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Wetzikon
05.09.2025
05.09.2025 16:51 Uhr

GZO kritisiert Gläubigergruppe scharf

GZO-Direktor Hansjörg Herren (links) und VR-Präsident Andreas Mika informieren im Podcast über die Gläubigerversammlung und warum sie den Vorschlag eines neuen Sachwalters ablehnen.
GZO-Direktor Hansjörg Herren (links) und VR-Präsident Andreas Mika informieren im Podcast über die Gläubigerversammlung und warum sie den Vorschlag eines neuen Sachwalters ablehnen. Bild: pixabay.com/ZO24
Das GZO hat einen neuen Podcast publiziert. VR-Präsident und CEO informieren darin, worum es an der Gläubigerversammlung geht. Dabei kritisieren sie Clearway Capital scharf und betiteln sie x-fach als «aktivistische» Gläubigergruppe. Auf die Kritikpunkte von Clearway Capital gehen sie nicht ein.

In einem Podcast sprechen Verwaltungsrats-Präsident Andreas Mika und der GZO-Direktor Hansjörg Herren über die bevorstehende Gläubigerversammlung, was dort behandelt wird, warum sie den Vorschlag eines neuen Sachwalters ablehnen und warum sie stattdessen einen Gläubigerausschuss vorschlagen.

Gleichzeitig betiteln sie die Anleihegläubigergruppe, welche sich unter dem Namen «GZO-Bondholder» zusammengetan hat und von Clearway Capital vertreten wird, als «aktivistische Gläubigergruppe». Dieser Begriff fällt im Laufe des Podcasts etliche Male.

«Normaler Vorgang»

Einleitend erklärt Mika, dass es sich bei der Gläubigerversammlung um einen gewöhnlichen Vorgang im Zusammenhang mit der Nachlassstundung handle. Die Gläubigerversammlung diene vor allem der Information aller Gläubiger, um sie auf den aktuellen Stand bringen zu können.

Bei dieser Gläubigerversammlung gibt es die Möglichkeit, Anträge zu stellen, was im Vorfeld auch genutzt wurde: Eine Gläubigergruppe, die sich unter dem Namen «GZO-Bondholder» zusammengetan und von Clearway Capital vertreten wird, hat den Antrag gestellt, die beiden Sachwalter durch einen neuen zu ersetzen (wir berichteten).

Hansjörg Herren sagt zu den Entwicklungen der letzten Wochen: «Wir dachten, dass diese Versammlung ruhig über die Bühne geht, aber jetzt ist relativ viel Turbulenz drin.»

«Wir dachten, dass diese Versammlung ruhig über die Bühne geht, aber jetzt ist relativ viel Turbulenz drin.»
Hansjörg Herren, GZO-Direktor

Herausfordernde Nachlassstundung

Mika erklärt im Podcast sachlich und verständlich, wie eine Nachlassstundung vor sich geht und warum sie hochkomplex ist. Die Nachlassstundung beruhe auf mehreren Säulen: die betriebliche Säule, bei der es darum geht, den Betrieb zu stabilisieren. Das sei gerade im Gesundheitswesen enorm herausfordernd, weil man sich in einem hoch-regulatorischen Feld bewege und dazu noch mit Fachkräftemangel konfrontiert sei. Das sei eine Aufgabe der Sachwalter, welche den Betrieb überwachen.

Die andere Säule sei die Nachschaffung eines Sanierungskonzepts. Auch da gebe es eine ganz klare Vorgehensweise in der Hand der Gesellschaft (der GZO AG, Anm. d. Red.), ein Sanierungskonzept zu erstellen, mit den Gläubigern Gespräche zu führen und das auf eine breite Basis zu stellen. Die Aufgabe der Sachwalter sei, dies zu überwachen, nachzuschärfen und die Gesellschaft immer wieder aufzufordern, das Maximale aus dem Sanierungskonzept herauszuholen, sodass es ein möglichst gutes Ergebnis für die Gläubiger gibt.

Das Ganze müsse aber auch nachhaltig sein. Auch dafür sei die Sachwalterschaft zuständig, um sicherzustellen, dass die GZO AG eine nachhaltige Lösung präsentiert, damit gewährleistet ist, dass das GZO mit dieser Lösung weiter existieren kann.

Die Nachlassstundung der GZO AG sei insofern anspruchsvoll, weil es dabei auch noch um einen Neubau gehe, der erst zu 70 Prozent fertiggestellt ist. Auch die riesige Gläubigerschaft mit über 1'000 Gläubigern sei hochkomplex. Die Sachwalterschaft brauche deshalb ein sehr breites Know-how, um all den Aufgaben gerecht zu werden.

«Hochbeaufsichtigter Prozess»

Mika betont im Laufe des Podcasts zudem, dass die Sachwalter nicht walten können, wie sie wollen, sondern unter der Kontrolle des Gerichts stünden. Auch die Kosten wie die Ansätze und Rechnungen würden vom Gericht kontrolliert. Die Sachwalter müssten auch immer wieder Stellungnahmen beim Gericht abgeben.

