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Gossau ZH
08.07.2024
25.08.2024 17:49 Uhr

Hat die Schule Gossau ein Führungsproblem?

Drei der vier Vorstände der Elternmitwirkungen von Gossau ZH haben sich besorgt an die Schulpflege gewendet. (Archivbild)
Drei der vier Vorstände der Elternmitwirkungen von Gossau ZH haben sich besorgt an die Schulpflege gewendet. (Archivbild) Bild: Google Screenshot/M. Keller
Die Elternmitwirkungen in der Gemeinde Gossau ZH schlagen Alarm: Sie schreiben von einer zunehmenden Zahl von besorgten Eltern, die sich bei ihnen melden. In einem der Schulhäuser soll gar die Bildung der Kinder gefährdet sein.

In der Gemeinde Gossau ZH gibt es eine institutionalisierte Elternmitwirkung, welche sich in fünf Teams aufteilt: Gossau Dorf, Bertschikon, Ottikon-Herschmettlen, Grüt sowie in ein Team für die Oberstufe. Diese Elternmitwirkungen sind eine wichtige Schnittstelle zwischen den Eltern und den Lehrpersonen sowie der Schulleitung. Ziel ist, in einem regelmässigen Austausch zueinander zu stehen und sich gegenseitig zu unterstützen. Vor allem aber geht es darum, die Interessen der Kinder und Jugendlichen zu vertreten, für ein gutes Klassenklima zu sorgen, «Stimmungsfühler» zu sein und das schulische Umfeld aktiv mitzugestalten.

Zwei Sorgenthemen

Die Elternmitwirkungen (EMW) sind in letzter Zeit offenbar verstärkt zur Anlaufstelle für Sorgen der Eltern geworden. Wie es in einem Schreiben der EMW, das bis auf die EMW Grüt von allen EMW-Vorständen unterzeichnet wurde, an die Eltern und Erziehungsberechtigten heisst, werden die EMW vor allem zu Anliegen und Sorgen hinsichtlich der schulischen Strukturen und der vielen Lehrerwechsel kontaktiert. Dazu schreiben die drei EMW: «Obwohl nicht alle Schulhäuser gleichermassen betroffen sind, sind diese Themen für die gesamte Elternschaft unserer Gemeinde relevant. Daher haben die Vorstände der EMW beschlossen, diese Anliegen gesammelt, transparent und sachlich bei der Schulpflege vorzubringen».

Gemeinsam mit einem Brief der Vorstände verschiedener Wachten wurden die Anliegen an die Schulpflege übermittelt mit der dringlichen Bitte um ein Gespräch. In dem Brief ging es um Fragen zur Umsetzung der Legislaturziele, um Sorgen der Eltern wegen der hohen Personalfluktuation in einigen Schulhäusern sowie um die Aussenwirkung der Arbeit der Schulpflege und der Schule im Allgemeinen.

Die fast drei Seiten umfassende Anfrage, die unserer Redaktion Anfang Juni anonym zugeschickt wurde, hat es in sich. Darin ist u.a. zu lesen, dass die EMW eine sehr hohe Belastung der Schulleitungen feststelle. Auch höre man in Gesprächen mit Angestellten immer wieder von «Schwierigkeiten auf der Führungsebene» der Schule. Es gehe dabei um Thematiken wie Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung sowie um Prozessunklarheiten. Aber auch die Trennung der strategischen und operativen Führung wirft offenbar Fragen auf.

«Wo stinkt der Fisch?»

Dazu schreibt eine Lehrperson, die anonym bleiben will: «Es herrscht eine ungesunde Atmosphäre und alle sind verunsichert. Man hört nichts. Schulleitungen, welche sich nicht mehr äussern, weil Prozesse eingeleitet wurden und sie nichts sagen dürfen.» Nach der Kündigung des Sek-Schulleiters (wir berichteten), sei man besorgt, dass auch die Neuen gleich wieder gehen. Die Lehrperson weiter: «Wo stinkt der Fisch? An den Schulleitungen liegt es nicht. Die geben alles. Versinken aber in der Bürokratie. Weshalb ist dieser Job in Gossau so unattraktiv? Die Suche nach Schulleitungen für Gossau macht uns Lehrpersonen müde…» Es herrsche zudem Unsicherheit und fehlendes Vertrauen.

