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Wetzikon
12.01.2023

Massive Mehrkosten für den Umbau der Gewerblichen Berufsschule Wetzikon

Der Umbau der Gewerblichen Berufsschule Wetzikon kostet rund ein Drittel mehr als geplant.
Der Umbau der Gewerblichen Berufsschule Wetzikon kostet rund ein Drittel mehr als geplant. Bild: Gewerbliche Berufsschule Wetzikon
Der Regierungsrat hat für den Umbau der Gewerblichen Berufsschule Wetzikon (GBW) einen weiteren Kredit von 11,8 Mio. Franken bewilligt. Grund sind mehrere Faktoren. Eine von ihnen betrifft die massiven Bau- und Materialpreis-Steigerungen.

An der Gewerblichen Berufsschule Wetzikon (GBW) werden 2500 Lernende in zwölf Berufen der Berufsfelder Auto, Bau, Elektro, Garten, Holz und Unterhalt ausgebildet. Durchschnittlich sind pro Tag rund 670 Lernende anwesend. Die ältesten zwei Gebäude stammen aus den Jahren 1961 und 1968. 1984 wurde ein Erweiterungsbau erstellt und 1999 einer der Trakte aufgestockt.

Verschiedene Bauteile haben das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und müssen erneuert oder ersetzt werden. Es ist eine umfassende Gesamtinstandsetzung erforderlich. Im Dezember 2021 wurden dafür insgesamt 37,3 Mio. Franken bewilligt (Zürioberland24 berichtete).

Zweiter Teil ab Sommer 2024

In der Zwischenzeit wurde ein grosser Teil der Ausführungsplanung, einschliesslich der Mehrheit der Ausschreibungen und eines Teils der Vergaben, vorgenommen. Wie geplant zog der erste Teil der Schule am Ende des Schuljahres 2021/2022 im Juli 2022 aus und verlagerte den Schulbetrieb in die Ersatzflächen an der Schellerstrasse. Nach Abschluss der ersten Etappe erfolgt ab Sommer 2024 die Rochade mit dem zweiten Teil.

Unvorhersehbarer Verlauf der Ausschreibungen

Das Zusammentreffen von insgesamt drei Faktoren, von denen jeweils einer für sich alleine noch keine schwerwiegenden Auswirkungen hätte, führte gemäss Mitteilung des Regierungsrats zu einem unvorhersehbaren Verlauf der Ausschreibungen.

Die Ausschreibungen seien in einer aussergewöhnlichen Marktsituation mit massiven Bau- und Materialpreissteigerungen erfolgt. Gründe dafür seien hauptsächlich der grossflächige Corona-Lockdown in China sowie der Krieg in der Ukraine und dadurch verschärfte Lieferkettenprobleme.

Diese Tendenz spiegle sich auch in einzelnen Materialpreisindizes der Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren, die zum Teil um ein Mehrfaches höher liegen als der – dem Kostenvoranschlag zugrunde liegende – Index der Zürcher Wohnbaupreise. Zu den gestiegenen Baumaterialpreisen kommen die gestiegenen Energie- und Transportkosten wie auch eine Unsicherheit der Unternehmen betreffend Lohnentwicklung, so der Regierungsrat weiter.

Bauvorhaben für Unternehmen unattraktiv

Das Bauvorhaben erstreckt sich über Bestandsbauten unterschiedlichen Alters und Zustandes. Das Bauvorhaben dauert dreieinhalb Jahre und sei komplex. Die Ausführung erfolge wegen der Rochadeplanung in zwei Etappen. Damit verbunden seien Risiken zur Preisstabilität und Liefersicherheit, die das Bauvorhaben für Unternehmen unattraktiv mache.

Auslastung des Baugewerbes hoch

Als dritten Grund nennt der Regierungsrat die derzeitige Auslastung des Baugewerbes, welche hoch sei und nur wenig freie Kapazitäten habe. Dazu komme der derzeitige Personal- und Fachkräftemangel in der Baubranche. Diese Situation habe sich im Laufe des Jahres 2022 verschärft. Der starke Anstieg der Energiekosten habe diesen Effekt noch weiter verstärkt. Da Lieferanten keine langfristig verlässlichen Preise abgeben können, würden viele Unternehmen auf eine Offertstellung verzichten.

