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Gossau ZH
02.02.2023
02.02.2023 10:49 Uhr

«Guten Tag, wir sind Christian und Christian aus Grüt»

Die Schauspieler Christian Dieterle und Christian Kaiser haben nicht nur die gleichen Vornamen. Sie verbindet auch die gemeinsame Jugend in Grüt ZH.
Die Schauspieler Christian Dieterle und Christian Kaiser haben nicht nur die gleichen Vornamen. Sie verbindet auch die gemeinsame Jugend in Grüt ZH. Bild: zvg
Am 3. Februar lesen Christian Dieterle und Christian Kaiser in Wetzikon aus dem Buch «Der alte König in seinem Exil» vom österreichischen Schriftsteller Arno Geiger. Warum gerade dort und was das mit Gossau ZH zu tun hat.

Christian Dieterle und Christian Kaiser haben vieles gemeinsam: Sie tragen den gleichen Namen, sie sind beide Schauspieler, und sie sind beide in Grüt  (Gossau ZH) aufgewachsen. Mittlerweile leben und arbeiten sie in Berlin. Sie erinnern sich heute noch gerne an ihre Zeit in Gossau ZH – und kommen immer wieder her.

Gossauer Post: Warum dieses Buch und warum in Wetzikon?

Kaiser: Die GARAGE Wetzikon, ein neuer Ort für Kultur, hat uns angefragt.

Dieterle: Die Art und Weise, wie Geiger diese Krankheit beschreibt, die Persönlichkeitsveränderungen und der Umgang der Familie damit, hat uns sehr beeindruckt. Ein sehr liebevoller Text, der bei aller Schwere auch viel Humor hat.

Kaiser: Wir freuen uns sehr, nach 45 Jahren wieder in Wetzikon zu sein.

Wie meinen Sie das?

Dieterle: Vor 45 Jahren führten wir gemeinsam «Das Gelöbnis unterm Blaueisgletscher», einen dramatisierten Groschenroman, in der Aula der Kanti Wetzikon auf. Man kann sagen: Ab da gab es kein Halten mehr. Wir wollten beide professio- nelle Schauspieler werden.

Sie kennen sich also seit Kindheitstagen?

Kaiser: Wir haben uns mit Indianerschmuck auf dem Kopf und Tomahawk in der Hand kennengelernt. Wir waren neun und elf. Später haben wir zusammen Theater gespielt, waren in den gleichen Kursen bei Jeannot Hunziker.

Dieterle: Mit dem Interesse an Theater sind wir beide auf der Bühne gelandet. Wir stellen uns heute oft so vor: «Guten Tag, wir sind Christian und Christian aus Grüt.»

Heute leben und arbeiten Sie in Berlin. Was sind Ihre aktuellen Projekte?

Kaiser: Wir beide arbeiten als freie Schauspieler, was heisst, dass wir häufig an anderen Orten im deutschsprachigen Raum arbeiten. In Bremen, Salzburg, Chur, Basel, Essen, Rheinsberg, Winterthur, Oberhausen, Luzern, Kempten im Allgäu, Solothurn usw.

Berlin ist eine Weltmetropole, Gossau im Vergleich dazu eine Provinz. Gibt es dennoch Parallelen?

Kaiser: Die gibt es auf jeden Fall! Berlin ist voll von Leuten, die aus kleinen Dörfern auf dem Land kommen.

Woran erinnern Sie sich gerne?

Kaiser: Fast täglich und sehr gerne erinnere ich mich an Gossau! Das Grüt war und ist immer noch «the place to be». Mir tut jeder leid, der noch nie hier war!

Dieterle: Als wir 1967 aus der Stadt Zürich ins Grüt zogen, war alles sehr dörflich, bäuerlich und übersichtlich, es gab nur wenige Wohnüberbauungen. In der Primarschule waren wir mehrere Klassen in einem Zimmer. Toll fand ich immer den Schulsilvester. Sehr aufregend, morgens um 4 Uhr Lärm machen zu dürfen und die Leute zu ärgern. Wir rauchten Zigaretten hinter dem Grütner Spritzenhäuschen, und es wurde einem sofort schlecht (lacht).

Gossau wurde dann aber doch zu klein für Sie…

Dieterle: Mit dem Berufswunsch, ein professioneller Schauspieler zu werden, war klar, dass ich Gossau verlassen musste. So landete ich 1980 im Ruhrgebiet, in der damaligen Kohle- und Industriestadt Essen. Ein grösserer Kontrast zum Zürcher Oberland ist kaum vorstellbar.

Kaiser: Ich bin in München gelandet. Das war sehr schön und da bin ich heute noch sehr gerne. Wie auch in Essen, wo ich zweimal längere Zeit gelebt habe.

Schauen Sie noch ab und zu in Gossau vorbei?

Kaiser: Ja, ziemlich regelmässig. Dieterle: Ich bin oft und gerne hier. Meine 93-jährige Mutter lebt noch immer in unserem Haus. Auch meine Schwester Claudia wohnt hier. Ausserdem arbeite ich immer wieder in der Schweiz, auch mit meiner Schwester, die Sängerin und Schauspielerin ist.

Buchlesung «Der alte König in seinem Exil»


Freitag, 3. Februar 2023, 20 Uhr
Türöffnung 19.30 Uhr

GARAGE Wetzikon
Bahnhofstrasse 24, 8620 Wetzikon

Eintritt: Fr. 25.– / Fr. 20.– für Mitglieder

www.garagewetzikon.ch

Barbara Tudor