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Wetzikon
12.04.2024
12.04.2024 09:48 Uhr

Metzgerei Eichenberger: Die letzte «Dorfmetzg»

Metzgersleute mit Leib und Seele: Geschäftsleiterin Claudia Eichenberger und  Schwager Guido Lehmann führen den Familienbetrieb seit 2009.
Metzgersleute mit Leib und Seele: Geschäftsleiterin Claudia Eichenberger und Schwager Guido Lehmann führen den Familienbetrieb seit 2009. Bild: z. V. g.
Die Metzgerei Eichenberger ist eine Institution in Wetzikon. Bereits seit 73 Jahren wird an der Bahnhofstrasse 61 das traditionelle Metzgerhandwerk gelebt. Wie es der Familienbetrieb schafft, mit der Zeit zu gehen, und warum die Freude am Beruf ungebrochen ist.

Der Metzgerssohn Max Eichenberger kam 1951 mit seiner Frau Bethli von Beinwil am See nach Wetzikon und übernahm die Liegenschaft an der Bahnhofstrasse, wo neben der Metzgerei auch das Restaurant Baur war.

Familienbetrieb in dritter Generation

Immer noch an der gleichen Adresse wird die Metzgerei Eichenberger mittlerweile in dritter Generation von Claudia Eichenberger und ihrem Schwager Guido Lehmann geführt, der mit Claudias Schwester Beatrix verheiratet ist. Auch er stammt aus einer bekannten Metzgersfamilie, den Lehmanns in Grüningen.

Bei den Eichenbergers engagieren sich alle im Betrieb. Schwester Beatrix kümmert sich ums Marketing, Schwester Cornelia um die Finanzen. Die Eltern Judith und Max Eichenberger haben die Geschäftsführung 2009 übergeben und waren bis 2020 noch aktiv im Geschäft tätig. Judith ist auch heute noch regelmässig im Laden anzutreffen und Max hat stets ein offenes Ohr für seine Kinder. Claudia: «Ich schätze den Rat meines Vaters bis heute. Er war wie mein Grossvater innovativ und handelte weitsichtig.» Er unterstütze sie bei ihren Ideen. «Er sagt immer: Probier’s aus. Die Kunden werden entscheiden.»

Fleisch aus der Region

Die Eichenbergers beziehen ihr Fleisch von umliegenden Höfen, darunter bewusst von kleineren Betrieben, die ihre Tiere selbst aufziehen. «Einige haben bereits meinen Vater beliefert und wir kennen sie schon lange. Wir wissen, was wir aneinander haben.» Damals wie heute verarbeiten die Eichenbergers das ganze Tier.

«Viele wissen nicht, dass wir auch alle Würste selber machen.»
Claudia Eichenberger, Geschäftsleiterin

Viel Handarbeit

Betritt man das ansprechend eingerichtete Ladenlokal, erkennt man die wahre Grösse des Betriebs nicht auf den ersten Blick. Denn sichtbar ist nur ein kleiner Teil. Der wesentlich grössere befindet sich hinter dem Ladenlokal, wo das Fleisch verarbeitet und die meisten Produkte selbst produziert werden. «Viele wissen nicht, dass wir auch alle Würste selber machen», sagt Claudia Eichenberger. Das Unternehmen, das eine Filiale in Hinwil und Zürich Höngg betreibt, beschäftigt über 40 Mitarbeitende und bildet Lernende aus. «Damit wir auch in Zukunft gute Fachkräfte haben, müssen wir in die Ausbildung der Jungen investieren», sagt die vierfache Mutter.

Leidenschaft ungebrochen

Claudia Eichenberger ist gelernte Metzgerin mit Meisterprüfung und lebt mit ihrer eigenen Familie in der Wohnung über der Metzgerei. Die Lehre absolvierte sie in Bubikon, schloss das KV als Zusatzlehre ab und fing nach einem Auslandaufenthalt und Abstecher zu einem Metzgerei-Grossbetrieb mit der Arbeit im elterlichen Betrieb an.

«Die Kunden zu beraten und ihnen Tipps für die Zubereitung zu geben, macht mir einfach Freude.»
Claudia Eichenberger
Eine grosse Familie: die Eichenbergers mit der vierten Generation. Bild: Familienalbum

Claudia produziert nicht nur mit, sie ist auch im Laden anzutreffen und bedient die Kundschaft. Für sie das Schönste überhaupt: «Die Kunden zu beraten und ihnen Tipps für die Zubereitung zu geben, macht mir einfach Freude.»

Besonders freue sie, dass viele junge Leute zu ihnen kommen, die das Kochen für sich entdeckt haben und dabei Wert auf Qualität und Herkunft des Fleisches legen. «Unter den jüngeren Kunden befinden sich einige, die selbst schon als Kind bei uns waren und das traditionelle Würstli bekamen», schmunzelt Claudia.

«Jeder soll essen, was ihm guttut.»
Claudia Eichenberger

Take-away und Catering

Der Innovationsgeist von Vater und Grossvater wird auch heute gelebt. Neben dem klassischen Angebot in der Auslage bieten Claudia und Guido ein Catering und mittags einen Take-away mit zwei Menüs an. Das sei sehr beliebt. «Sowohl ältere Menschen aus dem Quartier oder der nahegelegenen Alterssiedlung als auch Berufsleute und junge Menschen schauen bei uns vorbei, um sich ein Menü zu holen», freut sich Claudia. Dazu haben sie eine Auswahl an Milch- und Käseprodukten sowie Gemüse und Brot in der Auslage. «Viele schätzen es, dass sie bei uns nicht nur Fleisch, sondern auch gleich die Beilagen und das Nötigste einkaufen können.»

Grossvater Max gründete die Metzgerei Eichenberger 1951. Bild: Familienalbum

Vieles noch wie früher

Auf die aktuellen Ernährungstrends angesprochen, sagt Claudia: «Jeder soll das essen, was ihm guttut.» Veränderungen habe es schon immer gegeben und werde es immer geben. Die Anpassung des Sortiments an die Bedürfnisse gehöre dazu. So gibt's bei den Eichenbergers zum Beispiel bewusst auch fleischlose Alternativen zu kaufen. Diese seien vor allem gefragt, wenn für Gäste gekocht werde, die kein Fleisch essen. «Im Wesentlichen ist aber vieles noch so wie früher.»

www.eichenbergermetzgerei.ch

Metzgerei Eichenberger

Wenn Claudia Eichenberger nicht gerade arbeitet, verbringt sie ihre freie Zeit gerne mit reiten, Ski fahren, wandern oder lesen. An Wetzikon schätzt die 50-Jährige die gute Infrastruktur und die Naherholungsgebiete. Zu ihren Lieblingsorten in Wetzikon gehören der Wildbach und das Wetziker Riet. 

Barbara Tudor