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Wetzikon
06.06.2025
19.08.2025 15:19 Uhr

Zu Besuch bei der letzten Druckerei von Wetzikon

Andreas Wolfensberger, Geschäftsführer der DT Druck-Team AG, begrüsste zahlreiche Gäste am Höck in Wetzikon.
Andreas Wolfensberger, Geschäftsführer der DT Druck-Team AG, begrüsste zahlreiche Gäste am Höck in Wetzikon. Bild: David Brunner
Am 3. Juni 2025 lud der Gewerbeverein Wetzikon seine Mitglieder zum Anlass bei der DT Druck-Team AG ein. Diese gab einen eindrücklichen Einblick in ihr Schaffen.

Der Inhaber des Familienunternehmens, Andreas Wolfensberger, begrüsste die rund 80 Gäste und machte einen kurzen Abstecher in die Vergangenheit und zum Ursprung des Drucks, als der Deutsche Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert den Buchdruck erfand und eine neue Ära der Informationsvermittlung einläutete.

Die Druckbranche hat sich seither stark verändert, vor allem durch technische Entwicklungen wie etwa die Erfindung der ersten Zeilensetzmaschine «Linotype». Spätestens mit dem Fotosatz endete die Ära des Buchdrucks. 1984 begann mit Apple-Gründer Steve Jobs und dem «Desktop Publishing» ein neues Zeitalter und neue Berufsfelder entstanden.

Schweizweit weniger als 700 Druckereien

«Eine der grössten Veränderungen des Informationswesens stellt das Internet dar. Es beeinflusst unseren Umgang mit Medien jeglicher Art und unser tägliches Leben», sagte Wolfensberger. «Das hat auch grossen Einfluss auf unsere Branche. Im Jahr 2000 zählte die Schweiz 3600 Druckereien, heute sind es weniger als 700.»

Auch in Wetzikon ist der Rückgang Realität: Gab es vor Jahren noch 14 ähnlich gelagerte Betriebe in Wetzikon, ist die DT Druck-Team AG heute die einzig verbliebene Offsetdruckerei.

«Als Anbieter von grafischen Dienstleistungen sind wir nahe bei unserer Kundschaft und können viele davon ganzheitlich bei ihren Kommunikationsanliegen beraten und betreuen.»
Andreas Wolfensberger, Geschäftsführer der DT Druck-Team AG

Transformation zum Gesamtanbieter

Bereits der Gründer Hans Wolfensberger hat sich kontinuierlich den Kundenbedürfnissen angepasst. Den Generationenwechsel im Jahr 2018 sah man als Chance für eine zeitgenössische und strategische Neuausrichtung. Ein hybrides Geschäftsmodell als Mediendienstleister mit integrierter Druckproduktion wurde angestrebt. «Durch die neue Ausrichtung sind wir dadurch als Anbieter von grafischen Dienstleistungen näher an unsere Kundschaft herangerückt und können viele davon ganzheitlich bei ihren Kommunikationsanliegen beraten und betreuen», sagt der 36-Jährige.

Das Unternehmen verfügt über umfassendes Knowhow von der Konzeption über Inhalte, Design, Datenmanagement bis hin zu Web-Publishing, Druck und Weiterverarbeitung. Die präsentierten Kundenaufträge und die anschliessende Betriebsführung machten dies deutlich.

  • Gewerbevereins-Präsident Georg Eidenbenz (rechts) begrüsste die Gäste. Bild: David Brunner
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  • Interessiert lauschten die Gäste den Erläuterungen von Andreas Wolfensberger und Marco Bräm. Bild: David Brunner
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  • Andreas Wolfensberger erklärt den interessierten Gästen die Herstellung von Druckplatten. Bild: David Brunner
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  • Der Gründer der DT Druck-Team AG, Hans Wolfensberger, im Gespräch mit einem Gast. Bild: David Brunner
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  • Pajtim Ajro, Leiter Produktion, zeigt den Besuchern eine der Druckmaschinen. Bild: David Brunner
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Verlegerin zu Gast

«Wie viele von euch haben noch eine Zeitung abonniert?» Mit dieser Frage leitete Wolfensberger zur Gastrednerin Barbara Tudor über. Die Tudor Dialog GmbH in Gossau ZH ist die Herausgeberin von vier Lokalzeitungen, darunter der Wetziker Post, die seit Oktober 2023 in Wetzikon produziert wird. TUDOR DIALOG ist auch die Betreiberin der Online-Newsportale zuerioberland24.ch, uster24.ch und pfaeffikon24.ch aus dem Portalverbund der Portal24 AG. Dazu betreibt Tudor eine Agentur für Marketing, Kommunikation und PR.

