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Gossau ZH
28.08.2025
28.08.2025 14:36 Uhr

Eine Alltagsheldin mit Nadel, Faden und Herz

Deborah Bachelor näht Taschen, die Unabhängigkeit und Sicherheit geben sollen.
Deborah Bachelor näht Taschen, die Unabhängigkeit und Sicherheit geben sollen. Bild: zvg
Deborah Bachelor aus Bertschikon (Gossau ZH) strahlt trotz langer Krankheitsgeschichte eine beeindruckende Freude und ansteckende Offenheit aus. In einem ehrlichen Gespräch erzählt sie, wie aus einer Not eine Herzenssache wurde.

Deborah liebt das Leben mit all seinen Abenteuern und verliert auch in schwierigen Zeiten nie den Mut. Die junge Mutter sprüht vor Energie, hat einen feinen Sinn für Humor und ein grosses Herz. Mit ihrer Familie lebt sie seit 2022 in einem lebendigen Quartier mit vielen jungen Familien, guten Freunden und ihren Eltern in der Nähe.

Ihr Sohn Lion, er ist fünf Jahre alt, hält sie auf Trab. Ebenso ihr Herzensprojekt: eine ganz besondere Handtasche für Menschen, die auf medizinische Hilfsmittel angewiesen sind. Denn Deborah weiss, wie sehr es auf praktische Lösungen ankommt, wenn das Leben plötzlich kopfsteht. Hinter ihr liegt eine Zeit, die viel Kraft forderte – und ihr auch heute noch zeigt, wie wichtig Offenheit, Unterstützung und Lebensmut sind.

Krebsdiagnose veränderte alles

Nach unbeschwerten Familienferien im Februar 2023 wurde Deborahs Darm plötzlich zum Problem. Anfangs unterschätzt, führte das Drängen ihrer Mutter zu einer Darmspiegelung. Die Diagnose: Darmkrebs, fortgeschritten. Trotz einer umgehend eingeleiteten Therapie konnten Metastasen und ein weiterführender Leberkrebs nicht verhindert werden. Neue Chemotherapien folgten, diesmal mit stärkeren Nebenwirkungen.

«Ich bin jemand, der gerne unterwegs ist. Ich möchte raus, leben, reisen – mit meiner Familie.»
Deborah Bachelor

Ein ständiger Begleiter

Erst im April 2024 endeten die Behandlungen, doch das Leben war nicht mehr wie vorher. «Seit der Entfernung des künstlichen Darmausgangs kämpfe ich mit dem LARS-Syndrom, das häufige Toilettengänge und eine ständige Versorgung erfordert», so die 35-Jährige.

Sie erklärt: «Da meine Nerven im Darmausgang stark geschädigt wurden, kann es sein, dass ich teilweise alle fünf bis zehn Minuten zur Toilette muss. Das beeinträchtigt ein freies Bewegen enorm!» Immer müssen Windeln, Cremes, Einlagen und andere Hygieneprodukte dabeisein. Und immer der gleiche, unhandliche Rucksack, der alles mitträgt, aber in Restaurants oder zum hübschen Kleid nie wirklich passt.

«Ich bin jemand, der gerne unterwegs ist. Ich möchte raus, leben, reisen – mit meiner Familie. Auch wenn ich Inkontinenzhosen tragen muss», sagt die gelernte Reisefachfrau. Für sie war klar: Es braucht eine Tasche, die funktional ist und doch wie ein ganz normales Modeaccessoire aussieht.

Made in Switzerland

Deborah setzte ihre Idee in die Tat um. Sie besuchte einen Nähkurs, schaffte sich eine Maschine an und nähte einen ersten Prototyp. Bald entstand daraus ein durchdachtes Taschenmodell mit mehreren flexiblen Innentaschen, genügend Platz für alle Artikel, in stilvollem Design und mit Personalisierungsmöglichkeiten.

Die Produktion erfolgt in der Region durch eine erfahrene Näherin, ebenso werden Reissverschlüsse und Knöpfe in der Schweiz hergestellt. Deborah ist es wichtig, dass ihre Produkte nicht nur funktional und schön, sondern auch nachhaltig gefertigt sind.

  • Stilvoll eingepackt, was mitmuss: Die Taschen von Deborah Bachelor. Bild: zvg
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  • Das Innenleben der Taschen. Bild: zvg
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Herzensprojekt mit Zukunft

Mit ihren Taschen will Deborah vor allem anderen Betroffenen helfen. Gleichzeitig hofft sie, dass ihr geschaffenes Label «17three» – sie bekam am 17.3. ihre Diagnose – auch zu einem finanziellen Standbein wird. Deborah glaubt daran, dass aus einer persönlichen Erfahrung etwas Grosses entstehen kann – wenn man bereit ist, offen darüber zu sprechen und den Mut hat, neue Wege zu gehen.

Heute näht Deborah weiterhin Prototypen, während ihr Sohn im Kindergarten ist, und arbeitet an neuen Ideen. «Ich will das Leben feiern, auch wenn es nicht perfekt ist», sagt sie. Und ihre Tasche? Die ist dabei nicht nur ein praktischer Begleiter – sondern ein Symbol für Stärke, Stil und den Willen, sich
nicht unterkriegen zu lassen.

Die handgefertigten Taschen können unter www.17three.ch bestellt werden.

Isabella Schütz