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Wetzikon
28.09.2023
28.09.2023 13:06 Uhr

Wetzikon klang und sang

Die Jungen Stimmen Zürich am Chorvortrag: Jugendliche Frische und ein homogener Chorklang.
Die Jungen Stimmen Zürich am Chorvortrag: Jugendliche Frische und ein homogener Chorklang. Bild: gg
Am vergangenen Wochenende feierte Wetzikon mit Konzerten, Workshops und einem kleinen Symposium den 250. Geburtstag des Schweizer Sängervaters Nägeli.

Das Gesangsfest zum 250-Jahre Jubiläum von Hans Georg Nägeli war vielseitig und kunterbunt. Über 20 Chöre nahmen daran teil. Die Stimmung unter den Chören und Besuchenden war herzlich. Engagiert hat sich das Organisationskomitee dafür eingesetzt, dass für alles gesorgt war. 

Festlicher Auftakt am Freitag

Der Madrigalchor Wetzikon, der ukrainische Chor Perespiv und der Kammerchor Konservatorium Winterthur machten am Freitag den festlichen Auftakt. «Die Sängerinnen und Sänger haben nicht nur gesungen und ihre Musik vorgetragen. Man spürte ihre Freude am Singen, und es entstand eine Gemeinschaft zwischen ihnen und dem Publikum», schwärmt Carole Bruderer-Blanchard, Vizepräsidentin Verein 250 Jahre HGN.

Morgengruss vom Stadtpräsidenten

Die offizielle Begrüssungszeremonie erfolgte am Samstagmorgen um 8 Uhr durch den Stadtpräsidenten Pascal Bassu. «Ich war überrascht, wie viele Leute so früh da waren! Und ich habe es sehr genossen, die Tradition unserer Gesangsvereine mit der Fahnenzeremonie zu pflegen», freut sich die Vizepräsidentin.

Um 9 Uhr erfolgte dann mit Sarah Widmer ein erstes Mal das Einsingen. «Über Youtube sind wir auch in die Sängerhaushalte eingezogen, und mit Lena Estermanns Sprechchor 'WIR' haben wir den Nerv der heutigen Zeit getroffen», so Bruderer.

Die Jungen begeisterten

Die Chorvorträge boten Chören die Möglichkeit, entweder mit oder ohne Expertise in der reformierten Kirche oder Alten Turnhalle ihr Können zu zeigen. Unter anderem präsentierten der Singkreis Hittnau, der Frauenchor Bubikon und auch der Sängerbund Wetzikon ihre unterschiedlichen Repertoires.

Unmittelbar an die Vorträge erhielten die Chöre jeweils die Expertisen, die meistens positiv ausfielen. Bewertet wurden die Chöre technisch, musikalisch, im Gesamteindruck und in der Interpretation. Sie sprachen von vorzüglich, präzis, positiv, phantasievoll bis hin zu unglaublicher Präzision.

Mit den zahlreichen «Flausenkids» aus Hombrechtikon nahm die nächste Chor-Generation teil und entzückte. Grosse Begeisterung beim Publikum und den Experten löste auch der kantonale Jugendchor Junge Stimmen Zürich aus. Sie faszinierten mit ihrer lockeren und doch präzisen Art ihres Chorvortrages.

Schweizer Chorkultur 

Die über 40 motivierten Sängerinnen und Sänger zwischen 15 und 26 Jahren aus dem ganzen Kanton Zürich konnte man auch noch in einem der zwei Vorabendkonzerte geniessen. Schweizer Chorkultur auf höchstem Niveau! Eine Explosion von Glück und Einfallsreichtum unter dem Taktstock von Martin Wildhaber. Der immer in Bewegung stehende Chor präsentierte ein abwechslungsreiches Programm mit Musik aus den Charts der letzten Jahre, Schweizer Volksmusik und klassischen Chor-Hits.

Das Konzert des Bach Collegiums war der zweite Vorabendauftritt. Sie kamen mit der eigenen Orgel und haben dabei Nägeli-Werke aufgeführt, die am Anfang und am Ende von Bach-Werken umrahmt wurden. Nägeli hat Bach aus der Vergessenheit geholt und ihn berühmt gemacht. Sie ehrten ihn, indem sie Werke dieser beiden musikalischen Genies spielten: Der eine blieb, der andere wurde vergessen, und dies in der Kirche, in der Nägeli's Vater Pfarrer war. «Es war sehr schön und bewegend, diese Werke in dieser Qualität in «seiner» Kirche gespielt zu hören», erzählte ein Besucher. 

