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Gossau ZH
30.06.2023
30.06.2023 14:35 Uhr

«Der Boden ist unser wichtigstes Gut»

René Joss (links) und Roli Steiner arbeiten in einer Betriebsgemeinschaft und betreiben regenerative Landwirtschaft.
René Joss (links) und Roli Steiner arbeiten in einer Betriebsgemeinschaft und betreiben regenerative Landwirtschaft. Bild: Martina Gradmann
René Joss und Roli Steiner von der Betriebsgemeinschaft Allenwinden-Berghof haben in Gossau zu einer Betriebsbesichtigung geladen. Sie erklären, was regenerative Landwirtschaft bedeutet und zeigen ihre neuen Anbaumethoden.

Landwirte stehen immer wieder in der Kritik. Sie würden mit ihren schweren Traktoren die Böden schädigen, wenig für die Artenvielfalt tun und hemmungslos Gift versprühen, wird ihnen vorgeworfen. Dies oft von Menschen, die wenig mit der Landwirtschaft vertraut sind.

«Fast alles ist gesetzlich geregelt und wenn wir uns nicht an die Gesetze halten, werden sofort die Direktzahlungen gekürzt», sagt René Joss vom Landwirtschaftsbetrieb Allenwinden-Berghof in Gossau. «Der Boden ist unser wichtigstes Gut und wenn wir ihm nicht Sorge tragen, schaden wir uns selbst.»

Gemeinsam mit Roli Steiner und Silvia Stauber bilden die drei eine Betriebsgemeinschaft und gehen seit einiger Zeit neue Wege beim Anbau und der Bodenbearbeitung auf ihren Feldern.

Würmer und Käfer als kleine Helfer

Auf einem Rundgang durch die Felder, nehmen Roli Steiner und René Joss an verschiedenen Stellen eine Spatenprobe, um die Beschaffenheit des Bodens zu prüfen. Nützlinge wie Regenwürmer Insekten und Mykorrhiza Pilze helfen, die Bodenqualität zu verbessern. Deshalb gelte es, diesen Sorge zu tragen, sagen die beiden Bauern. «Je weniger wir den Boden bearbeiten, umso besser. Es gibt weniger Erosion, weniger Auswaschung von Nährstoffen, weniger Pflanzenschutzmitteln und viel weniger Dieselverbrauch», sagt Roli Steiner.

Die beiden arbeiten mit Untersaat und Direktsaat, was heisst, der Boden wird nicht vorbereitet, sondern direkt eingesät. Das Ganze nennt sich regenerative Landwirtschaft. Das Saatgut wird direkt in die Erntereste der Vorkultur oder in eine Zwischenfrucht gesät, was nicht zuletzt den Boden schützt und die Biodiversität fördert. Zusätzlich legen sie Blühstreifen an.

  • Die Bauern prüfen die Bodenbeschaffenheit. Bild: Martina Gradmann
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  • Ohne vorgängige Bodenbearbeitung wird direkt gesät. Bild: Martina Gradmann
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  • Eine Untersaat schützt den Boden. Bild: Martina Gradmann
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Diversifizieren und Neues ausprobieren

Die drei Landwirtschaftsbetriebe haben sich 2017 zu einer Betriebsgemeinschaft zusammengeschlossen, betreiben Milchwirtschaft und züchten Rinder. Auf ihren weit verstreuten Feldern in Gossau pflanzen sie Kartoffeln, Weizen, Dinkel und Triticale (eine Kreuzung aus Weizen und Roggen), Mais, Raps und seit Neustem auch Eiweisserbsen an. Alles nach IP-Suisse-Richtlinien und doch auf ihre eigene Art.

  • Gut für die Biodiversität: René Joss zeigt seine extensive Wiese. Bild: Martina Gradmann
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  • Roli Steiner ist zufrieden mit dem Wachstum des Dinkel. Bild: Martina Gradmann
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«Wenn wir immer weniger Anbaufläche zur Verfügung haben, können wir bald nicht mehr rentabel arbeiten. Die Betriebsgrösse ist ein entscheidender Faktor, sonst macht es irgendwann keinen Sinn mehr.»
René Joss

Weniger Anbaufläche heisst weniger Ertrag

Joss zeigt mit dem Arm auf das Ende eines seiner Felder, wo der Kanton ein Teil seines Kulturlandes wieder vernässen möchte. Auch er macht sich Sorgen, weil immer mehr wertvolle Anbauflächen verschwinden, sei es durch die Bautätigkeit oder die geplante Autobahn.

Um die Biodiversität zu fördern, sollen im ganzen Kantonsgebiet rund 1300 Hektaren Moorergänzungsflächen geschaffen werden. Allein in Gossau sind das rund 100 Hektaren Land, das für «Prioritäten Potentialflächen für Feuchtgebiete» sogenannte PPF-Flächen, vorgesehen sind. «Wenn wir immer weniger Anbaufläche zur Verfügung haben, können wir bald einmal nicht mehr rentabel arbeiten. Die Betriebsgrösse ist ein entscheidender Faktor, sonst macht es irgendwann keinen Sinn mehr», sagt Joss.

Die Betreibergemeinschaft sei für ihn und seine Familie die richtige Entscheidung gewesen. Man könne sich die Arbeit aufteilen und müsse auch nicht mehr täglich im Stall stehen. «Ich betreibe den Hof jetzt in vierter Generation und hoffe, dass wir auch weiterhin so arbeiten können.»

Im hinteren Teil seines Feldes möchte der Kanton Fläche vernässen. Bild: Martina Gradmann
Martina Gradmann