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Gesundheit
18.11.2025
18.11.2025 10:45 Uhr

Steigende Gesundheitskosten

Pflegekosten machen einen grossen Teil der Gesundheitsausgaben in der Schweiz aus.
Pflegekosten machen einen grossen Teil der Gesundheitsausgaben in der Schweiz aus. Bild: AdobeStock
Gesundheitskosten in der Schweiz steigen bis 2027 auf über 12’000 Franken pro Kopf. Comparis fordert klare Regeln für bezahlte Angehörigenpflege.

Die Gesundheitsausgaben in der Schweiz werden laut Prognose der Konjunkturforschungsstelle des Instituts der ETH Zürich (KOF) für 2026 um 3,6 Prozent steigen. Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly bewertet diesen Anstieg als vertretbar, sofern das Wirtschaftswachstum stabil bleibt. Er geht davon aus, dass die Ausgaben 2027 über 12’000 Franken pro Person erreichen könnten. Damit bleiben sie zwischen 11 und 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), vergleichbar mit den Vorjahren.

Schneuwly weist jedoch auf wachsende Herausforderungen bei der Langzeit- und Angehörigenpflege hin. Immer mehr Menschen erhalten Pflege zu Hause, wobei die ambulante Pflege stärker wächst als die stationäre. Dies entspricht dem Wunsch vieler älterer Menschen, ihren Lebensabend in vertrauter Umgebung zu verbringen.

Herausforderung Angehörigenpflege

Die Finanzierung der Pflege durch Angehörige sei derzeit unklar geregelt, betont Schneuwly. Zwar verpflichtet das Bundesgericht Krankenkassen, Kantone und Gemeinden, bestimmte Grundpflegeleistungen zu bezahlen, wenn Angehörige über eine Spitex angestellt sind. In der Praxis würden die Vorgaben jedoch unterschiedlich interpretiert: unklar sei etwa, welche Leistungen anerkannt werden, wie hoch die Beiträge sein dürfen oder wer als Angehöriger gilt.

Zudem werde die Arbeit der Angehörigen bisher nicht separat erfasst. Das Bundesamt für Statistik unterscheidet nur zwischen gemeinnützigen und gewinnorientierten Spitex-Organisationen sowie selbstständigen Pflegefachkräften. Der Bundesrat schätzt das Umsatzwachstum der Angehörigenpflege von 18 Millionen Franken 2019 auf über 100 Millionen Franken 2024.

Private Anbieter profitieren

Comparis zufolge haben gemeinnützige Spitex-Organisationen die Entwicklung in der Angehörigenpflege lange vernachlässigt, wodurch private Pflegeunternehmen ein starkes Wachstum erfahren haben. 2024 stiegen die Pflegekosten bei gewinnorientierten Spitex-Firmen um 22 Prozent, während gemeinnützige Organisationen nur um 5 Prozent zulegten.

Auch die Beschäftigung nahm deutlich zu: Private Anbieter stellten rund 11’500 Mitarbeitende ein, darunter viele pflegende Angehörige ohne formale Ausbildung. Besonders in den deutschsprachigen Kantonen der Nordostschweiz spezialisierten sich private Anbieter zunehmend auf die vertragliche Anstellung von Angehörigen.

 Pflegekosten auf Rekordniveau

Die Spitex-Dienste erbrachten 2024 insgesamt 25,6 Millionen Pflegestunden, ein Plus von 10,2 Prozent gegenüber 2023. Die gesamten Pflegekosten betrugen 15,82 Milliarden Franken, davon 12,16 Milliarden für Alters- und Pflegeheime und 3,66 Milliarden für ambulante Pflegeleistungen. Comparis-Krankenkassenexperte Schneuwly plädiert für präzisere und pragmatische Lösungen bei der Angehörigenpflege. Bis 2032 soll ein einheitliches Tarifsystem die Finanzierung der Pflegekosten regeln. Schneuwly betont, dass dabei unnötige Bürokratie vermieden werden müsse.

Laut einem Gutachten der Association Spitex Privée Suisse sollten Bund, Kantone, Versicherer und Spitex-Verbände zentrale Fragen klären: Wer darf Pflegeleistungen abrechnen, welche Ausbildung ist erforderlich, wie hoch dürfen Leistungen maximal sein? Ebenso nötig seien klare Vorgaben zur Schadenminderungspflicht, zur Trennung von Pflege- und Betreuungsleistungen und zu einheitlichen Kriterien für Finanzierung und Qualität der Leistungen.

Schneuwly fasst zusammen, dass nur durch klare Regeln und pragmatische Lösungen eine verlässliche Finanzierung der Angehörigenpflege gewährleistet werden könne.

Zürioberland24/gg
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