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Gossau ZH
29.10.2024
19.03.2025 17:18 Uhr

Sanierung Grütstrasse: «Es wird niemand abgeschnitten»

Die Haltestelle Unterhofen wird während der gesamten Bauzeit nicht bedient. Das ist nur eine der Einschränkungen in den nächsten zwei Jahren. (Archivbild)
Die Haltestelle Unterhofen wird während der gesamten Bauzeit nicht bedient. Das ist nur eine der Einschränkungen in den nächsten zwei Jahren. (Archivbild) Bild: Google StreetView
Im Januar 2025 beginnt die Sanierung eines Abschnittes der Grütstrasse in Gossau ZH, die zwei Jahre dauern wird. Wir wollten vom kantonalen Tiefbauamt wissen, warum das so lange dauert und was es zu den Bedenken der Bevölkerung sagt. Die gleichen Fragen stellten wir auch der Gemeinde.

Im Januar 2025 beginnt die Sanierung eines Abschnittes der Grütstrasse in Gossau ZH. Die Arbeiten auf einer Strecke von rund 400 Metern dauern bis Frühling 2027 (wir berichteten mehrfach).

Für den Anwohner- und Durchgangsverkehr wie auch für das Gewerbe in der Gossauer Industrie bedeutet dies teilweise einschneidende Einschränkungen. Wir wollten von der Gemeinde wie auch vom kantonalen Tiefbauamt u.a. wissen, warum die Arbeiten so lange dauern.

Einige Gewerbetreibende an der Grütstrasse sind besorgt, durch die Langzeitbaustelle Kunden zu verlieren, v.a. deshalb, weil keine Zufahrt mehr möglich ist. Was sagen Sie dazu?

Thomas Maag, stv. Leiter Kommunikation beim kant. Tiefbauamt: Die Grütstrasse ist für Anwohnende sowie Kundinnen und Kunden auch während der Bauzeit im Einbahnverkehr Richtung Oetwil am See befahrbar.

Einige Gewerbetreibende haben deutlich gemacht, dass sie sich von der Gemeinde und vom Kanton im Stich gelassen fühlen. Sie erwarten eine klare Kommunikation und Einbindung. Haben Sie aktiv das Gespräch mit dem Gewerbe gesucht?

Ja, Kanton und Gemeinde haben die Mitglieder des Gewerbevereins an einer Veranstaltung im März 2024 (am «Gwerbler-Zmorge», ohne vorgängige Ankündigung, dass darüber informiert werden wird, Anm. d. Red.) umfassend über die Bauarbeiten und die damit verbundenen Verkehrseinschränkungen informiert.

Kurz darauf haben wir sowohl auf der Website der Gemeinde als auch auf der Website des Kantons das Video mit der Verkehrsführung publiziert und nun folgt am 30. Oktober – also zweieinhalb Monate vor Baubeginn – der Livestream, an dem wir Fragen der Bevölkerung beantworten.

Weiter wurde aufgrund der erhaltenen Rückmeldungen aus dem Gewerbe und der Bevölkerung die lokale Verkehrsführung auf dem Gemeindestrassennetz angepasst.

«Die verhältnismässig lange Bauzeit ist einerseits dem hochwassersicheren Ausbau des Durchlasses des Gossauerbachs und den Werkleitungsarbeiten geschuldet.»
Thomas Maag, stv. Leiter Kommunikation, Baudirektion

Was sagen Sie zur Kritik, dass die Bauzeit viel zu lange ist und das Unterdorf wie auch das Industriegebiet in der Zeit faktisch vom Dorf abgeschnitten werden?

Es wird niemand «abgeschnitten». Beim Kanton haben wir bezüglich der Länge der Bauzeit keine kritischen Rückmeldungen erhalten. Die verhältnismässig lange Bauzeit ist einerseits dem hochwassersicheren Ausbau des Durchlasses des Gossauerbachs und den Werkleitungsarbeiten geschuldet, andererseits den engen Platzverhältnissen.

Bezüglich der Kritik an der geplanten Verkehrsführung haben Kanton und Gemeinde Anpassungen am Verkehrskonzept vorgenommen. Es ist zwar weiterhin so, dass wir vom Kanton mit grossräumigen Umleitungen den Durchgangsverkehr möglichst von Gossau fernhalten. Gleichzeitig lässt aber die Gemeinde ihre Haldenstrasse – mit Ausnahme während den Arbeiten an der Einmündung – für den lokalen Verkehr offen. Um den Mehrverkehr für die Anwohnenden möglichst schonend abwickeln zu können, wird auf der Haldenstrasse Tempo 30 signalisiert.

Die Bauzeit beträgt 2 Jahre für 400 Meter. Warum so lange?

Hauptsächlich, weil der unter der Strasse liegende Durchlass des Gossauerbachs neu- und ausgebaut werden muss. Diese Arbeiten müssen in Etappen ausgeführt werden, damit der Bach trotz der Bauzeit fliessen kann. Eine etappierte Bauweise braucht aber mehr Zeit. Ebenso müssen die unter der Strasse liegenden Werkleitungen ersetzt werden und der Platz in den jeweiligen Baubereichen ist sehr knappbemessen, was zu mehr Aufwand beim Bauen führt.

«Gemeinde und Kanton haben verschiedene Beschleunigungs-Massnahmen geprüft.»
Thomas Maag

Hat der Kanton sich bemüht, die Bauzeit möglichst kurz zu halten? Wenn ja, wie?

