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Wetzikon
03.10.2025
03.10.2025 12:28 Uhr

RPK Wetzikon: «Der langfristige Weiterbetrieb ist nicht gewährleistet»

Sven Zollinger, Präsident der RPK Wetzikon, spricht im Interview über die Gründe für ihr Nein zum GZO-Kredit.
Sven Zollinger, Präsident der RPK Wetzikon, spricht im Interview über die Gründe für ihr Nein zum GZO-Kredit. Bild: Deborah Spinelli/GZO / zvg
Die Aktionärsgemeinden sollen insgesamt 50 Millionen Franken neues Kapital einschiessen, um eine drohende Schliessung des GZO-Spitals abzuwenden. Für die Stadt Wetzikon beträgt der Anteil rund 12,8 Mio. Franken. Die Rechnungsprüfungskommission (RPK) hat sich gegen den Kredit ausgesprochen. Im Interview erklärt Sven Zollinger, RPK-Präsident und FDP-Parlamentsmitglied, warum.

Anfang Juni 2025 hat die RPK* bekanntgegeben, dass sie den GZO-Kredit ablehnt. Das Sanierungskonzept sei zu optimistisch und es wird befürchtet, dass die 50 Millionen Franken nicht ausreichen werden und weitere Mittel bereitgestellt werden müssen. Die Wetziker Post wollte es genauer wissen und hat den RPK-Präsidenten Sven Zollinger dazu befragt.

Die RPK beurteilt den Businessplan als zu optimistisch. Warum?

Sven Zollinger: Um den Weiterbetrieb des Spitals sichern zu können, werden im Businessplan alle Investitionen auf das Notwendige zurückgefahren. Es stellt sich deshalb nicht die Frage, ob die Bevölkerung erneut an die Urne gebeten wird, um künftige Investitionen, wie z. B. die Fertigstellung des Neubaus zum Betrieb oder notwendige Investitionen für den Spitalverbund, zu finanzieren, sondern wann. Der langfristige Weiterbetrieb des Spitals ist mit den 50 Millionen Franken nicht gewährleistet.

Auch die Gemeinderäte von Bubikon und Rüti – bedeutende Gemeinden im Aktionärsverbund – haben schon früh bekanntgegeben, dass sie den Kredit ablehnen. Sind alle anderen Gemeinden zu blauäugig?

Der RPK Wetzikon ist es gelungen, das Geschäft sachlich und objektiv zu beraten und zu beurteilen. Seit 2012 ist die Spitalplanung und -finanzierung Aufgabe des Kantons. Nur schon deshalb ist es falsch, die Gemeindekasse dafür anzuzapfen. Es käme ja auch niemand auf die Idee, die Oberlandautobahn aus der Gemeindekasse zu finanzieren.

«Es ist nicht die Frage, ob die Bevölkerung wieder an die Urne gebeten wird, um künftige GZO-Investitionen zu finanzieren, sondern wann.»
Sven Zollinger, RPK-Präsident Wetzikon

Sollten eine oder mehrere Gemeinden den Kredit ablehnen, dürfte die Frage aufkommen, ob die Stadt Wetzikon als grösste Aktionärin diese Lücke füllt. Das würde bedeuten, dass die Stadt Wetzikon noch tiefer in die Tasche greifen müsste, um «sein» Spital zu retten. Wie will die Stadt das finanzieren?

Die Stadt hat gute Jahre hinter sich, schiebt aber hohe Investitionen wie Schulhauserweiterungen, die Sanierung des Stadthauses oder laufende Bauprojekte vor sich her. Der Finanz- und Aufgabenplan mahnt zur Ausgabendisziplin, um die finanzpolitischen Ziele zu erreichen. Für den GZO-Kredit müsste die Stadt Fremdkapital aufnehmen. Die Zinsen von rund 200 000 Franken im Jahr müssten ebenfalls durch die Steuerzahler von Wetzikon bezahlt werden. Würde Wetzikon noch mehr Geld einschiessen, würden auch die Zinsen entsprechend höher.

Der aktuelle Sanierungsplan funktioniert nur, wenn die Gläubiger auf 70 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Davon dürften auch diverse lokale Lieferanten und Handwerker aus Wetzikon betroffen sein. Was sagt die RPK dazu?

Aus der Aktienkapitalerhöhung erfolgen keine Zahlungen an Gläubiger. Dies muss aus der Substanz der GZO AG finanziert werden. Spannend wäre die Frage, wie das regionale Gewerbe zukünftig vom Spital profitiert. Darüber haben wir keine klaren Rückmeldungen vom Stadtrat erhalten. Interessant finde ich persönlich, dass meines Wissens kein Gewerbe- oder Wirtschaftsverband aktiv für den Erhalt des GZO wirbt.

«Für den GZO-Kredit müsste die Stadt Fremdkapital aufnehmen. Die Zinsen zahlen ebenfalls die Steuerzahler.»
Sven Zollinger

Die RPK hinterfragt auch die wirtschaftliche Bedeutung des Spitals und ob ein Regionalspital in Wetzikon noch nötig ist.

Die Antwort zur Bedeutung des Spitals hat der Regierungsrat mit der Ablehnung der Sicherheitsgarantien für die Refinanzierung der Obligationsanleihe gegeben. Der Regierungsrat hat das Spital als «nicht unverzichtbar» eingestuft.

Die Diskussionen um das GZO sind zuweilen emotional. Niemand will verständlicherweise auf «sein» Spital verzichten. Was wäre nach Ansicht der RPK eine Alternative?

Die Frage, wie und wo die Patienten im Falle des Wegfalls des GZO-Spitals versorgt werden, muss Regierungsrätin Natalie Rickli beantworten.

Teil des Sanierungskonzepts und langfristiges Ziel der GZO AG ist ein Spitalverbund. Wie realistisch ist ein solcher Verbund überhaupt noch?

Während der Beratung hielten sich andere Spitäler über die zukünftige Zusammenarbeit bedeckt, weshalb man sich nicht darauf stützen kann, dass ein Spitalverbund realistisch ist.

* Die Rechnungsprüfungskommission (RPK) der Stadt Wetzikon besteht aus neun Mitgliedern der FDP, SVP, EDU, SP, Die Mitte und GP und wird von Sven Zollinger präsidiert.

Barbara Tudor