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Gossau ZH
05.05.2022
25.08.2024 11:12 Uhr

«Offenere Kommunikation und mehr Zeit für die Schüler»

Patrick Umbach kandidiert im 2. Wahlgang fürs Gossauer Schulpräsidium.
Patrick Umbach kandidiert im 2. Wahlgang fürs Gossauer Schulpräsidium. Bild: zvg
An den Erneuerungswahlen vom 27. März 2022 wurde Patrick Umbach neu in die Schulpflege gewählt, fürs Präsidium hatte es aber nicht gereicht, weshalb er am 15. Mai noch einmal antritt. Die 'Gossauer Post' hat ihn zur Wahl und zu seinen politischen Zielen befragt.

Gossauer Post: Patrick Umbach, Sie wurden neu in die Gossauer Schulpflege gewählt und das sogar mit den zweitmeisten Stimmen hinter Debora Heusser. Fürs Schulpräsidium, für das Sie auch kandidiert haben, hat es aber nicht gereicht. Woran lag’s?

Patrick Umbach: Christoph Romer hat trotz des Rückzugs seiner Kandidatur noch sehr viele Stimmen gemacht. Wäre ein grösserer Teil dieser Stimmen unter den Kandidierenden verteilt worden, hätte es vielleicht keinen zweiten Wahlgang gebraucht.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für die Schulpflege zu engagieren?

Die Resource Bildung ist ein für die Schweiz sehr wichtiges Gut, wenn nicht das wichtigste. Ich selbst habe sehr viel Zeit als Lernender im schweizerischen Bildungssystem verbracht und darf auch jetzt als Vater eines schulpflichtigen Kindes wieder meine Erfahrungen damit machen. Meines Erachtens müssen wir unserem Bildungssystem, das grundsätzlich gut ist, das aber vor immer grössere Herausforderungen gestellt wird, Sorge tragen. Neben der in den letzten Jahren erfolgten Professionalisierung bleibt dazu das Engagement auf lokaler Ebene in den Schulpflegen von Bedeutung.

«Die Ressource Bildung ist ein für die Schweiz sehr wichtiges Gut, wenn nicht das wichtigste.»
Patrick Umbach

Eines Ihrer Themen im Wahlkampf ist die Kommunikation der Schulpflege. Was läuft Ihrer Meinung nach heute nicht gut?

Die Kommunikation der Gossauer Schulpflege ist in den letzten Jahren zurückhaltend und hauptsächlich reaktiv gewesen, was zu Irritationen geführt hat. Meines Erachtens muss die Kommunikation proaktiv erfolgen und es sollte auch öfter mitgeteilt werden, wo sich Betroffene oder Interessierte mit Fragen, Lob oder Kritik hinwenden können.

Sie möchten sich auch fürs Lehrpersonal einsetzen, damit sich diese wertgeschätzt fühlen. Was meinen Sie damit genau?

Die derzeitige Bildungspolitik – insbesondere, aber nicht ausschliesslich mit dem integrativen Schulmodell – stellt sehr hohe, wenn nicht überhöhte Anforderungen an das Lehrpersonal. Wenn es da zu Problemen kommt, wird schnell die Ursache in menschlichen Unzulänglichkeiten gesucht. Ich möchte hier den Lehrpersonen mit grundsätzlicher Dankbarkeit dafür begegnen, dass sie ihren Job kompetent und engagiert wahrnehmen.

«Ich versuche stets, Probleme in einer systematischen Weise zu erfassen und realitätsbezogen zu lösen.»
Patrick Umbach

Seit 2014 sind Sie in der RPK tätig, beruflich sind Sie Jurist. Also viel Arbeit mit harten Zahlen und Fakten. Inwieweit denken Sie, können Sie sich in der Schule einbringen, wo es auch viele weiche Faktoren gibt?

Bei der Arbeit der RPK hat sich dadurch, dass die finanztechnische Prüfung von einer professionellen Revisionsgesellschaft vorgenommen wird, das Gewicht der Tätigkeit auf die finanzpolitischen Aspekte der Arbeit verschoben. Damit ist das Sehen von Zusammenhängen und Abhängigkeiten verschiedener Bereiche wichtig geworden.

Auch in der Welt der Rechtsanwälte wie überhaupt in der Wirtschaft sind die sogenannten weichen Fakten von grosser Bedeutung: Wie fühlt sich eine Person bzw. ein Personenkreis? Wie kommt etwas bei ihnen an? Wichtig ist, dass man Unsicherheiten bezüglich der tatsächlichen Faktenlage nicht durch Mutmassungen oder durch die Erfindung alternativer Fakten kompensiert.

Sie sind selber Vater und kennen das Gossauer Schulsystem. Was finden Sie an der Schule Gossau positiv, was sollte Ihrer Meinung nach verbessert werden?

Positiv an der Gossauer Schule ist ihre lokale Verankerung. Die allermeisten Schülerinnen und Schüler können den Schulweg ohne Fahrdienst bewältigen und die Schule findet in Gossau nicht irgendwo im Abseits auf einer grünen Wiese statt. Die Schüler:innen gehören zum Dorfbild bzw. zum Bild der einzelnen Wachten. Eine Konsequenz davon ist jedoch eine gewisse Heterogenität, welche die Zusammenarbeit, auch übergreifend mit anderen Gemeindeinstitutionen, und die Führung der einzelnen Schulen sicher nicht einfacher macht. In diesen Bereichen lassen sich sicher noch Verbesserungen erzielen.

Wenn Sie am 15. Mai als Schulpräsident gewählt werden. Welche drei konkreten Massnahmen werden Sie umsetzen?

Als Schulpräsident allein kann ich gar keine Massnahmen umsetzen, denn Entscheidkörper ist die Schulpflege. Zusammen mit der Schulpflege möchte ich jedoch an folgenden Punkten arbeiten:

  1. Etablierung einer Organisation zur Bewältigung von grösseren und kleineren Krisen.
  2. Überarbeitung des Kommunikationskonzepts im Hinblick auf eine proaktivere Kommunikation.
  3. Entlastung der Schulleitungen und Lehrpersonen von Aufgaben, die nicht notwendigerweise durch diese wahrgenommen werden müssen, damit Schulleitungen und Lehrpersonen wieder mehr Zeit für alle Schüler:innen haben.

Letzte Frage: Was gefällt Ihnen an Gossau besonders?

Der dörfliche Charakter und der Umstand, dass ein grosser Teil der Bevölkerung in Gossau verankert ist und nicht nur in Gossau schläft.

Barbara Tudor