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Bäretswil
06.07.2023
06.07.2023 16:16 Uhr

40 Jahre Suchttherapie Neuthal

70 Gäste kamen zur Jubiläumsfeier.
70 Gäste kamen zur Jubiläumsfeier. Bild: zvg
Vor 40 Jahren wurde die Suchttherapie Neuthal in Bäretswil gegründet. Beim Jubiläumsanlass am 1. Juli 2023 vermittelte die Einrichtung, wie sie ihr Angebot im Laufe der Jahre dem sich verändernden Umfeld anpassen konnte, ohne die eigenen Wurzeln aufzugeben.

Am 1. Juli 2023 lud die Suchttherapie NEUTHAL zur Jubiläumsfeier ein. «Siebzig Personen feierten mit uns im Freien das vierzigjährige Bestehen», freut sich Stephan Germundson, Geschäftsleiter der Suchttherapie Neuthal.

Im offiziellen Teil berichtete ein ehemaliger Klient in eindrücklicher Weise von seinem suchtgeprägten Leben vor dem Eintritt «ins Neuthal», seinem intensiven Therapieprozess und seinem weiteren Lebensweg. Er sei heute voll in die Gesellschaft integriert, empfinde grosse Dankbarkeit für diese Chance und gebe der Gesellschaft sehr viel zurück.

Erlebnistherapeutische Angebote von grosser Bedeutung

Christian Seger vom Team Therapie skizzierte die milieutherapeutisch geprägte Arbeitsweise und zeigte auf, weshalb auch heute noch erlebnistherapeutische Angebote von grösster Bedeutung sind. Im abschliessenden Hauptreferat zeigte der Politanalyst und Kommunikationsberater Iwan Rickenbacher auf, mit welchen Herausforderungen sich die Gesellschaft in Bezug auf die Suchtgefährdung, insbesondere bei Jugendlichen, heute konfrontiert sieht und weshalb die Art von Behandlung im Neuthal in der Jugend- und Suchthilfe ein Lücke schliesst.

Umrahmt wurde der gelungene Anlass von Musik der Irish Folk Band Leprechaun's Pleasure, welche der Einrichtung sehr nahe steht, von kulinarischen Köstlichkeiten sowie von Führungen. «Den ganzen Tag über war das Herzblut dieser besonderen Einrichtung spürbar», sagt Stephan Germundson, der im Rahmen eines Interviews spannende Hintergrundinformationen zur bewegten Geschichte des Neuthals darlegte.

Für den musikalischen Rahmen sorgte die Irish Folk Band Leprechaun's Pleasure. Bild: zvg

Gestartet in den 70er-Jahren

1976 lancierte der Jugendarbeitskreis Limmattal die Idee, eine Arbeits- und Lebensgemeinschaft für randständige und suchtbetroffene Jugendliche zu gründen. 1980 erfolgte die Gründung der Stiftung ALG Neuthal. Die historische Liegenschaft "Guyer-Zeller-Gut" wurde zu diesem Zweck erworben und bezogen.

«Die Nutzungsform der Anfangszeit erwies sich als wenig zielführend, weshalb 1983 die Neuausrichtung mit einer klaren Trennung von Mitarbeitenden und Konsumierenden erfolgte», erklärt Germundson.

Ziel: Dauerhaft selbstbestimmtes Leben

Das Konzept orientierte sich am Gedanken, dass suchtbetroffenen Personen beim Aufwachsen in den Sozialisationsfeldern Familie, Bildung, Arbeit und Freizeit Ressourcen nicht vermittelt wurden, welche im Hinblick auf die Integration in die Gesellschaft benötigt werden. Angestrebt wird ein dauerhaft selbstbestimmtes und sinnerfülltes Leben als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft.

«Auch heute wird mit dem Ansatz der Sozialisationstheorie gearbeitet. Dank des überschaubaren Rahmens kann die Klientel die Funktion einer Übergangsprimärgruppe erfüllen. Prinzipien der Milieutherapie werden hochgehalten, wofür unter anderem an drei Nachmittagen pro Woche eine Gruppentherapie zur Verfügung steht», berichtet Germundson weiter. «Die Suchttherapie NEUTHAL gehört heute noch zu den Angeboten, welche keine substitutionsgestützte Behandlung anbieten. Bemerkenswert ist auch die Vielzahl an erlebnistherapeutischen Angeboten.»

«Die austretenden Personen haben Perspektiven. Es lohnt sich nicht nur für die betroffene Person und deren Umfeld. Auch die Gesellschaft profitiert.»
Stephan Germundson, Geschäftsleiter Suchttherapie NEUTHAL
Die Suchttherapie Neuthal in Bäretswil bietet Platz für bis zu vier Jugendliche. Bild: neuthal.ch

Durchmischung mit Erwachsenen

Die Suchttherapie Neuthal bietet Behandlungsplätze für bis zu vier Jugendlichen an. Zur Durchmischung von Jugendlichen und Erwachsenen sagt Germundson: «Wir erleben, dass die Jugendlichen von den Erwachsenen sehr viel lernen können. Hierfür muss die Einrichtung bei den Erfahreneren das Bedürfnis wecken, Eldership und Leadership wahrzunehmen und die Erkenntnis vermitteln, wie sehr diese Aufgaben der eigenen Genesung dienen.»

Auf die Frage, ob sich die Investition in eine Therapie lohne, sagt Germundson: «Die regulär austretenden Personen haben sich immer Perspektiven in den Bereichen Bildung, Arbeit und Freizeitgestaltung erarbeitet. Wir haben in den letzten Dekaden erlebt, wie hunderte von Personen wieder zu sich gekommen sind und neue Wege eingeschlagen haben. Wege zu sich und zu anderen. Ja, dies lohnt sich!»

Es lohne sich nicht nur für die betroffene Person und deren Umfeld. «Auch die Gesellschaft profitiert, da die Abhängigkeit von der öffentlichen Hand abgebaut, Kosten in den Bereichen Soziales, Gesundheit und Sicherheit eingespart und über die Erwerbstätigkeit Steuereinnahmen generiert werden.»

Suchttherapie NEUTHAL

Im Neuthal 4, 8344 Bäretswil
Telefon 052 386 26 22
info@neuthal.ch
www.neuthal.ch

Barbara Tudor