Herausfordernde Nachlassstundung
Mika erklärt im Podcast sachlich und verständlich, wie eine Nachlassstundung vor sich geht und warum sie hochkomplex ist. Die Nachlassstundung beruhe auf mehreren Säulen: die betriebliche Säule, bei der es darum geht, den Betrieb zu stabilisieren. Das sei gerade im Gesundheitswesen enorm herausfordernd, weil man sich in einem hoch-regulatorischen Feld bewege und dazu noch mit Fachkräftemangel konfrontiert sei. Das sei eine Aufgabe der Sachwalter, welche den Betrieb überwachen.
Die andere Säule sei die Nachschaffung eines Sanierungskonzepts. Auch da gebe es eine ganz klare Vorgehensweise in der Hand der Gesellschaft (der GZO AG, Anm. d. Red.), ein Sanierungskonzept zu erstellen, mit den Gläubigern Gespräche zu führen und das auf eine breite Basis zu stellen. Die Aufgabe der Sachwalter sei, dies zu überwachen, nachzuschärfen und die Gesellschaft immer wieder aufzufordern, das Maximale aus dem Sanierungskonzept herauszuholen, sodass es ein möglichst gutes Ergebnis für die Gläubiger gibt.
Das Ganze müsse aber auch nachhaltig sein. Auch dafür sei die Sachwalterschaft zuständig, um sicherzustellen, dass die GZO AG eine nachhaltige Lösung präsentiert, damit gewährleistet ist, dass das GZO mit dieser Lösung weiter existieren kann.
Die Nachlassstundung der GZO AG sei insofern anspruchsvoll, weil es dabei auch noch um einen Neubau gehe, der erst zu 70 Prozent fertiggestellt ist. Auch die riesige Gläubigerschaft mit über 1'000 Gläubigern sei hochkomplex. Die Sachwalterschaft brauche deshalb ein sehr breites Know-how, um all den Aufgaben gerecht zu werden.
«Hochbeaufsichtigter Prozess»
Mika betont im Laufe des Podcasts zudem, dass die Sachwalter nicht walten können, wie sie wollen, sondern unter der Kontrolle des Gerichts stünden. Auch die Kosten wie die Ansätze und Rechnungen würden vom Gericht kontrolliert. Die Sachwalter müssten auch immer wieder Stellungnahmen beim Gericht abgeben.
«Höhere Kosten und Verzögerungen»
Herren macht klar, dass die GZO AG nicht für einen Wechsel ist, weil es nach ihrer Ansicht eine enorme Einarbeitungszeit brauchen würde, was zu höheren Kosten und Verzögerungen führe. Ein Wechsel sei nicht förderlich für den ganzen Prozess.
Ohne den von Clearway vorgeschlagenen Michael Endres als neuen Sachwalter zu kritisieren, sagt Mika diplomatisch: «Ich kann nicht beurteilen, ob die vorgeschlagene Person tatsächlich dafür geeignet ist mit seinem Background und der Kanzlei, um eine Nachlassstundung in dieser Grösse zu stemmen. Ich glaube das muss jeder am Ende selbst für sich entscheiden können. Wir sehen einfach die Risiken, unabhängig von der Person, aufgrund der Komplexität.»
Über 1'000 Gläubiger
Andreas Mika erklärt weiter, dass die Zusammenarbeit mit über 1'000 Gläubigern sehr anspruchsvoll sei – von Mitarbeitern über Lieferanten bis hin zu Obligationen- und Finanzgläubigern. «Ein Konzept zu entwickeln, das allen passt, ist denkbar schwierig.» Ihre Befürchtung sei, dass die aktivistische Gläubigergruppe ihre Interessen in den Vordergrund stellen will. Das wolle man verhindern, weil «wir ganz klar sagen: Wir stehen für alle Gläubiger, und wir wollen für alle Gläubiger eine Lösung finden, die nachhaltig ist und die funktioniert.»
Vorwurf der Einflussnahme
Hansjörg Herren wirft den Anleihegläubigern hinter Clearway Capital vor, durch einen neuen Sachwalter Einfluss auf den Prozess nehmen zu wollen.
Andreas Mika formuliert es anders. Es sei klar, dass eine gewinnorientierte Gruppe andere Wünsche und Vorstellungen habe. Man habe sehr viele Gespräche mit diversen Gläubigern geführt, deren Bedürfnisse sehr unterschiedlich seien. Die einen möchten sofort zu ihrem Geld kommen, für andere sei eine langfristige Lösung über 20 Jahre denkbar. «Irgendwo zwischen dieser Bandbreite bewegen wir uns.» Es sei ihm wichtig, eine Lösung zu finden, die für möglichst alle Gläubiger stimme.
«Wir wehren uns nicht gegen mehr Aufsicht»
Statt eines Sachwalterwechsels schlägt die GZO AG, nachdem Clearway öffentlich Druck gemacht hat, einen Gläubigerausschuss vor. Man habe nichts gegen eine Aufsicht und ein Gläubigerausschuss. Es sei eine weitere Möglichkeit der Gläubiger, dass ihre Interessen vertreten würden, sagt Herren. Der Gläubigerausschuss müsse möglichst breit aufgestellt sein und verschiedene Gläubigergruppen vertreten.
Abschliessend rufen Mika und Herren alle Gläubiger dazu auf, an der Versammlung vom kommenden Montag teilzunehmen oder sich vertreten zu lassen.