Ja, Gemeinde und Kanton haben verschiedene Beschleunigungs-Massnahmen geprüft, so auch einen Mehrschichtbetrieb. Ein solcher wurde aber verworfen, weil die Bauarbeiten mitten im Wohngebiet stattfinden und den Anwohnenden nicht auch noch am Abend, in der Nacht und am frühen Morgen der Baulärm zuzumuten ist.

«Aufgrund bisheriger Erfahrungen müssen wir davon ausgehen, dass wir bei den Grabarbeiten auf unbekannte Leitungen stossen.»
Thomas Maag

Für die Bachsicherung wird vor Ort betoniert, mit Fertigelementen hätte die Bauzeit nach Angaben eines Gossauer Unternehmers deutlich verkürzt werden können – und das soll erst noch günstiger sein. Was sagen Sie dazu?

Da dies für den Kanton nicht der erste hochwassersichere Ausbau eines Bachdurchlasses ist, haben wir selbstverständlich auch diese Möglichkeit geprüft, jedoch verworfen. Aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen müssen wir nämlich davon ausgehen, dass wir bei den Grabarbeiten auf uns zurzeit unbekannte Leitungen stossen. Dies wiederum würde zu zeitraubenden und kostenintensiven Anpassungen bei solch vorgefertigten Elementen führen.

Hat der Kanton vor, die Seitenstrassen in Gossau, z. B. Jungholz und Leerüti, während der Bauzeit für den Verkehr zu sperren oder können diese genutzt werden?

Auf der Jungholz-/Tägernau- und Chindismülistrasse wird teilweise ein Verbot für Fahrzeuge über 3.5 Tonnen signalisiert (Zubringerdienst gestattet). Dies, weil sich grössere Fahrzeuge auf diesen schmalen Strassen nicht kreuzen können.

«Die Gossauer Bevölkerung und auch das Gewerbe profitieren für die nächsten Jahrzehnte von einer intakten und sicheren Verkehrsinfrastruktur, fliessend Wasser, schnellen Kommunikationsleitungen und einer funktionierenden Abwasserleitung. »
Thomas Maag

Das Gewerbe in der Gossauer Industrie muss weite Umwege über die Oberlandautobahn nehmen, um ins Dorf oder z. B. nach Wetzikon zu gelangen. Das dürfte das Gossauer Gewerbe Millionen kosten. Was sagen Sie dazu?

Es ist sowohl Kanton als auch der Gemeinde bewusst, dass die Bauarbeiten bei den Anwohnenden und dem Gewerbe fast zwei Jahre lang zu Umständen und Einschränkungen führen. Aber dafür profitieren nachher sowohl die Gossauer Bevölkerung als auch das Gewerbe für die nächsten Jahrzehnte von einer intakten und sicheren Verkehrsinfrastruktur, fliessend Wasser, schnellen Kommunikationsleitungen und einer funktionierenden Abwasserleitung. Zudem ist es im Interesse aller, dass der Gossauerbach hochwassersicher ausgebaut ist, denn Hochwasserschäden kosten bekanntlich ebenfalls sehr viel Geld.

Das sagt die Gemeinde

Die gleichen Fragen haben wir auch dem Bauamt der Gemeinde Gossau gestellt. Die Antwort von Gemeindeschreiber Thomas-Peter Binder:

«Der Gemeinderat ist sich der Sensibilität dieses Themas bewusst und nimmt die Sorgen der Gewerbetreibenden ebenso ernst wie die Rückmeldungen über mögliche Auswirkungen auf lokale Unternehmen.»

Da es sich bei der Sanierung der Grütstrasse um ein Bauprojekt des Kantons handle, stehe die Gemeinde in stetigem Austausch mit den kantonalen Stellen. «Gemeinsam mit dem Kanton werden die bestmöglichen Lösungen entwickelt, um die verschiedenen Interessen zu berücksichtigen.» Besonders bei der Verkehrsführung sei die Gemeinde kontinuierlich eingebunden. Allen Beteiligten sei es wichtig, dass die Belastungen für die Anwohner/innen, Gewerbetreibenden und Unternehmen so gering wie möglich gehalten werden.

Weitere Verbesserungen geplant

«Der Gemeinderat nimmt die jüngsten Rückmeldungen der Gewerbetreibenden und Unternehmen zum Anlass, zusammen mit dem Kanton weitere Verbesserungen im verkehrlichen Konzept zu erzielen, um die Belastungen für Anwohner/innen, Gewerbetreibende und Unternehmen weiter zu minimieren.»

Der Gemeinderat sei sich aber bewusst, dass solche Verbesserungen nur möglich seien, wenn die Belastung durch die Baustelle breiter verteilt werde und dadurch alternative Umweg-Routen realisiert werden könnten.

Stilllegung Bushaltestelle: Keine Antwort

Dem Bauamt der Gemeinde Gossau haben wir zudem auch diese beiden Fragen gestellt: 

  • Die Bushaltestelle im Unterdorf wird während der ganzen Bauzeit stillgelegt. Was sagen Sie zu den Menschen, die davon betroffen sind?
  • Hat die Gemeinde mit der VZO Alternativen geprüft, z. B. der Einsatz von Kleinbussen über die Haldenstrasse o.ä.?

Auf diese Fragen haben wir keine konkrete Antwort erhalten.

Barbara Tudor
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