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Gossau ZH
16.06.2025
16.06.2025 23:29 Uhr

Alle Vorlagen durchgewunken

117 Stimmberechtigte nahmen an der Gemeindeversammlung vom 16. Juni 2025 teil.
117 Stimmberechtigte nahmen an der Gemeindeversammlung vom 16. Juni 2025 teil. Bild: Barbara Tudor
Die Gossauer Stimmberechtigten haben an der Gemeindeversammlung allen Geschäften zugestimmt. Für eine kurze Diskussion sorgte einzig der Beitrag fürs Dürstelerhaus.

Die Traktandenliste der Gemeindeversammlung vom 16. Juni war mit fünf Geschäften und einer Anfrage gemäss Gemeindegesetz eher lang, doch lange dauerte die Versammlung deswegen nicht. Nach nur gut eineinhalb Stunden konnte der Gemeindepräsident die Versammlung schliessen – nach der eher turbulenten Gemeindeversammlung im vergangenen November schienen er und der anwesende Gemeinderat erleichtert.

Schlechtestes Ergebnis seit 2015

In Gossau stimmberechtigt sind über 7'100 Personen, anwesend waren gerade einmal 117 Stimmberechtigte.

Als erstes stand die Jahresrechnung 2024 auf dem Plan, die mit einem leichten Plus von 85'000 Franken statt einem budgetierten Minus von 1,4 Mio. Franken schloss. Das vermeintlich erfreuliche Ergebnis ist aber alles andere als das. Denn der Selbstfinanzierungsgrad liegt bei tiefen 47 Prozent (Vorjahr 91 %), und das Jahresergebnis sinkt seit 2021 kontinuierlich. Es hat 2024 gar einen neuen Tiefstand erreicht.

Keine schöne Entwicklung: Das Ergebnis der Gemeinde Gossau ZH ist seit 2021 im Sinkflug und hat einen neuen Tiefstand erreicht. Bild: Barbara Tudor

Geteilte Meinung zum Dürstelerhaus

Das einzige Geschäft, das mehrere Stimmberechtigte zum Rednerpult bewegte, war das der jährlichen Betriebsbeiträge fürs Dürstelerhaus in der Höhe von 100'000 Franken. Die ersten beiden Redner sprachen sich gegen diese Beiträge aus und folgten damit dem Antrag der Rechnungsprüfungskommission (RPK), das Geschäft abzulehnen.

Das Argument, man solle der Kultur Sorge tragen und jedes Dorf und jede Stadt habe schliesslich ein Ortsmuseum, schien die Anwesenden zu überzeugen. Ein Redner meinte: «Über Budgetpositionen kann man streiten, aber nicht über die Geschichte». Er ermahnte die Gemeinde aber auch, das Geld sinnvoll einzusetzen und aktive Kommunikation zu betreiben, um das Museum bekannter zu machen. Das Geschäft wurde mit 87 Ja- zu 26 Nein-Stimmen angenommen.

Grünes Licht für Ersatzneubau Rössliwiese

Im Anschluss stellte Gemeinderätin Elisabeth Pflugshaupt das Geschäft «Arealentwicklung und Ersatzneubau Depot» vor. Dadurch, dass das Depot aufgrund der Neugestaltung im Zentrum wegfalle, brauche man eine Alternative. Der Ersatzneubau in Unter-Ottikon, der 1,65 Mio. Franken kostet, habe keinen «Schnickschnack», sei aber etwas grösser, da dort die vier Notstromaggregate untergebracht würden, welche die Gemeinde angeschafft hat. Das Konzept des Ersatzneubaus habe man mit dem Werkhof und auch mit der Feuerwehr angeschaut.

Ein Bürger wollte wissen, ob eine PVA-Anlage verbaut werde. Pflugshaupt bestätigte dies – die Anlage werde vom Verkäufer des Grundstücks finanziert, dieser erhalte aber auch den Strom dafür.

Dass auch ins alte Depot hätte investiert werden müssen und dass die Mehrkosten unter dem Strich nur 615'000 Franken betragen würden, schien die Versammlung zu überzeugen. Auch die RPK sprach sich für die Vorlage aus. Das Geschäft wurde ohne Gegenstimme angenommen.

