Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Gossau ZH
04.05.2023
04.05.2023 16:50 Uhr

Cybermobbing auch bei den Gossauer Jugendlichen ein Thema

Jugendliche verbringen laut einer Studie über fünf Stunden täglich am Handy.
Jugendliche verbringen laut einer Studie über fünf Stunden täglich am Handy. Bild: AdobeStock
Die Schülerinnen und Schüler der 3. Oberstufe müssen eine selbständige Projektarbeit erstellen. Rowena Wäfler wollte dafür Redaktionsluft schnuppern und hat sich entschieden, einen Artikel zum Thema Jugend und soziale Medien zu schreiben.

Für meine Projektarbeit wollte ich ein Thema wählen, das mich persönlich interessiert, aber auch für die Bevölkerung von Gossau interessant sein könnte. So kam ich auf die Idee, bei der Redaktion der «Gossauer Post» anzufragen, ob ich einen Artikel für sie schreiben darf. Mit der Herausgeberin konnte ich ein Thema finden: das Internet und insbesondere die sozialen Medien und ihre Wirkung auf die Gesellschaft.

Mit Handy gross geworden

Das Internet und die sozialen Medien haben unsere Gesellschaft in den letzten 20 Jahren stark verändert. Meine Generation, die sog. Generation Z (Jahrgänge 1995–2010), ist die erste, die mit dem Smartphone aufgewachsen ist. Jeden Tag setzen wir unzählige Posts ab, teilen Storys, Reels, Fotos und Videos. Wir Jugendlichen, aber auch die meisten Erwachsenen, können uns ein Leben ohne Smartphone und die sozialen Medien gar nicht mehr vorstellen.

Erste Tat am Tag: Griff zum Handy

Viele greifen als Erstes zum Smartphone, nachdem der Wecker geklingelt hat. Sie öffnen z. B. TikTok oder prüfen, was Freunde auf Snapchat oder Instagram teilen. Das wiederholt sich mehrmals täglich; in der Schule, an der Bushaltestelle, am Esstisch und abends auf der Couch.

Gemäss statista.com hat eine Auswertung von Schweizer Handydaten gezeigt, dass Jugendliche im Alter von 13 bis 19 Jahren täglich über fünf Stunden am Handy verbringen. Durch diese intensive Nutzung können gesundheitliche und auch soziale Probleme entstehen:  Schlafmangel, Realitätsflucht und Streit mit den Eltern.

«Wichtig ist, Mobbing-Fälle und Hetze sofort zu melden. Egal, um wen es geht.»
Rowena Wäfler, Schülerin aus Gossau ZH

Starker Einfluss auf das Leben

Der Umgang mit den sozialen Medien kann sehr unterschiedlich sein, abhängig von den persönlichen Präferenzen, dem Alter und den Erfahrungen jedes Einzelnen. Man kann sich sehr schnell darin verlieren und sich als jüngere Person besonders schnell negativ beeinflussen lassen.

Andererseits können soziale Medien auch nützlich sein. Als positiv empfinden wir Glücksgefühle, emotionale Unterstützung, die durch das Zugehörigkeitsgefühl entsteht, sowie auch die Kreativität.

Zu den negativen Auswirkungen gehört die Suchtgefahr. Gemäss brain-effect.com können 5 bis 10 Prozent der Internet- und Social-Media-Nutzer:innen nicht mehr kontrollieren, wie viel Zeit sie online verbringen. Auch Cybermobbing oder die Verbreitung von «Fake News» können negative Folgen haben.

Gerade online werden viele Beiträge bewusst mit reisserischen, farbigen und auffälligen Überschriften versehen, damit sie von möglichst vielen angeklickt werden. Zudem verbreiten sich solche Meldungen schnell, weil sie häufig schon geteilt werden, bevor überhaupt der ganze Artikel gelesen wurde. Auch der ständige Vergleich mit anderen kann negative Folgen haben. Vor allem junge Menschen werden stark beeinflusst, wenn sie täglich komplett gefälschte Bilder sehen und sie nur das Schöne im Leben präsentiert bekommen.

Konzentration leidet

Die Online-Sucht ist zwar eine psychische und keine körperliche Abhängigkeit, doch das Gehirn wird auf ganz ähnliche Weise verändert. Gemäss socialmedia.com gehen Experten und Analysten davon aus, dass durch den Gebrauch von Social Media die Aufmerksamkeitsspanne sinkt und es für Menschen schwierig wird, komplexe Probleme mit dauerhafter Konzentration zu bearbeiten.

Anfeindungen über Social Media

Cybermobbing ist das digitale Gesicht von Mobbing. Jeder zweite Jugendliche hat gemäss jugendundmedien.ch bereits mitbekommen, dass jemand im direkten Umfeld Opfer von Cybermobbing geworden ist, durchschnittlich 29 % der Schweizer Jugendlichen haben selbst Cybermobbing erlebt. Das wollte ich genauer wissen und habe dazu in der 3. Sek eine Umfrage gestartet. 40 % der befragten Schüler:innen haben angegeben, selbst schon Cybermobbing erlebt zu haben. Knapp 30 % von ihnen hätten es bereits öfter erlebt. Anfeindungen
finden laut meiner Umfrage am häufigsten über WhatsApp statt, gefolgt von TikTok, Facebook und Instagram. TikTok hat in letzter Zeit zugelegt, sagten mir die Schüler:innen.

In den meisten Fällen gehe es um Beleidigungen, aber oft würden auch Gerüchte verbreitet, Personen aus Gruppen ausgeschlossen oder peinliche, intime Videos und Bilder von anderen geteilt. Auch mit Droh-Nachrichten oder dem Anlegen von Fake-Accounts sahen sich bereits einige konfrontiert.

Fünf bis sieben Stunden täglich

Die meisten meiner Mitschüler:innen haben angegeben, ihr Handy durchschnittlich fünf bis sieben Stunden am Tag zu nutzen. Die mit Abstand meistbenutzte App ist TikTok. Spannend war, dass 36% der Schüler:innen angegeben haben, dass ihnen die sozialen Medien nicht guttun würden. Viele Schüler:innen haben aber auch handyfreie Zeiten. Viele haben gesagt, dass sie sich selbst Bildschirmzeiten setzen, um gewisse Limits bei der Nutzung von Apps zu haben. Viele meinten auch, dass sie bei wichtigen Ereignissen auf ihr Handy verzichten.

Was können wir besser machen?

Wichtig für einen gesunden Umgang mit Social Media ist meiner Meinung nach, dass wir darauf achten, uns mit Apps und Social-Media-Kanälen zu beschäftigen, die uns guttun und mit denen man eine positive Kommunikation mit Freunden und der Familie pflegen kann. Ein regelmässiger kleiner «Entzug», bei dem man in bestimmten Situationen am Tag die Nutzung einschränkt oder das Smartphone bewusster einsetzt, kann sehr hilfreich sein.

Wichtig ist, Mobbing-Fälle und Hetze sofort zu melden. Egal, um wen es geht.

Dieser Beitrag ist auch in der «Gossauer Post» vom 5. Mai 2023 erschienen.

Rowena Wäfler, Jugend-Gastautorin
Demnächst