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Gossau ZH
04.05.2023
25.08.2024 11:02 Uhr

Mammutaufgabe Klassenbildung

Die Klassenbildung ist keine so leichte Aufgabe. (Symbolbild)
Die Klassenbildung ist keine so leichte Aufgabe. (Symbolbild) Bild: AdobeStock
Jedes Jahr müssen Schulen die Klassenplanung fürs kommende Schuljahr vornehmen und beim Volksschulamt sowohl die Anzahl Klassen als auch das benötigte Personal beantragen. Kein leichtes Unterfangen, gerade für eine Gemeinde wie Gossau ZH mit ihrer Wachtenstruktur. Für die Bildung einer zusätzlichen Doppelklasse ist die Schule nun neue Wege gegangen.

Die Klassenplanung erfolgt aufgrund von verschiedenen Parametern und muss der Schulpflege vorgelegt werden, ehe sie beim Volksschulamt eingereicht werden kann. Dabei können natürlich nicht x-beliebig viele Klassen gebildet und Lehrpersonal nach Wunsch beschäftigt werden. Die Schule muss sich hierbei an die Vorgaben des kantonalen Volksschulamts halten.

Neben vordefinierten Vollzeitpensen pro Anzahl Schüler:innen gibt es weitere Vorgaben. Eine Schulklasse darf gemäss kantonaler Bestimmung max. 25 Kinder zählen, eine Kindergartenklasse maximal 21 Kinder. Weitere Kriterien für eine Klasseneinteilung sind u.a. Zumutbarkeit des Schulwegs, Fremdsprachigkeit, Geschlecht, Lernstand der Kinder sowie sonderpädagogische Themen.

Zahlen vom Vorjahr massgebend

Berechnungsgrundlage für das Volksschulamt sind die Schülerzahlen des Vorjahrs. Eine Schule muss also mit den Werten vom vergangenen Jahr kalkulieren, selbst wenn die Zahlen mit Stand heute höher oder tiefer sind. Es können auch keine Prognosezahlen verwendet werden, die beispielsweise berücksichtigen, dass in der Gemeinde aufs neue Schuljahr hin eine grössere Wohnüberbauung entsteht und dort auch Familien mit Kindern einziehen dürften. «Wir können keine Klassen auf Vorrat bilden», sagt Patrick Umbach, Schulpräsident von Gossau.

«Wir können keine Klassen auf Vorrat bilden.»
Patrick Umbach, Schulpräsident von Gossau ZH

Die Krux mit den Wachten

In Gossau kommen die besonderen Verhältnisse aufgrund der Wachtenstruktur hinzu. Trotzdem will der Gemeinderat an dieser festhalten, wie er in seinen Legislaturzielen bis 2026 definiert hat.

Seit Jahren beantrage und erhalte die Schule Gossau wegen der Wachten jeweils zusätzliche Pensen, aber es sei nicht «unendlich Spielraum» vorhanden. Genau diese Vorgaben führen nun auch zur vorübergehenden Schliessung des Kindergartens Silberberg in Ottikon, die vor kurzem bekanntgegeben wurde (Zürioberland24 berichtete). Die Kinder werden nach Gossau Dorf umgeteilt.

Doppelklasse als Massnahme

Fürs Schuljahr 2023/24 stand man nun bei der 5. und 6. Klasse im Chapf und Rooswis vor der Herausforderung, dass für die insgesamt 115 Kinder vier Klassen zur Verfügung stehen. Das hätte Klassengrössen von 27 bis 29 Kindern bedeutet und somit das gesetzliche Maximum überschritten. Darum hat die Schule beschlossen, eine neue Doppel-Mammutaufgabe Klassenbildungklasse im Schulhaus Chapf zu schaffen und die Kinder auf neu fünf Klassen aufzuteilen. Sog. altersdurchmischte Klassen gibt es in Gossau bereits an mehreren Orten und sie hätten sich bewährt, so die Schulleitung. «Damit lassen sich gerade volatile Kinderzahlen besser auffangen», erklärt Yannik Bless, Schulleiter vom Schulhaus Chapf.

Eltern in den Prozess einbezogen

Eine altersdurchmischte Klasse habe diverse Vorteile, doch ein Klassenwechsel sei auch immer mit Emotionen verbunden, weil einige Kinder dadurch einen Lehrpersonenwechsel erfahren, so Bless. Darum habe man die betroffenen Eltern zu einer Infoveranstaltung eingeladen, um ihnen die Beweggründe und Kriterien für die Klassenbildung persönlich zu erklären. Das Ziel war, dass die Eltern ihre Kinder im Anschluss auf freiwilliger Basis für diese neue Doppelklasse anmelden können. Hilfreich dürfte laut Bless gewesen sein, dass der für diese neue Klasse engagierte Lehrer, der viel Erfahrung im Führen von altersdurchmischten Klassen mitbringe, ebenfalls anwesend war und Fragen direkt beantworten konnte.

«Unser oberstes Ziel ist das Wohl der Kinder.»
Yannik Bless, Schulleiter am Schulhaus Chapf in Gossau ZH

Kinder konnten mitreden

Am Elternabend regte eine Mutter an, dass auch die Kinder die Möglichkeit erhalten sollten, die neue Lehrperson kennen zu lernen. «Diese tolle Idee haben wir umgesetzt – die Kinder konnten den neuen Lehrer treffen.» Viele Eltern hätten sich danach gemeldet und ihr Einverständnis für die Zuteilung gegeben, sodass der neuen Doppelklasse nun nichts mehr im Wege steht. Auch die Rückmeldungen zum Elternabend seien sehr positiv gewesen. Man habe sich abgeholt gefühlt. «Wir konnten zum Ausdruck bringen, dass unser oberstes Ziel das Wohl der Kinder ist», sagt Bless abschliessend.

Barbara Tudor