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Gossau ZH
18.08.2025
18.08.2025 06:04 Uhr

Rekurs gegen Strassensperrung eingereicht

Seit Mai ist die Haldenstrasse gesperrt. Bislang wurden rund 1'000 Sonderbewilligungen ausgestellt, was den grossen Bedarf für diese Strasse zeigt.
Seit Mai ist die Haldenstrasse gesperrt. Bislang wurden rund 1'000 Sonderbewilligungen ausgestellt, was den grossen Bedarf für diese Strasse zeigt. Bild: Carmen Tudor
Die Sperrung der Haldenstrasse in Gossau ZH hat viele verärgert. Über 600 Personen haben sich an der Unterschriftensammlung einer Gossauer Bewohnerin beteiligt. Die Frau ging aber noch einen Schritt weiter: Sie hat beim Statthalteramt des Kantons Zürich gemeinsam mit anderen Einsprache gegen die Sperrung erhoben.

Die Reaktionen auf die Sperrung der Haldenstrasse im Mai waren heftig. Vor allem in den sozialen Medien wurde sie scharf kritisiert. Eine, die die Sperre bis zum Ende der Bauzeit nicht hinnehmen will, ist Carol Wiedmer aus Gossau ZH. Sie hatte nach Bekanntwerden der Sperrung eine Unterschriftensammlung lanciert (wir berichteten). Ihr Beweggrund: Mit der Sperrung drohe ein Verlust der lokalen Geschäfte.

Wie damals angekündigt, hat die Anwältin mittlerweile rechtliche Schritte gegen den Entscheid des Gemeinderats eingeleitet, wie die Gemeinde auf
Anfrage von Zürioberland24 bestätigte.

Im Interview erzählt die Rekurrentin, was zwischenzeitlich geschah und wie der aktuelle Stand ist.

Carol, wie viele Unterschriften haben dich insgesamt erreicht?

Carol Wiedmer: Bis zum Einreichen des Rekurses waren es über 540 Unterschriften. Nach Einreichen sind noch einmal 99 Unterschriften eingegangen.

Hast du neben den Unterschriften weitere Rückmeldungen aus der Bevölkerung erhalten?

Ich habe einige E-Mails erhalten mit motivierenden Rückmeldungen, was mir zeigt, dass viele die plötzliche Schliessung nicht verstehen können.

Du hast beim Statthalteramt Rekurs eingelegt?

Ja, ich und acht Betriebe von Gossau. Es sind u. a. Betriebe, die wegen der Schliessung der Haldenstrasse in ihrer Existenz bedroht sind, weil Kunden sagten, sie würden wegen des grossen Umwegs nicht mehr zu ihnen kommen.

«Aus meiner Sicht ist die Sperrung willkürlich.»
Carol Wiedmer, Rekurrentin

Worum geht es bei der Einsprache?

Der Rekurs richtet sich vor allem gegen das aus meiner Sicht rechtsmissbräuchliche und willkürliche Verhalten der Gemeinde: Anlässlich des Livestreams im Oktober 2024 wurde mehrfach deutlich ausgeführt, dass die Haldenstrasse als wichtige Verbindungsstrasse während der ganzen Bauzeit offenbleibt. Die Strasse war dann auch ab Baubeginn am 13. Januar bis zum 26. Mai offen. Weil sich eine kleine Gruppe dafür einsetzte, dass die Strasse geschlossen wird, berief sich die Gemeinde auf einen früheren Entscheid, den sie jetzt plötzlich als rechtskräftig betrachtete, den sie aber selber nicht umgesetzt hatte. Aus meiner Sicht ist das willkürlich.

Was geschah nach dem Rekurs?

Auf meinen Rekurs hin hat die Gemeinde die Möglichkeit erhalten, eine Stellungnahme zu verfassen. Die Gemeinde nahm dies wahr. Auf diese Eingabe konnte ich erneut Stellung nehmen. Nun liegt der Ball wieder beim Statthalter.