«Im Schulhaus Rooswis ist die Personalfluktuation auf einem Niveau angelangt, bei welchem die Bildung der Kinder gefährdet ist.»
Vorstände der Elternmitwirkungen Gossau Dorf, Bertschikon und Ottikon-Herschmettlen

Alarmierende Fluktuation?

Zur Personalfluktuation schreiben die drei EMW in ihrem Brief an die Schulpflege: «In den letzten drei Jahren waren verschiedene Schulhäuser von einer hohen Personalfluktuation betroffen, jüngst fallen im Speziellen die Schulhäuser Rooswis und Strick besonders negativ auf». Im Schulhaus Rooswis sei die Personalfluktuation gar auf einem Niveau angelangt, bei welchem die Bildung der Kinder gefährdet sei. Zum Teil hätten Kinder jährliche Wechsel der Klassenlehrperson. Dazu würden langfristige Ausfälle von einzelnen Lehrpersonen zu vielen «aufgestückelten Vikariatslösungen» führen.

Das scheint nicht erst seit gestern so zu sein. Eine Lehrperson, die ebenfalls anonym bleiben möchte, schreibt: «Die Schule Gossau brennt seit Jahren. Schulleitungen kommen und gehen, lassen sich krankschreiben und sind am Ende oder haben neue gesundheitliche Probleme.»

Forcierung von «Leitung Bildung» gefordert

Zu den Legislaturzielen 2022–2026 der Schule Gossau ZH gehört ist die Schaffung einer Stelle «Leitung Bildung». Diese soll die Schulleitungen entlasten und zu einer Entflechtung der strategischen und operativen Führung führen. Doch zwei Jahre nach Festlegung dieses Ziels scheint die Stelle noch in weiter Ferne zu sein.

Die drei EMW fordern die Schulpflege auf, die Stelle «Leitung Bildung» zu forcieren. Welche positiven Auswirkungen eine solche Stelle habe, würden Beispiele in Dübendorf, Uster oder Fehraltorf zeigen, wo eine solche Stelle bereits eingeführt wurde. Dort gebe es u.a. schnelle Entscheidungsprozesse, weniger Schulleitungsfluktuation, effizientere Abläufe und eine transparente Kommunikation.

Austausch hat stattgefunden

Ende Juni haben die EMW-Vorstände über «Escola» die Eltern und Erziehungsberechtigten informiert, dass ein Treffen mit der Schulpflege und der Schulverwaltung stattgefunden habe. Dabei habe diese Einblicke in ihre Arbeit und schulischen Abläufe gewährt und «Verbesserungen im Bereich der Betriebskultur» versprochen. Auch habe sie sich offen für die Verbesserungsvorschläge gezeigt. Man habe die Dringlichkeit der Anliegen betont und die Schulpflege gebeten, konkrete Schritte zur Umsetzung notwendiger Reformen zeitnah zu ergreifen, «damit Lehrpersonen und Schulleitungen auch in Zukunft gerne in Gossau arbeiten». Man habe das Gespräch als konstruktiv empfunden.

Wie es auf Anfrage bei einem der EMW-Vorstände heisst, habe man der Schulpflege im Nachgang zum Treffen diverse Verbesserungsvorschläge nachgereicht. Dabei gehe es v.a. um die Förderung der Kultur innerhalb der Schule Gossau, aber auch um den Vorschlag, ein externes Coaching für Schulleitende als Unterstützung zu prüfen.

Wie ist deine Meinung?

Bist du Mami, Papi bzw. Erziehungsberechtigte mit Kindern an der Schule Gossau? Wie schätzt du die Situation ein? Wie empfindest du die Zusammenarbeit mit der Schulpflege oder Schulverwaltung? Bist du Lehrperson oder Schulleiter/in und möchtest dich äussern?

Schreib uns: redaktion@zuerioberland24.ch

Barbara Tudor