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Grüningen
14.10.2025
14.10.2025 18:36 Uhr

Die Wy-Galerie schliesst

Suzan Honegger (links) und Andrea Hofer haben die Wy-Galerie im Grüninger Stedtli während rund 16 Jahren betrieben. Jetzt ziehen sie einen Schlussstrich.
Suzan Honegger (links) und Andrea Hofer haben die Wy-Galerie im Grüninger Stedtli während rund 16 Jahren betrieben. Jetzt ziehen sie einen Schlussstrich. Bild: zvg
Nach fast 16 Jahren haben Suzan Honegger und Andrea Hofer entschieden, ihre Wy-Galerie im Grüninger Stedtli aufzugeben. Im Interview erzählen die beiden, warum.

Im Februar 2010 eröffneten die beiden langjährigen Freundinnen Suzan Honegger und Andrea Hofer die Wy-Galerie in den historischen Mauern des Grüninger Stedtli, wo Suzan und ihr Mann Thomas seit 2008 wohnen. Nun haben sie beschlossen, das Geschäft per Ende Dezember 2025 zu schliessen.

Wie kam’s zur Wy-Galerie?

Suzan Honegger: Andrea und ich sowie unsere beiden Männer teilen die Leidenschaft für guten Wein seit vielen Jahren. Die Eröffnung war aus einer Schnaps-Idee heraus entstanden. Aus dem kleinen Hobby wurde mit der Zeit etwas Grosses. Wir hätten nicht zu träumen gewagt, dass wir die Wy-Galerie so lange mit so viel Freude und Erfolg führen würden.

«Mit der Zeit haben wir immer besser verstanden, worauf unsere Kunden wirklich Wert legen: individuelle Beratung und ein Einkaufserlebnis, das man bei den Grossverteilern vergeblich sucht.»
Suzan Honegger

Wie hat sich das Geschäft entwickelt?

Andrea Hofer: Wir starteten ohne grosse Erwartungen. Unser Ziel war es, für uns selbst und unsere Kunden gute Weine zu entdecken und anzubieten. Hätten wir nichts verkauft, wäre das auch kein Drama gewesen – Dann hätten wir sie einfach selbst genossen (lacht).

Suzan: Mit der Zeit haben wir immer besser verstanden, worauf unsere Kunden wirklich Wert legen: individuelle Beratung und ein Einkaufserlebnis, das man bei den Grossverteilern vergeblich sucht. Viele unserer Stammkunden kennen wir heute so gut, dass wir ihnen präzise Empfehlungen aussprechen können – und das kommt sehr gut an. Genau das macht einen kleine, persönliche Weinhandlung aus.

Wie ging’s weiter?

Andrea: In den ersten Jahren waren wir oft unterwegs mit Degustationen in Bars, bei Kunden zu Hause, auf Messen oder in Geschäften wie zum Beispiel beim Sport Trend Shop STS in Hinwil. Unvergessen sind auch die gemütlichen Paella- und Raclette-Abende und die legendären «Ladies Nights». Diese Einsätze waren spannend und haben viel Freude bereitet. Allerdings waren sie auch zeitintensiv und nicht sehr rentabel. Deshalb haben wir diese Anlässe irgendwann eingestellt.

Warum hört ihr auf?

Suzan: Meine Motivation, den Laden weiterzuführen, hat nachgelassen. Die Umsätze sind in den letzten zwei Jahren stark zurückgegangen. Wenn man den ganzen Tag im Laden steht und am Abend keinen Franken in der Kasse hat, vergeht einem die Freude. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um loszulassen und wieder mehr Zeit für andere Dinge zu haben.

Andrea: Die besten Zeiten der Wy-Galerie liegen hinter uns. Um weiterzumachen, müssten wir viel investieren und wieder richtig aktiv werden – doch dazu fehlt uns die Energie und Bereitschaft. Wir blicken mit einem guten Gefühl zurück, auf viele schöne Jahre, tolle Begegnungen mit unseren Kunden zurück. Jetzt aufzuhören, fühlt sich richtig an.

Hatte die geplante Stedtliumfahrung Einfluss auf euren Entscheid?

Suzan: Überhaupt nicht. Die Umfahrung ist noch so weit weg, dass sie keine Rolle gespielt hat. Wäre die Umfahrung schon da, hätte das allenfalls sogar einen positiven Einfluss auf die Wy-Galerie gehabt. Denn ein Einkauf oder ein gemütlicher Bummel im Stedtli wäre ganz anders und viel attraktiver, wenn es weniger Verkehr hätte. Dann käme der Charme vom Stedtli noch viel besser zur Geltung.

«Alle wünschen sich mehr Läden im Stedtli. Aber dann müsste man auch tatsächlich dort einkaufen. Ohne Kundschaft keine Läden, so einfach ist das.»
Andrea Hofer

Viele wünschen sich mehr Läden im Stedtli. Das zeigte eine kürzlich von der Gemeinde durchgeführte Umfrage zur Stedtlibelebung. Wie realistisch ist das?

Andrea: Alle wünschen sich mehr Läden im Stedtli. Aber dann müsste man auch tatsächlich dort einkaufen. Ohne Kundschaft keine Läden, so einfach ist das.

Suzan: Gerade im Weinhandel ist die Konkurrenz riesig und die Margen sind klein. Wenn wir ausschliesslich vom Laden hätten leben müssen, hätten wir schon viel früher aufgehört.

«Ganz verschwinden werden wir nicht! An den drei Grüninger Märkten werden wir weiterhin präsent sein. »
Suzan Honegger

Ihr habt neben dem Laden auch einen Online-Shop. Werdet ihr den weiterführen?

Andrea: Nein. Wir werden den Weinhandel ganz einstellen und damit auch den Webshop. Bis an Weihnachten können unsere Kunden aber noch wie gewohnt bestellen.

Suzan: Ganz verschwinden werden wir nicht! An den drei Grüninger Märkten werden wir weiterhin mit unserer beliebten Prosecco- und Bierbar präsent sein. Auch werden wir die Wy-Galerie dann jeweils gemütlich einrichten und als kleine Wein-Bar führen, wo man Weine im Offenausschank geniessen kann. Auch unseren hausgemachten weissen Glühwein wird es weiterhin geben. Wir produzieren ihn nach wie vor selbst, und man kann ihn wie bisher in der Schloss-Eisbahn-Bar und im Schlosscafé geniessen.

Woran erinnert ihr euch gerne zurück?

Suzan: Oh, da gibt es unzählige schöne Erinnerungen: Spannende Begegnungen und Freundschaften, die über die Jahre entstanden sind. Echte Highlights waren auch die Besuche von bekannten Winzern wie Leo Hillinger, Roberto Sarotto oder Hans Nittnaus.

Andrea: Es war ein Herzensprojekt, und wir hatten immer viel Spass. Die Liebe zum Wein hat uns stets verbunden. Wir durften dieses Hobby zum Teilzeitberuf machen und unsere Kunden mit unserer Leidenschaft begeistern. Künftig zelebrieren wir diese Leidenschaft wieder im privaten Rahmen mit unseren Männern und Freunden.

www.wy-galerie-grueningen.ch

Barbara Tudor