Aufgrund des Zusammentreffens dieser drei Faktoren würden viele potenzielle Anbietende das unternehmerische Risiko als zu gross beurteilen, um eine langfristig gültige Offerte über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren abzugeben. Dies führe zu einer Situation, die es in dieser Form bisher kaum gegeben habe. Bisher seien für die Anbietenden Aufträge tendenziell attraktiv gewesen, die sich über mehrere Etappen erstrecken und somit längerfristig zur guten Auslastung beitragen.

Kumulation von nicht vorhersehbaren Kostenfaktoren

Der Offertrücklauf für einen Grossteil der Bauarbeiten erfolgt laut Regierungsrat seit Anfang 2022 und falle somit genau in diese ausserordentliche Marktsituation mit einer Kumulation von nicht vorhersehbaren, negativen Kostenfaktoren. Zwar bewege sich ein Grossteil der Offerten im Rahmen des Kostenvoranschlages. Einige gewichtigen Ausschreibungen mussten jedoch abgebrochen und wiederholt werden, allerdings mit geringem Erfolg.

Negative Folgen für Einhaltung des KV

Die Folgen für die Einhaltung des Kostenvoranschlages (KV) seien entsprechend negativ: Bei den bisher 36 erfolgten oder noch laufenden Vergaben (76 % des KV)  beträgt die Differenz gemäss Mitteilung fast 7,4 Mio. Franken. Weitere 35 Submissionen mit einem verbleibenden KV-Anteil von 24 % seien noch ausstehend.

Annahmen und Unschärfen

Die Auslegung des Instandsetzungs-Konzeptes habe sich auf Annahmen gestützt. Dazu kamen der sehr knappe Zeitplan im Zusammenhang mit dem Umzug in das Rochadeobjekt an der Schellerstrasse und der entsprechende Termindruck. All das habe nachträglich zu Erkenntnissen geführt, die eine angepasste Eingriffstiefe erfordern würden, z. B. bei Abbrüchen oder Heizungsinstallationen. Zudem führten Unschärfen in der ursprünglichen Planung zu einer weiteren Kostenerhöhung gegenüber dem KV.

Projektunterbruch käme zur Unzeit

Aufgrund der umfangreichen Zusatzkosten wurde das weitere Vorgehen analysiert. Ein Projektunterbruch mit grundsätzlicher Neuausrichtung der Gesamtinstandsetzung käme zur Unzeit, da von der Schule bereits der Ersatzschulraum bezogen wurde und die Baustelle in Betrieb ist. Ein Projektunterbruch hätte negative Auswirkungen auf die Kosten wie z. B. zusätzliche Mietkosten, höhere Planungskosten sowie auf die Termine (verzögerte Belegung des Schulraums Schellerstrasse durch andere Schulen).

Selbst bei einer Neuausrichtung des Vorhabens könnte wohl nur auf wenige Projektbestandteile verzichtet werden, argumentiert der Regierungsrat weiter. Fast alle Baumassnahmen seien entweder auf den unausweichlichen Instandsetzungsbedarf oder auf die ausgewiesenen Bedürfnisse einer zeitgerechten Schule zurückzuführen.

Separate Ausschreibungen kommen nicht infrage

Ein Trennen der beiden Etappen mit separaten Ausschreibungen komme aus technischen Gründen nicht infrage. Die gesamte Haustechnik der beiden Gebäudeteile sei verknüpft, weshalb die Arbeiten der jeweiligen Gattung (z. B. Sanitär oder Elektriker) vom selben Unternehmen ausgeführt werden müssen. Andernfalls wäre mit gebäudetechnischen Schnittstellenproblemen zu rechnen, so der Regierungsrat.

11,8 Mio. Franken zusätzlich

Aus den genannten Gründen soll das Projekt gemäss bestehender Planung und unverändertem Bezugszeitpunkt umgesetzt werden. Für den Kostenanstieg ist eine zusätzliche Ausgabe zu bewilligen.

Damit die baulichen Massnahmen weitergeführt werden können, ist gemäss Mitteilung ein zusätzlicher Betrag von 11'800'000 Franken notwendig. Die Kosten für die Gesamtinstandsetzung der GBW belaufen sich gemäss KV vom 3. Oktober 2022 neu auf gut 49 Millionen Franken. Ursprünglich geplant waren 37,3 Millionen.

> Regierungsrats-Beschluss

Zürioberland24