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Gossau ZH
31.10.2024
10.10.2025 07:07 Uhr

Live-Stream Sanierung Grütstrasse: über 80 Fragen

Die Anwesenden im Live-Stream (v.l.): Gemeindepräsident Jörg Kündig, Bauleiter Remo Hürlimann, Moderator Thomas Maag und Projektleiter Simon Künzler.
Die Anwesenden im Live-Stream (v.l.): Gemeindepräsident Jörg Kündig, Bauleiter Remo Hürlimann, Moderator Thomas Maag und Projektleiter Simon Künzler. Bild: Screenshot Live-Stream
Am 30. Oktober 2024 informierte das kantonale Tiefbauamt über das Projekt zur Sanierung der Grütstrasse in Gossau ZH. Das Interesse war gross: Es wurden online über 80 Fragen gestellt, die aber nicht alle beantwortet werden konnten.

Am Live-Stream anwesend waren Gemeindepräsident Jörg Kündig, der Leiter der Bauabteilung Remo Hürlimann und der Projektleiter des kantonalen Tiefbauamts, Simon Künzler. Moderiert wurde der Anlass von Thomas Maag, stv. Leiter Kommunikation des Tiefbauamts.

Thomas Maag machte es einleitend klar: Die Bauzeit von zwei Jahren ist lang, wird mühsam für alle Betroffenen und eine schwierige Zeit für das Gewerbe. «Man bekommt aber auch einiges dafür.» Die Bedeutung der Grütstrasse sei allen klar: Sie ist eine Hauptverkehrsachse. Die zählt gemäss Remo Hürlimann 9'000 Fahrzeuge pro Tag, «also halb so viele wie an einem Tag durch den Gotthard fahren.»

Darum dauert es so lange

Am 13. Januar 2025 starten die Bauarbeiten an der Grütstrasse auf dem Strassenabschnitt vom Kreisel Mönchaltorferstrasse eingangs Gossau  («Hulk»-Kreisel) bis hinauf zum Kreisel Laufenbachstrasse (wir berichteten mehrfach). Die Arbeiten sollen im Frühling 2027 mit dem Einbau des obersten Belags abgeschlossen sein.

Wäre es nur um die Sanierung der Strasse gegangen, wäre dies eine kurze Sache. Doch gleichzeitig soll der Gossauerbach, der auf dem Abschnitt teils offen, teils unter der Strasse entlang führt, hochwassersicher ausgebaut werden. Dazu sei die Gemeinde gesetzlich verpflichtet. Gleichzeitig will die Energie Gossau AG die Gelegenheit nutzen, um Rohranlagen für eine neue Trafo-Station im Unterdorf auszubauen. Die Wassergenossenschaft Gossau erneuert Leitungen und auch Private, z. B. die Swisscom, wollen ihre Leitungen verbessern. All diese Leitungen liegen teilweise bis 3,5 Meter im Boden, weshalb tief gegraben werden müsse.

Nachtarbeit und Fertigelemente keine Option

Um die Bauzeit zu verkürzen, habe man auch einen Mehrschicht- bzw. Nachtschicht-Betrieb geprüft. Doch das dicht besiedelte Gebiete lasse dies nicht zu, weil die Arbeiten lärmintensiv seien. Die Anwohner hätten schon tagsüber Lärm, dann sollen sie ihn nicht auch noch nachts haben.

Für den hochwassersicheren Ausbau des  Gossauerbachs wird vor Ort betoniert. Man habe auch die Möglichkeit von fertigen Betonelementen geprüft. Da man aber nicht genau wisse, wo sich die alten Werkleitungen befinden, könnten die bestellen Elemente nicht passen und die Anpassung würde ebenfalls wieder Zeit in Anspruch nehmen. Heute werde alles genau vermessen, doch früher habe man kartografisch nicht so genau gearbeitet wie heute.

Künftig Tempo 30

Die Sanierung sei auch ein Lärmsanierungsprojekt, so Künzler. Man sei verpflichtet, Massnahmen zu ergreifen, weil die Lärmbelastung auf der Grütstrasse zu hoch sei. «Das Gesetz kommt nicht vom grünen Baudirektor», witzelte Maag, sondern sei ein Bundesgesetz.

Nach der Sanierung wird der Abschnitt zu einer Tempo-30-Strecke ohne Mittellinie, aber mit Trottoirs. Dazu werden die Bushaltestellen Unterhofen behindertengerecht ausgebaut und eine von ihnen um ca. 100 Meter versetzt. Die Bushaltestellen seien künftig auf der Strasse, aber überholbar.

Tempo 30 würden nicht alle begrüssen, sagte Kündig. «Auch in Gossau ist die Diskussion kontrovers.» Doch mit der Reduktion soll die Lärmbelastung reduziert, aber auch der Zugang zu den Läden und Gastrobetrieben erleichtert werden. Auch Sicherheitsfragen würden eine Rolle spielen. Hindernisse und Verbauungen seien in dem Tempo-30-Bereich nicht geplant und es gebe auch weiterhin ein Trottoir.