Zeitungsdruck in Wetzikon

«Es ist ein Privileg, die Wetziker Post hier vor Ort drucken zu können. Ich bin tief beeindruckt von der Leidenschaft, dem Ideenreichtum und von der Freude, die das Team an den Tag legt», sagte Tudor einleitend zu den Gästen. Barbara Tudor stellte sich und ihren beruflichen Werdegang vor und wie sie vor zehn Jahren den Weg in die Selbstständigkeit wählte.

2012 mit ihrer Familie nach Gossau gezogen, fehlte ihr eine Info-Plattform, um sich über das Leben im Dorf zu informieren. So betrieb sie ab 2016 ehrenamtlich eine Plattform namens bunts.ch. Drei Jahre später entschied die diplomierte Verlagsfachfrau, zusätzlich eine Zeitung für Gossau zu lancieren, die heutige Gossauer Post.

«Bruno Hug, Verleger und Gründer der Portal24-Gruppe, wurde auf meine Arbeit aufmerksam. Er fragte mich, ob ich das Newsportal Zürioberland24 lancieren wollte. Ich fand es spannend und sagte zu.» 2024 kamen Uster24 und Pfäffikon24 hinzu. Alle drei Portale zusammen zählen heute bereits 1,4 Millionen Seitenaufrufe im Jahr.

Barbara Tudor, Verlegerin der «Wetziker Post» und Kundin der DT Druck-Team AG, appellierte an die Gäste, den Medien Sorge zu tragen. Bild: David Brunner

Zwei weitere Printtitel

Im Jahr 2022 kam die IEB Medien AG in Egg auf TUDOR DIALOG zu. «Sie wollten das Verlagsgeschäft einstellen und fragten mich, ob ich ihre Titel haben wollte.» Tudor sagte für die Grüninger Post zu. «Ich kannte die Dorfpost seit meiner Kindheit und wollte sie nicht sterben lassen.»

Als dann auch die Gemeinde Hombrechtikon anfragte und um die Herausgabe ihrer «Ährenpost» bat, sagte Tudor erst nach Zögern zu. Dazu sagt sie lachend: «Ich hatte nie vor, im Print zu wachsen. Aber manchmal kommt es anders als geplant.» So auch mit der Wetziker Post: Sie habe nie vorgehabt, in Wetzikon eine Zeitung zu lancieren. Doch als die Stadt Wetzikon im Frühjahr 2023 eine Ausschreibung für ein Stadtmagazin publizierte, kamen Tudor und Wolfensberger ins Gespräch. Bereits im Oktober 2023 wurde die erste Ausgabe in die Wetziker Haushalte verteilt.

«Es liegt mir fern, den 'ZO' oder andere Medien zu konkurrenzieren, im Gegenteil: Ich stehe ein für Medienvielfalt.»
Barbara Tudor, Verlegerin und Inhaberin von Tudor Dialog GmbH

Den Medien Sorge tragen

«Ich stehe hier bei Ihnen in Wetzikon, im Herzen und Zuhause des ‹Zürcher Oberländers›. Es liegt mir fern, den ZO oder andere Medien zu konkurrenzieren, im Gegenteil: Ich stehe ein für Medienvielfalt», betonte Tudor. Konkurrenzdenken liege ihr fern.

Medienvielfalt sei wichtig – für die Gewerbetreibenden, für die Leser, für die Vereine und auch für die Behörden. «Wir tun gut daran, den Lokalmedien Sorge zu tragen.» Über das nationale und internationale Geschehen könne man sich bestens informieren. «Doch wer berichtet noch über das, was vor der Haustüre passiert? Wer berichtet über die Läden im Dorf? Über die Vereine? Google und der ‹Tagi› tun es sicher nicht», sagte Tudor ernst.

Sie appellierte an die anwesenden Gewerbetreibenden, dort zu werben, wo es für sie am besten passt und wo sie ihre Zielgruppen am besten erreichen. «Sie müssen sich nicht für den einen oder anderen Verlag entscheiden. Entscheiden Sie nach Ihren Bedürfnissen.»

Allergisch auf Gratis-PR

Zum Schluss äusserte sich Tudor zum Preisdruck. «Printmedien sind unglaublich teuer und aufwändig, die Margen sind klein. Darum bin ich allergisch auf Gratis-PR», sagte die Verlegerin geradeheraus. «Wenn ich in einem Laden eine Jeans kaufe, fordere ich auch nicht noch ein gratis T-Shirt! Denn dann gibt's den Laden bald nicht mehr. So ist es auch bei Zeitungen.»

Isabella Schütz