Zum «demokratischen Prozess in Wetzikon»:
Instruktiv ist die sog. Diskussion im Parlament [Urnenweisung S.22, Audio]: In knapp 50 Minuten hat das Stadtparlament die Vorlage des 110 Millionen Mehrgenerationenprojektes beraten. Unter dem Druck der (mit Stadtangestellten gefüllten) Tribüne, haben 29 Parlamentarier zugestimmt, 1 getraute sich dagegen zu votieren und zu stimmen, 1 enthielt sich der Stimme: fast wie im Parlament in Nordkorea.
16 Monate später erst, knapp 3 Wochen vor dem Abstimmungswochenende, wurden die Urnenweisungen versandt. Damit man in der Gemeinde möglichst lang nicht über Details diskutieren und ev. hinterfragen konnte. (Wie auch heute, bei der Diskussion und Abstimmung über das Jahrhundert-Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien!)
Ich versuchte, das Projekt abzuschätzen und einen Rekurs an den Bezirksrat zu schreiben. Das Suchen nicht (mehr) öffentlicher Unterlagen und Zahlen war sehr schwierig, auch die Auswertung und Folgerungen: Ich brauchte mehr als eine Woche für diese Arbeit.
2 Tage vor dem Abstimmungswochenende teilte mir der Bezirksrat mit, ich hätte die Rekursfrist von 5 Tagen überschritten: «Auf den Rekurs von FV wird nicht eingetreten.» (Für seinen «Nichteintretens-Beschluss» liess sich der Bezirksrat 10 Tage Zeit.)
Nun hat der Spatenstich also stattgefunden, mit prächtigen Fotos der nebenamtlichen Stadträte und nebenamtlichen Verwaltungsräte, wie sie unbeholfen den Spaten in die Erde stecken oder auf einem Baubagger wie kleine Buben am Steuerrad drehen dürfen.
Aber sie verstehen immer noch nichts von solchen «Mehrgenerationenprojekten» und noch weniger von Wärmeversorgung, obwohl sie schon bald 15 Jahren darum herum rechnen und üben. Und so kommt denn viel fehlerhafter Unsinn raus, der aber katastrophale Auswirkungen haben wird: Die «Nebenamtlichen» haben jetzt noch nicht verstanden, dass die wichtigste Grösse für die Auslegung der Wärmeversorgung einer Wohnstadt die Spitzenleistung ist, welche am kältesten Tag noch abgegeben werden muss, ohne Unterbruch, ausfallsicher.
Sie schreiben zwar ab:
«Alle Fernwärmenetzte müssen mit einer oder mehreren Spitzenlastzentralen ausgerüstet werden. Diese werden dann zugeschaltet, wenn aufgrund des hohen Wärmebedarfs (insbesondere in den kältesten Wintertagen) die Wärme aus der KEZO und der ARA nicht ausreicht. Der Anteil der Spitzenlast beträgt ca. 6%. Eine Auslegung der Wärmenetze auf den Spitzenbedarf wäre sehr teuer und würde zu nicht konkurrenzfähigen Wärmepreisen führen. …» [Urnenweisung S. 16]
Diese 6% sind die einzige technische Zahl in der Urnenweisung, und sie sind falsch gerechnet: Die abzudeckende Spitzenlast ist 14 MW, d.h. 42%, nicht 6%.
Dem Stadtrat nehmen wir nicht ab, dass er diesen «Abschreibfehler» nicht erkannt hat! Und so hat er versucht zu verheimlichen, dass er für die Produktion dieser Spitzenlast auf den ca. 40% des Gemeindegebietes noch zusätzliche 5–7 Energiezentralen bauen muss, alle ca. in der Grösse und Leistung wie die Energiezentrale der ARA Flos [S.12].
Wir können nicht sehen, wo diese Zentralen hingestellt werden sollen, und wir können nicht sehen, wo diese zusätzlichen Investitionen einkalkuliert sind? (Vorsichtige Schätzung: ca. 5 bis 7 mal 15 Millionen Franken; die Energiezentrale der ARA Floss wird irgendwo einmal mit 15 Millionen budgetiert.)
Aufmerksam gemacht auf diesen groben Fehler, hat der nebenamtliche Stadtrat und nebenamtliche Verwaltungsrat nur noch geflunkert:
«…In die Planung einbezogen ist auch die Realisierung eines oder mehrerer grosser (Wasser-) Speicher, um Energie vom Sommer für den Winter zu speichern und so den Spitzenlastanteil weiter zu reduzieren.» [Urnenweisung S 17]
Nach Adam Riese benötigen die ca. 5 GWh zusätzliche Wärme-Energie für die Wintermonate ca. 100'000 m3 Wasser von 70–80°C: 10 je 30 m hohe, isolierte Wassertürme plus Zentralen dazu! Neue Wahrzeichen für Wetzikon?