Bau in zwei Etappen

Der Bau erfolgt in zwei Abschnitten: vom Kreisel Mönchaltorferstrasse («Hulk»-Kreisel) bis zur Ein-/Ausfahrt von Coop und Migros, im zweiten Abschnitt ab der Ein-/Ausfahrt Coop und Migros bis zum Kreisel Laufenbachstrasse.

Die Zufahrt zu Coop und Migros sei während der ganzen Bauzeit sichergestellt. Man habe sich mit den beiden Grossverteilern entsprechend abgesprochen. Velofahrer würden mit dem Einbahnverkehr durch die Baustelle geführt, Fussgänger würden den Baustellenbereich ebenfalls passieren können und auch die Schulwege seien während der Bauarbeiten sichergestellt.

Einbahn-Regime

Der Verkehr wird im Einbahn-Regime vom Kreisel Laufenbachstrasse hinab geführt. Während gewissen Phasen werde die Grütstrasse für den Verkehr gesperrt sein und auch Anwohner der Büelgass und Grütstrasse 8 würden während einer gewissen Zeit, voraussichtlich von Mai bis August 2025, mit dem Auto nicht zu ihren Häusern gelangen. Für diese will man in der Zeit Alternativen bieten und direkt mit den Betroffenen Kontakt aufnehmen.

Gesperrt sein wird die Zufahrt zur FBB auf der Langfuhrstrasse. Die Zufahrt erfolge temporär über die Bertschikerstrasse.

Der Kanton empfiehlt generell, die Grütstrasse grossräumig zu umfahren, v.a. über die Oberlandautobahn. Entsprechend werde die Umleitung beschildert.

«Das Gewerbe macht sich Sorgen»

Die lange Bauzeit habe im Vorfeld zu Fragen und Diskussionen geführt, auch aufgrund der ausführlichen Berichterstattung durch die Lokalmedien. «Das Gewerbe macht sich Sorgen», sagte Maag. Und er fragte: «Hat man das Gewerbe vergessen?» Das habe man nicht, sagte Künzler. Man sei sich bewusst, dass es eine grosse Einschränkung für das Gewerbe sei. Es gebe aber keine andere Lösung.

Man habe das früh erkannt und das Gewerbe im März 2024 anlässlich des «Gwerblerzmorge» informiert. Auch seien Informationen auf der Gemeinde-Homepage und auf der Kantonsseite seit langem abrufbar.

Haldenstrasse bleibt offen

Weil nun aber diverse Anfragen eingegangen seien, habe man nochmals Änderungen am Verkehrskonzept vorgenommen und vor einer Woche aktualisiert. So bleibe die Haldenstrasse – bis auf eine kurze Zeit, wenn der Bereich dort saniert wird – während der ganzen Zeit befahrbar. Das Tempo werde auf 30 festgesetzt.

Auch Seitenstrassen wie  die Leerütistrasse und Jungholzstrasse würden für den Personenverkehr offen bleiben. Allerdings werde auf diesen Nebenwegen ein Lastwagen-Fahrverbot ab 3,5 t herrschen, weil die Strassen zu eng zum Kreuzen seien (Zubringer ausgenommen).

Kündig merkte an, dass die lange Bauzeit die Anwohner, die Behörden und die Ladenbetriebe beschäftige, sie sich «abgeschnitten» fühlen würden. Wichtig sei, ein Regime zu finden, das auf die Bedürfnisse eingehe. «Alle Anstrengungen sind geschätzt, welche die Bauzeit verkürzen.»

Das aktualisierte Erklärvideo zeigt die wichtigsten Schritte des Bauprojekts:

Über 80 Fragen

Während des Live-Streams konnten die Zuschauenden online Fragen stellen. Und das wurde rege genutzt. Bis zum Ende der Veranstaltung wurden über 80 Fragen formuliert. Auf viele wurde eingegangen und man versprach, sich auch die Fragen anzuschauen, die im Live-Stream nicht mehr beantwortet werden konnten.

Bushaltestelle Unterhofen wird stillgelegt

Viele Fragen drehten sich um die Erreichbarkeit der Geschäfte wie Migros und Coop, aber auch, wie man z. B. am besten von Bertschikon nach Oetwil a.S. komme. Auch machen sich Bertschiker Anwohner Sorgen, dass die Aussenwacht nun noch mehr belastet werde. Das lasse sich nicht vermeiden, meinte Kündig, weil es eine Kantonsstrasse sei.

Ein Thema, das auch viele beschäftigt, ist die Stilllegung der Bushaltestelle Unterhofen während der ganzen Zeit. Man habe die Sache mit der VZO geprüft, doch die Anschlüsse wären nicht gewährleistet. Man habe ja aber mit der Haltestelle Laufenbach und Zentrum eine Alternative.

Eine Person stellte die Frage, ob man Alternativen mit der VZO geprüft habe, z. B. den Einsatz von Kleinbussen über die Haldenstrasse. Das habe man nicht geprüft, sagte Künzler. Und das wäre wohl zu teuer.

Den Live-Stream kannst du online nachschauen:

Themen-Dossier

Im Online-Dossier «Verkehrssituation Gossau» findest du viele weitere Beiträge zum Thema.

Barbara Tudor
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