«Höhere Kosten und Verzögerungen»

Herren macht klar, dass die GZO AG nicht für einen Wechsel ist, weil es nach ihrer Ansicht eine enorme Einarbeitungszeit brauchen würde, was zu höheren Kosten und Verzögerungen führe. Ein Wechsel sei nicht förderlich für den ganzen Prozess.

Ohne den von Clearway vorgeschlagenen Michael Endres als neuen Sachwalter zu kritisieren, sagt Mika diplomatisch: «Ich kann nicht beurteilen, ob die vorgeschlagene Person tatsächlich dafür geeignet ist mit seinem Background und der Kanzlei, um eine Nachlassstundung in dieser Grösse zu stemmen. Ich glaube das muss jeder am Ende selbst für sich entscheiden können. Wir sehen einfach die Risiken, unabhängig von der Person, aufgrund der Komplexität.»

Über 1'000 Gläubiger

Andreas Mika erklärt weiter, dass die Zusammenarbeit mit über 1'000 Gläubigern sehr anspruchsvoll sei – von Mitarbeitern über Lieferanten bis hin zu Obligationen- und Finanzgläubigern. «Ein Konzept zu entwickeln, das allen passt, ist denkbar schwierig.» Ihre Befürchtung sei, dass die aktivistische Gläubigergruppe ihre Interessen in den Vordergrund stellen will. Das wolle man verhindern, weil «wir ganz klar sagen: Wir stehen für alle Gläubiger, und wir wollen für alle Gläubiger eine Lösung finden, die nachhaltig ist und die funktioniert.»

Vorwurf der Einflussnahme

Hansjörg Herren wirft den Anleihegläubigern hinter Clearway Capital vor, durch einen neuen Sachwalter Einfluss auf den Prozess nehmen zu wollen.

Andreas Mika formuliert es anders. Es sei klar, dass eine gewinnorientierte Gruppe andere Wünsche und Vorstellungen habe. Man habe sehr viele Gespräche mit diversen Gläubigern geführt, deren Bedürfnisse sehr unterschiedlich seien. Die einen möchten sofort zu ihrem Geld kommen, für andere sei eine langfristige Lösung über 20 Jahre denkbar. «Irgendwo zwischen dieser Bandbreite bewegen wir uns.» Es sei ihm wichtig, eine Lösung zu finden, die für möglichst alle Gläubiger stimme.

«Wir wehren uns nicht gegen mehr Aufsicht»

Statt eines Sachwalterwechsels schlägt die GZO AG, nachdem Clearway öffentlich Druck gemacht hat, einen Gläubigerausschuss vor. Man habe nichts gegen eine Aufsicht und ein Gläubigerausschuss. Es sei eine weitere Möglichkeit der Gläubiger, dass ihre Interessen vertreten würden, sagt Herren. Der Gläubigerausschuss müsse möglichst breit aufgestellt sein und verschiedene Gläubigergruppen vertreten.

Abschliessend rufen Mika und Herren alle Gläubiger dazu auf, an der Versammlung vom kommenden Montag teilzunehmen oder sich vertreten zu lassen.

«Die riesige Gläubigerschaft mit über 1'000 Gläubigern ist hoch komplex.»
Andreas Mika, Verwaltungsratspräsident GZO AG

«Viele leise Gläubiger mit höheren Investments»

Die aktivistische Gläubigergruppe sei hörbar und in den Medien präsent. «Wir haben aber ganz viele Gläubiger, die leise und im Hintergrund agieren mit deutlich höheren Investments.» In den Gesprächen mit diesen Gläubigern stelle man völlig andere Ausrichtungen fest und dass sie andere Lösungswege sehen, als das eine kleine Gruppe tue. «Wir gehen da einen klaren Weg: Nicht die, die am lautesten schreien, bekommen Recht, sondern wir wollen eine möglichst breite Gläubigergruppe mit einer möglichst guten Lösung ausstatten.»

«Nicht die, die am lautesten schreien, bekommen Recht, sondern wir wollen eine möglichst breite Gläubigergruppe mit einer möglichst guten Lösung ausstatten.»
Andreas Mika, Verwaltungspräsident GZO AG

Zu Recht in die Ecke der Bösen gestellt?

Mika und Herren betiteln die Gläubigergruppe im Podcast über 15-mal als «aktivistische Gläubigergruppe». Das kann Zufall sein – oder ein bewusster kommunikativer Schachzug, um kurz vor der Gläubigerversammlung von den kritischen Fragen abzulenken, welche die besagte Gläubigergruppe in den vergangenen Wochen gestellt hat.

Der Podcast informiert zum einen klar und verständlich über die Vorgehensweise der Gläubigerversammlung, und Mika konnte sachlich darlegen, warum ein Wechsel der Sachwalter zum jetzigen Zeitpunkt Nachteile haben könnte. Doch der Podcast hinterlässt auch einen bitteren Beigeschmack. Denn die besagte Gruppe wird in dem Podcast gezielt in die Ecke der Bösen gestellt. Im gleichen Atemzug versichern Mika und Herren jedoch, dass die Bedürfnisse sämtlicher Gläubiger gehört würden und in das Sanierungskonzept einfliessen würden. Dazu gehören aber auch die GZO-Bondholder.

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Barbara Tudor