Gestaltungsplan Zentrum Büelgass gutgeheissen

Als viertes Geschäft stand der private Gestaltungsplan «Zentrum Büelgass» auf dem Programm. Gemeinderat Daniel Baldenweg hob insbesondere den höheren Anteil an Grünfläche gegenüber heute hervor, was eine Aufwertung für das Zentrum bedeute. Dies sei möglich, weil man höher baue. Auch dass der Platz vor Coop künftig mit einem Pavillon belebt und mit einem grossen Baum begrünt werden soll, betonte Baldenweg. Und das lang ersehnte öffentliche WC sei ebenfalls fix eingeplant.

Weitere «Verkaufsargumente» für die Vorlage hielt Baldenweg bereit: Gewerbeanteil von 20 Prozent – das hänge natürlich von der Nachfrage ab –, 315 Autoabstellplätze, von denen kaum mehr welche oberirdisch sein würden und 60 Mietwohnungen gegenüber den heutigen 22. Nicht erwähnt und auch nicht nachgefragt wurde, ob Gossau künftig weiterhin eine Poststelle im Zentrum hat und wo sich diese befinden wird.

Zentrum bis 2028 eine Baustelle

Wenn alles glattlaufe, liege Ende 2025 die Bewilligung vom Kanton vor, frühester Baubeginn ist im 2. Quartal 2026. Das heisst: Kaum ist die Sanierung der Grütstrasse beendet, geht es mit den Bauarbeiten vom Zentrum Büelgass los. Der Erstbezug ist sportlich auf 2028 angesetzt.

Das Geschäft wurde von den Stimmberechtigten einstimmig angenommen. Die Erleichterung bei den anwesenden Accum-Vertretern war spürbar.

Dadurch, dass höher gebaut wird, bleibt gemäss Gemeinde mehr Grünfläche. Oberirdische Parkplätze wird es kaum noch geben. Bild: Accum

Schulverwaltung zieht zur Migros um

Von der Neugestaltung des Zentrums ist auch die Schulverwaltung betroffen. Gemeinderätin Elisabeth Pflugshaupt informierte, dass man verschiedene Varianten geprüft habe, die aber zu teuer geworden wären. So kam das Angebot der Accum wohl gerade richtig: Sie stellt der Schulverwaltung die seit langem leerstehenden Räumlichkeiten oberhalb der Migros zur Verfügung. Im Gegenzug wird ein 10-Jahresvertrag vereinbart mit Mietbeginn 1. Januar 2026. Die RPK empfahl ein Ja zur Vorlage, die Stimmberechtigten folgten dem Antrag des Gemeinderates. Der Antrag wurde ohne Gegenstimme angenommen.

Anfrage zum geplanten Steuergesetz

Zum Schluss wurde eine Anfrage gemäss Gemeindegesetz behandelt. Eine Stimmberechtigte stellte verschiedene Fragen zum geplanten Steuergesetz des Kantons. Dieses sieht eine Abgabe von 25 % auf die Grundstückgewinnsteuern vor. Die Antwort des Gemeinderats ist klar und deutlich: Er lehnt die Vorlage entschieden ab, weil die Grundstückgewinnsteuern wesentlich zur Finanzierung wie Infrastruktur, Bildung usw. beitragen und mit der Abgabe ein wesentlicher Einnahmeteil wegfallen würde.

Die Stimmberechtigte wollte ausserdem wissen, wie hoch die Einnahmenverluste wären und was das bezüglich Steuerfuss bedeuten würde. Gemeindepräsident Jörg Kündig zeigte auf: In den letzten zehn Jahren nahm die Gemeinde Gossau 31 Mio. Franken an Grundstückgewinnsteuern ein. Pro Jahr wären das Mindereinnahmen von über einer Million Franken. Eine Steuerfusserhöhung wäre gemäss Kündig mittelfristig unumgänglich und könnte eine Steuerfusserhöhung um 4 Prozent bedeuten.

Barbara Tudor