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Wetzikon
03.10.2023

1’100 Unterschriften und eine schallende Ohrfeige

 11 grosse Bäume werden vorerst nicht gefällt.
11 grosse Bäume werden vorerst nicht gefällt. Bild: AdobeStock
Im Streit um die Kosten und den Baumschutz bei einem Baukredit hat das Wetziker Parlament gestern die Fronten geklärt: Einstimmig wurde der Kreditantrag des Stadtrats über 17 Millionen Franken für die Erweiterung von Kindergärten zurückgewiesen. Das ist in der 9-jährigen Parlamentsgeschichte ein Novum.

«Keiner der Anwesenden hat sich durch die seltsam schwammigen und offensichtlich schönfärberischen Ausreden der verantwortlichen Stadträtin Ellisacasis von seiner Überzeugung abbringen lassen», schreibt der Naturschutzvereins Wetzikon-Seegräben in seiner Mitteilung.

Die Haltung «Wir haben alles richtig gemacht», trotz klarer Nachweise des Gegenteils, brachte wahrscheinlich auch die letzten Zweifler auf die Seite der RPK, die wegen intransparenter Kostensteigerung und fehlenden Baumschutzes den Kredit zur Rückweisung empfohlen hatte.

Die 1’100 Unterschriften für die Petition des Naturschutzvereins, die einen weitgehenden Schutz der gefährdeten Bäume und Grünflächen verlangt, waren für viele Politikerinnnen auch ein Grund, von der Stadtverwaltung die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften und die Umsetzung des vom Stadtrat selbst vor einem Jahr beschlossenen Grünraumkonzepts zu verlangen.

Naturschutzverein sorgt sich

«Der Naturschutzverein Wetzikon-Seegräben sorgt sich wegen der Uneinsichtigkeit von Stadtrat und Verwaltung ernsthaft um die Zukunft der Lebensqualität im Wetziker Siedlungsgebiet», schreibt der Verein weiter. Die Bevölkerung habe einen Anspruch darauf, dass ausreichend Grünflächen und Baumbestände erhalten, gepflegt und neu angelegt würden. Mit nur 5,6 m2 Grünflächen pro Person liege die Stadt weit unter dem fachlich empfohlenen Wert von 8-10 m2. Die Entwicklung laufe immer noch schnell in die falsche Richtung.

Mit dem gestrigen Parlamentsentscheid bestehe jetzt – auch dank der Petition – die Chance, begangene Fehler zu korrigieren und die gefährdeten Bäume und Grünflächen auch für künftige Generationen von Kindergärtlern zu erhalten.

Option für Rekurs

Der Naturschutzverein habe vorsorglich die baurechtlichen Entscheide für die laufenden Baubewilligungsverfahren verlangt und halte sich somit die Option für einen Rekurs offen.

Baumschutz-Petition

«Mit inzwischen über 1'100 Unterschriften hat die Baumschutz-Petition des Naturschutzvereins Wetzikon-Seegräben die Erwartungen weit übertroffen und bestätigt, was in den letzten Tagen über die Medien lief: Die Bevölkerung unserer Städte und Ortschaften will mehr Grünflächen und den Erhalt der vorhandenen Bäume», schreibt der Verein.

Dass der Stadtrat Wetzikon gegen dieses Ziel arbeite, widerspreche sogar seinem eigenen "Grünraumkonzept 2022", den gesetzlichen Vorgaben des Raumplanungsgesetzes und des kantonalen Planungs- und Baugesetzes. Das sei vom Parlament nun zusätzlich zur Kostenreduktion eindrücklich eingefordert worden.

Die Unterschriftensammlung wird gemäss Angaben bis Ende Oktober 2023 weitergeführt und dann an den Stadtrat übergeben.

Darum geht‘s

Auf den Grundstücken der Kindergärten Kempten, Baumgarten und Goldbühl sollen für Neubauten 11 grosse Bäume gefällt werden, weitere 7 grosse Bäume werden durch die geplante Bautätigkeit gefährdet.

Alle diese Bäume sind als schützenswerte Naturobjekte von der Stadt inventarisiert.

Der Naturschutzverein Wetzikon fordert den Erhalt der grossen Bäume auf den Kindergarten-Grundstücken Kempten, Goldbühl, Baumgarten. Die Bauprojekte sollen so angepasst werden, dass jeweils genügend Abstand zu den Bäumen eingehalten wird. Während der Bauarbeiten sollen fachgerechte Baumschutzmassnahmen auf allen vier Grundstücken dafür sorgen, dass die Bäume keinen Schaden nehmen. Zudem soll die Stadtverwaltung auch auf anderen Grundstücken jede Möglichkeit für Neupflanzungen nutzen und bei einer Baumfällung für angemessenen Ersatz sorgen.

Das Parlament hat am 2. Okrober gemäss Antrag der RPK den Baukredit für die Ersatzneubauten der neuen Dreifachkindergärten Kempten und Baumgarten sowie der Doppelkindergärten Goldbühl und Egg von 17'300'000 Franken zurückgewiesen und beauftragt den Stadtrat, die Vorlage zu überarbeiten und dem Parlament erneut vorzulegen.

Bei der Überarbeitung des Projekts sollen die Kosten von derzeit knapp 1'300 auf unter 1'000 Franken / Kubikmeter reduziert werden. Zudem sollen weitere Kostenoptimierungen geprüft werden. Darüber hinaus sollen die Massnahmen zur Erreichung der Einsparungen detailliert dargelegt werden.

PD/Zürioberland24