handeln. Und dass er mit nur fünf Stunden Schlaf auskommt (lacht).

Du bist Berufsfrau und seit einem Jahr auch Mami. Wie kriegst du das alles unter einen Hut?

Man braucht ein gutes Umfeld, das einen unterstützt. Mit meinem Mann und meiner Familie habe ich diese Unterstützung, für die ich dankbar bin. 

Was rätst du anderen in Führungsfunktionen?

Sich bewusst Auszeiten nehmen und den Mut haben, das Handy auch mal auszuschalten. Wichtig ist eine gute Vernetzung innerhalb und ausserhalb der Branche. Das hat mein Vater vorgelebt und ist auch mir wichtig.

Was machst du, wenn du mal nicht arbeitest?

Ich schätze die Zeit mit meiner Familie und kleine Auszeiten in der Natur sehr, zum Beispiel bei Spaziergängen mit unserem Hund Sämy.

Was wünschst du dir für Wetzikon?

Ich wünsche mir eine gesunde Weiterentwicklung für Wetzikon, ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl, zum Beispiel auch durch die gezielte Schaffung von Begegnungszonen und Zentren.

125 Jahre Schaub Maler AG

Die Schaub Maler AG hat ihren Ursprung in Zürich, wo das Unternehmen im Jahr 1900 von Johannes Vannini gegründet wurde. 1933 machten sich Theo und sein Bruder David Schaub in Zürich Höngg selbstständig und gründeten die Gebrüder Schaub AG. 1965 schlossen sich die beiden Unternehmen zur Vannini & Schaub AG zusammen. 1988 trat Theo Schaub, der Vater von Fabienne Schaub, in vierter Generation in das Unternehmen ein und schuf weitere Standorte in Oerlikon und Zumikon. Nach Wetzikon kam die Firma durch die Übernahme der Fritz Häfeli AG im Jahr 2015. Heute ist Schaub Maler AG mit rund 30 Mitarbeitenden einer der grössten Malerbetriebe im Zürcher Oberland. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 135 Mitarbeitende, davon acht Lernende.

www.schaub-zh.ch

Barbara Tudor