Besondere Workshops

Am Samstagnachmittag konnte man Workshops wie «zeitgenössische Chormusik», «Chorimprovisation» oder «Jodellieder» besuchen. Einer der Workshop-Renner war das Jodeln, geleitet von Simone Felber, bei dem über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezählt wurden. Diese durften dann beim Finale das Gelernte vortragen.

Standing Ovation am Einsingen um 9-Mitsingkonzert. Bild: gg

Mitsing-Konzert-Kultur

Am Samstagabend um 20 Uhr startete das Team von Barbara Böhi, Julia Schiwowa, Sarah Widmer und Benjamin Berweger, und einem 10-köpfigen Instrumental-Ensemble mit dem Mitsingkonzert «Einsingen um 9».

Mit diesem Event wurde das Aufleben einer neuartigen Mitsing-Konzert-Kultur zelebriert. Was während der Corona-Pandemie eingeführt wurde, um dem damals geltenden Gesangsverbot entgegenzuwirken, hat sich «Einsingen um 9» mittlerweile zum täglichen Online-Treffpunkt für Tausende von Menschen im In- und Ausland entwickelt.

Gemeinsam singen, lernen, lachen

Diese neuartige Mitsing-Konzert-Kultur hat das gemeinsame Singen aus dem Dornröschenschlaf geweckt, und so versammelten sich auch an diesem Abend an die 200 begeisterte (Amateur-)Sängerinnen und Sänger in der Sporthalle Wetzikon. Gemeinsam singen, lernen und lachen machte allen sichtlich Freude. Julia Schiwowa, Gründerin von «Einsingen um 9», führte mit ihren Kolleginnen und Kollegen gekonnt durch den Abend.

Unter Anleitung von diesen professionellen Sängerinnen und Sängern und begleitet von einem Orchester, hat das Publikum 20 unterschiedliche Songs, meistens im Kanon, gesungen.

Nebst Nägeli-Lieder wie «Freut euch des Lebens», waren Songs wie «Signor Abbate», «Laura» , «der Elefant von Celebes», «Aade bin ich loschtig gsee» nur einige der Highlights des Abends. Zu «Rhythm of Life» von Coleman wurde gesungen, geklatscht und getanzt. Nach einer Standing Ovation wurde «Chocolat Chaud» ein zweites Mal vorgetragen. Diese neuartige Mitsing-Konzert-Kultur hat sichtlich begeistert.

«Mit diesem Festival haben wir die kulturelle Teilhabe gelebt, was auch am Symposium diskutiert wurde. Ich habe einen Wunsch: Hans Georg Nägelis geniales musikalisches und humanistisches Erbe weiterhin zu feiern und zu teilen! Vielleicht sollte der Verein HGN250 ja weiterbestehen…»
Carole Bruderer

Nägeli zum Dritten

Verschiedene Chöre unter der Leitung von Roger Widmer und Grégoire May gestalteten am Sonntagmorgen einen ökumenischen Gottesdienst. Zusammen mit der Gemeinde wurden Nägeli-Kirchlieder klangvoll gesungen. Auch sangen die vier Chorleiter Käthi Schmid Lauber, Annette Stopp, Grégoire May und Roger Widmer im Quartett und begeisterten das Publikum.

Carole Bruderer zum Schluss: «Mit diesem Festival haben wir die kulturelle Teilhabe gelebt, was auch am Symposium diskutiert wurde. Ich habe einen Wunsch: Hans Georg Nägelis geniales musikalisches und humanistisches Erbe weiterhin zu feiern und zu teilen! Vielleicht sollte der Verein HGN250 ja weiterbestehen…»

Das Fazit dieses einzigartigen Chorwochenendes: Die Region hat ein riesiges Potenzial und es ist zu hoffen, dass künftig noch viel mehr Menschen die vielfältigen kulturellen Angebote nutzen werden.

Gabriela Gasser