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Leserbrief
Gossau ZH
09.09.2024
24.09.2024 14:48 Uhr

«Die Schule Gossau braucht eine neue Führung»

Bild: ZO24
Ein ehemaliger Klassenlehrer äussert sich offen zur Situation an der Schule Gossau ZH. Seiner Meinung nach braucht die Schule Gossau eine neue, mutige Führung.

«Hat die Schule Gossau ein Führungsproblem?» fragt die Onlineplattform zuerioberland24.ch und die Zeitung «Gossauer Post». Die Antwortet lautet: ja!

Vor etwas mehr als einem Jahr verfassten wir einen Leserbrief mit dem fast identischen Titel «Die Schule (Gossau) hat ein Führungsproblem» (Zürcher Oberländer, 15. August 2023) und kritisierten schon damals die schwierigen Zustände in dieser Schulgemeinde, in erster Linie das Handeln und (Nicht-)Kommunizieren der Schulleitungen, aber auch die in unseren Augen untätigen Behördenmitglieder (ZO-Bericht «Gossauer Schule verliert fast alle Lehrpersonen», 23. August 2023).

Aufgrund der für uns unaushaltbaren Situation haben wir vor einem Jahr zu dritt nach über 25 respektive 12 und 11 Jahren Unterrichtstätigkeit die Gossauer Aussenwachtenschule Herschmettlen verlassen. Ein Kollege, welcher ebenfalls gekündigt hätte, wurde gleichzeitig pensioniert. Der Grund unserer (ausserterminlichen) Kündigungen war ein seit Monaten schwelender Konflikt mit einer überforderten Schulleiterin (die kurz nach unserer Kündigung auch den Hut nahm oder nehmen musste) sowie einem aufstrebenden, willkürlich entscheidenden Leiter der Gossauer Schulleiterkonferenz, der es mit der Wahrheit nicht immer so genau nahm. Mehrere Hilferufe des Teams fanden bei der Schulpflege kein Gehör. Ein Bruch war so die einzige Lösung, zu hoffnungslos erschien uns die Zukunft an dieser Schule. Auf einen Schlag verlor das Schulhaus in Herschmettlen vier Fünftel des Lehrkörpers. Die Gossauer Führungsebene verkündete schon wenige Wochen später stolz: alle Stellen wieder besetzt. So gut, so recht.  Ein turbulentes letztes Schuljahr in dieser Aussenwacht zeigt, dass Ruhe so schnell nicht wieder einkehren kann… Verlorenes Knowhow, Beziehungen und Traditionen, die über die Jahre gewachsen sind sowie Vertrauen und Konstanz sind nicht einfach ersetzbar.  

Es erstaunt mich nicht, dass die Schule Gossau (leider) weiterhin mit negativen Schlagzeilen für mediales Aufsehen sorgt. Offenbar hat sich die Lage inzwischen auch für andere Lehrkräfte und auch für viele besorgte Eltern verschlimmert. Schade. Der Baum hat aber schon vor über zwei Jahren Feuer gefangen, wohl nicht ganz zufällig mit dem Legislaturwechsel und der Stabübergabe im Präsidium der Schulpflege. Mit fehlender Empathie ist keine Bildungsinstitution zu führen. Wer nur mit Zahlen und Paragraphen umgehen kann, ist als Schulpflegepräsident am falschen Ort. Nur mit einer neuen, mutigen Führung, sowohl bei der Behörde wie auch auf operativer Ebene, kann der Brand gelöscht werden! Es ist dringend Zeit, die Energie aller an der Schule Gossau Arbeitenden wieder am richtigen Ort einzusetzen – nämlich für die Kinder!

Mark Schnegg aus Tann ZH, ehemaliger Klassenlehrer Schulhaus Schönbüel, Herschmettlen