«Je länger der Zustand anhält, desto weniger werden die Kunden zu unserem Gewerbe zurückkehren.»
Carol Wiedmer

Die Gemeinde hat inzwischen an mehreren Orten Plakate aufgehängt mit der Info, dass die Geschäfte im Zentrum erreichbar sind. Auch die Beschriftungen an den Autobahnausfahrten wurden verbessert. Was sagst du zu den Massnahmen?

Soweit ich weiss, ist zum Beispiel kein solches Transparent bei der Autobahnausfahrt der Forchstrasse in Oetwil platziert. Kunden aus Oetwil, aber auch aus Mönchaltorf und Wetzikon werden nicht darauf aufmerksam gemacht, dass die Läden offen sind.

Es geht nicht nur darum, dass die Kunden wegbleiben. Je länger der Zustand anhält, desto weniger werden diese Kunden zu unserem Gewerbe zurückkehren. Die Einbussen für das Gewerbe sind bereits jetzt massiv. Ich möchte, dass Gossau auch nach der Bauerei noch Geschäfte hat. Die Massnahme ist nett, aber ich glaube nicht, dass sie zu einer Verbesserung führt.

Der Gewerbeverein hat vor ein paar Wochen mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung einen Info-Flyer in die Haushalte gestreut mit dem Aufruf, das Gossauer Gewerbe zu unterstützen. Was sagst du dazu?

Die Idee des Flyers ist gut, allerdings wurde dieser, soweit ich weiss, nur in Gossau verteilt. Die Gossauer wissen, dass die Geschäfte offen sind. Ich hätte es sehr begrüsst, wenn dieser Flyer vor allem in den angrenzenden Gemeinden verteilt worden wäre.

Wenn die Einsprache vom Statthalteramt gutgeheissen wird, was sind dann die nächsten Schritte?

Dann kommt es wohl darauf an, ob die Gemeinde den Entscheid akzeptiert.

«Ich wünschte mir, dass wir in einer Gemeinde leben, wo wir aufeinander Rücksicht nehmen und auch mal auf die Zähne beissen und nicht jeder nur für sich schaut.»
Carol Wiedmer

Wenn die Einsprache vom Statthalteramt abgewiesen wird, planst du dann weitere Schritte?

Das wird von der Begründung des Entscheids abhängen. Solche rechtlichen Schritte sind sehr zeitintensiv und kostspielig. Bisher habe ich das auf mich genommen, weil mir viel am Gossauer Gewerbe liegt und weil ich mir rechtmässiges, willkürfreies staatliches Handeln wünsche. Ob ich das zeitliche und finanzielle Risiko im Fall eines Weiterzugs auf mich nehme, überlege ich nach Vorliegen des Entscheids des Statthalters.

Was sagst du an die Adresse der Haldenstrasse-Bewohner?

Ich bin mir bewusst, dass sie einiges auf sich nehmen müssen. Allerdings ist dies nur für eine begrenzte Zeit der Fall. Wenn ich durch das Dorf gehe, sehe ich, welche massiven Einschränkungen und Nachteile die direkt an der Grütstrasse wohnenden Gossauer auf sich nehmen müssen. Ich denke auch an die Bewohner der Bergstrasse, die im vergangenen Jahr massive Mehrbelastungen hinnehmen mussten. Ich wünschte mir, dass wir in einer Gemeinde leben, wo wir aufeinander Rücksicht nehmen und auch mal auf die Zähne beissen und nicht jeder nur für sich schaut.

Bei der Gemeinde nachgefragt

Zürioberland24 hat sich auch bei der Gemeinde nach dem Stand der Dinge erkundigt. Wie es auf Anfrage heisst, sei der Aufruhr in den ersten Wochen gross gewesen. Es habe aber auch Rückmeldungen gegeben, die den Entscheid befürworten. Der Verkehr an der Haldenstrasse habe um 30 Prozent abgenommen, Kontrollen würden sporadisch durch die Polizei durchgeführt. Inzwischen seien rund 1000 Ausnahmebewilligungen ausgestellt worden. «Der Ansturm war in den ersten Wochen gross, inzwischen sind es noch vereinzelte Anfragen», so der stv. Gemeindeschreiber Matthias Graf.

Gegenüber Zürioberland24 bestätigte die Gemeinde die Einsprache beim Statthalteramt.

Barbara Tudor