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Gossau ZH
27.11.2024
28.11.2024 17:41 Uhr

Container-Installation soll 200'000 Franken kosten

Im Umfeld vom «Terminal C» und dem Pavillon, der heute für Geflüchtete genutzt wird, soll die Containeranlage entstehen.
Im Umfeld vom «Terminal C» und dem Pavillon, der heute für Geflüchtete genutzt wird, soll die Containeranlage entstehen. Bild: Barbara Tudor
Die Gemeinde Gossau ZH will in einem Wohnquartier eine bislang für die Schule genutzte Containeranlage für Geflüchtete installieren. Die Bereitstellung und Installation soll 200'000 Franken kosten. Die Nutzungsdauer ist unklar.

Am 21. November 2024 informierte die Gemeinde die Anwohnenden von Rebhaldenstrasse, Betschürenstrasse und Hasenbüelstrasse per Brief, dass auf der Gemeinde-eigenen Parzelle bei der Rebhaldenstrasse eine Containeranlage für Geflüchtete installiert werden soll (wir berichteten). Der Bezug ist auf April 2025 geplant.

Zeitangabe «nicht möglich»

In dem Informationsschreiben der Liegenschaftenabteilung ist zu lesen, dass die Container «provisorisch» genutzt werden sollen. Doch eine genaue Zeitangabe ist nicht möglich, wie es auf Anfrage von Zürioberland24 heisst. «Die Dauer hängt von der Entwicklung der Flüchtlingssituation und der langfristigen Planung der gesamten Parzelle ab.» Voraussichtlich werde die Containeranlage «mittelfristig» genutzt. Das ist ein dehnbarer Begriff und kann etwas zwischen einem bis ca. fünf Jahre heissen.

«Eine konkrete Zeitangabe ist derzeit nicht möglich. Voraussichtlich wird die Containeranlage mittelfristig genutzt.»
Gemeinde Gossau ZH

200'000 Franken für 8 Personen

In der einstöckigen Containeranlage sollen je nach Familienkonstellation sechs bis acht Personen untergebracht werden. «Optimal wäre die Nutzung durch eine Familie mit Kindern und einen Zwei-Personen-Haushalt», so die Gemeinde weiter.

Die Containeranlage sei ursprünglich als Schulraum für das Schuljahr 2023/24 angeschafft worden, werde jedoch nicht mehr benötigt. Im Brief an die Anwohnerschaft ist zu lesen, dass die Erschliessung mit «geringem Aufwand» erfolgen könne. Nun, ganz so gering ist dieser nicht: Die Kosten für die Neuplatzierung der Container und die Anschaffung von Sanitärmodulen belaufen sich gemäss Angaben der Gemeinde auf rund 200'000 Franken.

Wie es auf Anfrage von Zürioberland24 heisst, beteilige sich der Kanton nicht an den Kosten für die Bereitstellung, doch es werde «Einnahmen durch die Unterbringung der Geflüchteten» geben.

On top aufs Defizit-Budget 2025

Die Kosten über 200'000 Franken fallen gemäss Gemeinde im kommenden Jahr an. Der Betrag sei nicht im Budget 2025 enthalten, wie es auf Nachfrage heisst. Der Entscheid hierzu sei erst nach der Budgeteingabe und den Lesungen des Gemeinderats erfolgt. Der Gemeinderat habe am 21. August 2024 entschieden, den Container an die Rebhaldenstrasse zu verlegen.

«Weitere Standorte, wie die grosse Wiese beim Oberstufenschulhaus in der Nähe des Cevi-Gebäudes, wurden geprüft. Der Gemeinderat entschied jedoch, dass eine Containeranlage in unmittelbarer Nähe zu Schulanlagen Konfliktpotential birgt.»
Gemeinde Gossau ZH

«Konfliktpotenzial» in der Nähe der Schule

Im Infobrief an die Anwohnenden ist zu lesen, dass man mehrere Standorte geprüft habe und die Parzelle an der Rebhaldenstrasse aus mehreren Gründen sinnvoll sei. Auf die Frage, welche Standorte man auch noch geprüft habe, schreibt die Gemeinde: «Weitere Standorte, wie die grosse Wiese beim Oberstufenschulhaus in der Nähe des Cevi-Gebäudes, wurden geprüft.» Der Gemeinderat habe jedoch entschieden, dass eine Containeranlage in unmittelbarer Nähe zu Schulanlagen «Konfliktpotential» bärge. Zudem hätten bei anderen Standorten die Synergien in der Bewirtschaftung gefehlt, was höhere Kosten verursacht hätte.

Angebote von Künzli AG bislang nicht genutzt

An der Gemeindeversammlung im Juni 2024, als der Erweiterungsbau «Rössliwiese 2» zum ersten Mal zur Abstimmung stand, sprach ein Bürger auf die Wohnbaracken der Künzli AG in der Gossauer Industrie an und fragte, ob man diese als Möglichkeit zur Unterbringung von Geflüchteten geprüft habe. Darauf antwortete Gemeinderätin Sylvia Veraguth, dass die Gemeinde die Baracken früher einmal gemietet habe und diese allenfalls eine Lösung sein könnten, bis der Bau in der Rössliwiese parat sei. Veraguth erwähnte auch, dass die Firma Künzli AG mit einem Angebot an sie gelangt sei, das man prüfen wolle.

Offenbar ist man da auch ein halbes Jahr später nicht viel weiter. Auf die Angebote der Künzli AG angesprochen – das Bauunternehmen hat der Gemeinde Unterbringungsmöglichkeiten in der Gossauer Industrie angeboten –, schreibt die Gemeinde: «Die Gemeinde nutzt primär Unterkünfte, die sich bereits in ihrem Eigentum befinden.» Das Ressort Gesellschaft stehe jedoch im Austausch mit der Künzli AG, um «mögliche weitere Lösungen zu prüfen.»

Der seit Jahren liebevoll betriebene Schrebergarten muss weichen. Bild: Barbara Tudor

Schrebergarten muss weichen

Seit Jahren pflegt auf der Parzelle ein älteres Ehepaar liebevoll einen Schrebergarten. Im Brief an die Anwohnerschaft steht, dass ein Teilstück des Gartens auch nachher noch zur Bewirtschaftung verfügbar sei. Man prüfe zusätzlich, ob man eine Ersatzfläche anbieten könne.

Auf die Frage, ob die Gemeinde plane, dort weitere Container zu platzieren, schreibt die Gemeinde: «Nein, die Gemeinde plant keine weiteren Containeranlagen bei der Rebhaldenstrasse.»

Die Bauprofile werden gemäss Liegenschaftsabteilung am Freitag, 6. Dezember 2024, ausgesteckt. Mit der Publikation des Baugesuchs kann Einsicht in die Akten genommen werden (Amtsblatt sowie auf der Gemeinde-Homepage).

Barbara Tudor